Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. A Szent István Király Múzeum Évkönyve. 26. 1989-1992 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1997)

Tanulmányok – Abhandlungen - Kiss Attila: Die goldene Schildrahmen von Sárvíz aus dem 5. Jarhundert und der Skirenkönig Edica. p. 83–132.

Vatikanischen Museum (Gastaldi 1546) (Abb. 22-23). Laut Mitteilung von J. F i t z war der Sárvíz in der Römerzeit noch in der Höhe von Gorsium/Tác - anhand von Bauspuren (Hafen?) - beschiffbar (Fitz 1994 321), allenfalls nach damaligen Begriffen. "Die Schifbar­keitsgrenze lag im frühen Mittelalter außerordentlich weit flußaufwärts. Wie Karl d.Gr. Kanalbbauprojekt zwischen Rezat und Altmühl zeigt, waren selbst Bäche von etwa 4 m breite und 60 cm Wassertiefe schiffbar." (Ellmers 1972, 232, [Postscriptum: Eckoldt 1986, Ellmers 1989, Janssen 1989 197-2o2, 221-223]). Über ein halbes Jahrtausend erfüllte der Sárvíz die Funktion einer Grenze, in der Frühbronzezeit zwischen den Kulturen Somogyvár-Vinkovci und Makó (Kosihy­Caka) und in der Spätbronzezeit zwischen den Kulturen Kisapostag (sodann inkrustierte Keramik) und Nagyrév (sodann Vatya) (Bandi 1982, 166; Bandi 1979-80, Abb.3; Bandi 1981, Taf.12; Bandi, 1982, Abb. 10; Kalicz 1982, Abb. 6-8; Kalicz-Schreiber 1982, Abb. 2-4; Kovács 1982, Abb. 2, 7). Früher konnte auch ich nicht entscheiden, wo die nordöstliche Grenze des ostgotischen Siedlungsgebietes verlief und zog dementsprechend ihre Linie nur theoretisch von der nordöstli-chen Ecke des Balaton bis zur Donau (Kiss 1979, 332, Abb.l). Später, im Zusammenhang mit den Funden von Szabadbattyán, meinte ich, die Grenzlinie etwas weiter nördlich ziehen zu dürfen (Kiss 1980 112). Nach Berücksichtigung des Sárvíz wird nun dieses Bild viel verständlicher: Der Sárvíz bietet sich als nordöstliche, und wir wollen hinzufügen: als natürliche Grenze des ostgotischen Siedlungsgebietes an. Mit dieser Vermutung würde sich die Grenze in Richtung NW etwas weiter nach Norden verschieben, hingegen nicht in östlicher Richtung im geraden Winkel auf die Donau auslaufen, sondern diese in Richtung SSO erreichen. Somit wäre das ostgotische Siedlungsgebiet von einer natürlichen Verteidigungslinie umschlossen. Diese Grenze dürften sich die Ostgoten 456, zwei Jahre nach der Schlacht am Nadao, ausgewählt haben, zwei Jahre nachdem sie auf der Seite der besiegten Hunnen gekämpft (Wolfram 1979, 321-322) und sich als Flüchtlinge mit oströmischer Zustimmung in Pannonién niedergelassen haben. Bei der Auswahl ihres Sied­lungsgebietes hatten sie also allen Grund, sich vor den Siegern im Hunnenkrieg hinter natürliche, relativ verteidigungsfähige Grenzen (Balaton-Sárvíz-Donau) zurückzuziehen. Diese Vorsicht war von den Kräfteverhältnissen nach 456 nicht mehr geboten, doch zur Zeit ihrer Ansiedelung war dies noch nicht kal­kulierbar. Von den Fundorten, die ich 1979 für ostgotisch hielt, befinden sich nur fünf an der Osttseite des Sárvíz (Kiss 1979 Nr. 9: Fadd; Nr.20: Mözs, Nr.21: Nagydorog, Nr.32: Szekszárd-Palánk, Nr.36: Tolna); dem sind allerdings auch die Funde von Szabadbattyán (Kiss 1980) hinzuzufügen. Zum anderen ist der an der Ostseite des Sárvíz vermutete ostgotische Fundort Nemeskér (Kovrig 1959, 211, PI. III, 8-11; Kiss 1979, Nr. 23) "erloschen", denn der einst irrtümlich festgelegte Fundort des gekauften Fundgutes wurde nach den Forschungen von I. В ó n a in die Gegend von Oros (Komitat Szabolcs-Szatmár) verlegt (Bona 1986, 71, Anm. 253). Es läßt sich also sagen, daß der Sárvíz am NO-Rand des ostgotischen Siedlungsgebietes verlief; an dieser Feststellung ändert auch der Umstand nichts, daß den verändertem Kräfteverhältnissen entsprechend einige ostgotische Wohnorte auch an der Ostseite des Flusses entstehen konnten (falls das Material dieser Fundorte sich, meiner Vermutung gemäß, tatsächlich als ostgotisch erweits). 2. Kann der Fund von Sárvíz ostgotisch sein? Es ist nun die in der Überschrift gestellte Frage fällig: Kann der Schildrahmen von Sárvíz, wie vom Verfasser dieser Zeilen früher vermutet (Kiss 1979, Nr. 23), ein ostgotischer Fund sein? An die Frage können wir von verschiedenen Seiten herangehen: Kann der Fund von Sárvíz (im Prinzip) ein Grabfund sein? Etwa aus dem Grab eines ostgotischen Königs? Kann es sich um ein Schatzdepot oder um eine Opfergabe handeln? 2a. Kann der Fund von Sárvíz ein Grabfund sein? Gegen diese Einstufung spricht vor allem der Fundort (Bett eines Wasserflusses, versumpftes Flußbett). Infolge .des versumpften Laufes des Sárvíz wird auch die Vermutung unwahrscheinlich, wonach der Fund aus einem Grab am Flußufer stammen könnte, dessen Erde vom Fluß wegge-schwemmt wurde und das Grab somit in den Fluß versank. Die Möglichkeit eines Grabfundes müssen wir also als unbeweisbar bzw. unwahrscheinlich ablehnen. 2b. Kann der Fund dennoch aus dem Grab eines ostgotischen Königs stammen? Wohl nicht, denn 1) nach unseren gegenwärtigen Wissensstand gibt es in den Gräbern der Ostgoten niemals Waffen (Werner 1956b, 227; Bierbrauer 1975, 68-69), warum sollte es sie gerade in den Königsgräbern geben? 2) unwahrscheinlich, daß ein König gerade am Rand des ostgotischen Siedlungsgebietes begraben worden wäre; 3) im Zeitraum von 456 bis 473 ist von den ostgotischen Königen nur Valamer in Pannonién gestorben, aber - wie aus schriftlichen Angaben (Jord. Get. 275-276) zu schließen - nicht in Valeria, sondern in Pannónia Secunda (Kiss 1983, 95-99). Die Möglichkeit, der Schildrahmen von Sárvíz könnte aus dem Grab des Valamer stammen, können wir also getrost ausschließen. 110

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