Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. A Szent István Király Múzeum Évkönyve. 26. 1989-1992 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1997)

Tanulmányok – Abhandlungen - Kiss Attila: Die goldene Schildrahmen von Sárvíz aus dem 5. Jarhundert und der Skirenkönig Edica. p. 83–132.

Der Verfasser dieser Zeilen zählte 1979 auf stil­kritischer Basis, doch gleichfalls ohne jede Begründung, den Fund von Sárvíz zu jenen Funden, die während des Aufenthaltes der Ostgoten in Pannonién (456 - 473) vergraben werden konnten (Kiss 1979, 337, Nr.8). Gegenüber der stilkritischen Methode oder damit gleichlaufend ist im Falle der cloisonnierten Gegenstände eine neue, eher auf technischen Grundlagen beruhende Untersuchung mit mehr Sicherheit anzuwenden (Arrhenius 1971, 1985). Diese Methode beruht darauf, daß die Form der zur cloisonné-Technik benützten Granat/Al-mandin-Steine sich von den frühen, einfacheren geometrischen Formen in Richtung der späteren, komplizierteren formen entwickelte. Gleichlaufend mit diesem Prozeß, d.h. eigentlich mit dem Fortschritt des handwerklichen Wissens, wurde nicht nur die Form der Steine komplizierter, sondern auch ihre Größe geringer, was die Verwendung eines viel feineren, zur gewünschten figuralen Darstellung dessen geeignetes Rohstoffes ermöglichte. Das ist die allgemeine Entwicklungsregel der Cloisonnierung. Doch ist innerhalb des Gesamtprozesses am Anfang noch ein Entwicklung­strend zu beobachten, der für uns von besonderem Interesse sein dürfte: 1. In der ersten Konstruktionsphase erscheinen gewisse Typen der einfachsten geometrischen Elemente nach be­stimmten Gesetzmäßigkeiten. Am frühesten kamen z.B. die oblongen Steine (Elemente "a") nebeneinander und bildeten ein Band (Abb. 9:1): z.B. Szilágysomlyó, am Kopfrand eines Fibelpaares mit Löwenfigur (Hampel 1905, III, 24 = Fettich 1932, Taf. II, 1-2), Szilágysomlyó, am Rand der Onyx-Fibel (Hampel 1905, III. 26 = Fettich 1932, Taf. VII, 1, IX, 1), Szilágysomlyó, an den Bügeln der Fibelpaare Nr. 3-4, 8-9, 10-11, 12-13 (Hampel 1905, III. 20, 22, 23 = Fettich 1932, Taf. XIV, XXIII, XXV, XXVIII), doch bestand diese Dekoration noch viel länger (z.B. Apahida - Pendilia: Hampel 1905, III, 36, 45), Tournai - Childerich-Grab: Chiflet 1655, 203-204, 226; Böhner 1980, Taf. 31, la-d). 2. In der nächsten, von mir vermuteten typologischen Etappe schließt sich der einen Seite der Steine je ein separates Element (Element "b", gleichschenkeliges Dreieck) an (Abb. 9:2). Den Beispielen zufolge (Bakod­puszta - Armband (Hampel 1905, 111.2,2; Fettich 1951, Taf. XV, 1-2, XVI; Kiss 1983, Abb. 5,3,8), Pouan (Salin­France-Lanord 1956, fig.9; Gallien 1980, 191), Umgebung von Kiew (Kiss 1983, Abb. 17) stabilisierte sich dieser Anschluß in einer Sägeverzahnung. In einer komplizierteren Variante treten an die Stelle der drei­eckigen Formen fünfeckige Steine. 3. In der 3. Phase wurden die zwei Säge Verzahnungen (Bakodpuszta/Pouan/Kiew) einander gegenübergestellt so, daß sich die Spitzen der Sägezähne berühren (Abb.9:3,l) (z.B. Domagnano: Bierbrauer 1973, Taf. 38,1 = Abb. 4, 1-3). Als eine Variante/Lösung kännen hierbei die oblongen Formen wegbleiben (Abb. 9:3,2) (z.B. Domagnano: Bierbrauer 1973, Taf. 38,2a = Abb. 4,4), und so entstand ein weiteres, rhombisches oder quadratisches Element (Element "c"). Eine interessante Lösung, wobei sich die Quadrate/Rhomben überdecken (Abb. 9:3,3) erscheint an der Rippe der Fibel von Testona (Bierbrauer 1973, Taf. 39, 2). 4. In der folgenden Etappe wurde der Abstand zwischen den beiden gegenüberstehenden, voneinander jedoch ein wenig ferngehaltenen verzahnten Bänder ("a" + "b" bzw. "b" + "a") mit einer langen, geraden Rippe überbrückt, wodurch ein neues, wabenförmiges Element ("d") entstand. Mit einer geringen Abweichung steht damit im wesentlichen bereits die Struktur des Fundes von Sárvíz vor unseren Augen (Abb.9:4): "a" + "b" + "d" + "c" + "b" + "a". 5. Wohl das höchstentwickelte Exemplar dieser, auf geometrische Elemente aufgebauten Kompositionsreihe können wir an den Sattelbeschlägen von Ravenna erblicken (Bierbrauer 1973 Taf. 40; Bierbrauer 1975, Taf. 30, 1-2) Die Verzierung des Sattelbeschlages von Ravenna (Vierck 1972; analytische Zeichnung nach De Linas 1887 P. XIII, 4) ist in drei Streifen aufzuteilen (Abb. 9:5): In der Mitte befindet sich der Streifen "A", mit je einem Streifen "B" an beiden Seiten; einen der letzteren schließt ein Band ab, bestehend aus Elementen "a". An beiden Rändern des Streifens "A", symmetrisch zur Läggsachse, sind Elemente "a - b - c" bzw. "c - b - a" angeordnet; in der Symmetrieachse befindet sich eine merkwürdige Variante des Elementes "c" (vgl. Abb. 9:3,3 ­Testona: Bierbrauer 1973 Taf. 39, 2), und verläuft hier als Element "d", welches die symmetrisch angeordneten Elemente "a - b - c" bzw. "c - b - a" verbindet. Das an beiden Seiten des Elementes "A" verlaufende Element "B" besteht aus zwei Teilen (Abb.9:B,l - B,4): einer Reihe von Elementen "a" und einem Element "e", welches eigentlich als eine weiterentwickelte Variante des Elementes "b" anzusehen ist (Abb.9:B,4). Aufgrund des Gesagten ist der Fund von Sárvíz (с) - typologisch - in bezug auf die Dekoration zwischen die Funde von Bakodpuszta (a) und Pouan (b) sowie des Fundes von Ravenna (d) einzuordnen und kann daher so datiert werden, daß wir die typologisch vorausgehenden und nachfolgenden Funde datieren und daraus auf das Alter des Fundes von Sárvíz Schlüsse ziehen. (a) Die Funde von Bakodpuszta datierte die archäo­logische Forschung vom 2. Drittel oder 3. Viertel des 5. Jh. (vgl. die Zusammenstellung Kiss 1983, Tabelle bb. loi, bzw. Kiss 1983, 112). (b) Die Funde von Pouan - zusammen mit dem Grab von Childerich (+482) und dem Fund von Izenave ­wurden von Werner (1956a, 44) zwischen die Ära von Attila (445-453) und von Chlodwig (482-511) eingeordnet. Seinen Spuren folgend, hält H. A m e n t die Funde von Apahida I. - Blucina - Rüdern - Pouan für etwas älter als das Childerich-Grab (1970, 62). 93

Next

/
Thumbnails
Contents