Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 25. – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1995)

Rei Cretariae Romanae Fautorum Acta XXXIV - Kuzmová, K.: Pannonische Reliefkeramik aus Bińa. p. 195–198.

Abb. 1 Pannonische Reliefkeramik - Fundstellen im Barbarikum und Töpferwerkstätten in Ostpannonien (Punkt - germanische Siedlung; Viereck - Militärlager; Dreieck - Reliefkeramik herstellende Töpferwerkstatt) . Bei der Untersuchung der Provenienz der Relief­keramik aus Bina ist es schon auf den ersten Blick klar, daß sie ein fremdartiges und bisher vereinzeltes Element im Milieu des germanischen Barbarikum darstellt. In Anbetracht der Nähe der Provinz Pannonién und der Rolle, die diese bei der Distribution der Keramik in die Gebiete nördlich der Donau spielte (KUZMOVÁ - ROTH 1988, 162-183), müßten die Hersteller vor allem in den pannonischen Töpferwerkstätten gesucht werden. Nach der Lage der Fundstelle im Vorfeld des nordpannonischen Limes kämen in erster Linie die Werkstätten in Brigetio oder in Aquincum in Betracht, die bestrebt waren, Terra sigillata nachzuahmen (Abb. 1). Unter ihren Erzeugnissen kommt meines Wissens keine Reliefkeramik vor, die in ihrer Qualität und Verzierung dem Fund aus Bina ähnlich ist. Als gewisse Parallele und einstweilen auch als nächststehende Analogie könnte etwa die reliefverzierte Scherbe aus Tokod betrachtet werden (Gabler 1976, 151­153, Abb. 3-5) und ebenfalls manche Erzeugnisse der Töpfer aus Gorsium, die von den Werkstätten in Aquincum und der lokalen Stempelkeramik beeinflußt waren (Bánki 1976, 142). Die Schüssel aus Bifta verbindet mit dem Fund aus Tokod meiner Ansicht nach das Tiermotiv, dessen Teile von D. G a b 1 e r (1976, 153, Abb. 5b, e) als Stier publiziert wurden. Aufgrund des Vergleiches der beiden Stücke ist jedoch anzunehmen, daß die Tokoder Verzierungselemente als Vorder- und Hinterteil desselben Tieres (des springenden Hasen ?) interpretierbar sind (Abb. 4:9,10,11). Auf dem im Barbarikum gefundenen Bruchstück ist es in verkleinerter und vereinfachter Gestalt dargestellt (Abb. 3:3; 4:6). Vorausgesetzt, daß sich in der Verzierung der pannonischen Sigillata-Nach­ahmungen auch Elemente der südgallischen Werkstätten widerspiegeln (Gabler 1976), könnte eine Vorlage dieses Motivs der springende Hase nach rechts aus La Graufesenque gewesen sein (OSWALD 1936/37, 2082; Abb. 4:7). Nicht unbeachtet bleiben darf jedoch einer der ausgeprägten Züge der Darstellung aus Bina, und zwar die deutliche Trennung des Maules vom übrigen Teil des Tierkopfes, die auffallend einem Verzierungselement aus Rheinzabern ähnelt, das als springender Ziegenbock nach rechts interpretiert wurde (RICKEN - FISCHER 1963, T 126; Abb. 4:8). Was die Parallele aus Gorsium betrifft, ist auf dieser Reliefkeramik das Motiv eines gegliederten Blattes zu erkennen (Bánki 1976, 142, Taf. 4; Abb. 4:2), das an das dreiteilige Blatt der oberen Randverzierung der Schüssel aus Bina erinnert. Nicht ausschließen darf man dabei jedoch einen Zusammenhang zwischen diesem Ornament und dem Blattmotiv auf der Stempelkeramik aus dem angeführten pannonischen Fundort (Fitz - Lányi - Bánki 1976, 136, Nr. 184, Taf. IX: 12; Abb. 4:3). Zu dem dreiteiligen gezackten Blatt von der unteren Rand­verzierung konnte bisher keine nähere Analogie gefunden werden. Dieses Verzierungselement konnte durch Stilisierung mehrerer Typen von drei- evtl. sogar fünfteiligen Blättern entstanden sein, die auf Sigillaten und ihren pannonischen Nachahmungen vorkommen, aber auch als eigene Erfindung des Töpfers. Das einzige anthropomorphe Motiv auf der unter­suchten Keramik ist der Krieger mit Lanze. Als Vorlage dafür konnte wahrscheinlich ein Verzierungselement aus La Graufesenque gedient haben, von welchem es sich durch die Größe, die vereinfachte Auffassung und insbesondere durch die Darstellung der unteren Beinpartien unterscheidet (OSWALD 1936/37, 580; Abb. 4:4,5). Die vorgelegte Reliefkeramik aus Bifta kann aufgrund der Fundumstände und Begleitfunde, vor allem der Terra sigillata, allgemein in die zweite Hälfte des 2. bis erste Hälfte des 3. Jahrhunderts datiert werden. Die zeitliche Einstufung der Tätigkeit der pannonische Terra sigillata nachahmenden Töpferwerkstätten (Gabler 1976, 154-155; Bánki 1976, 142-143) gestattet, diese Datierung auf die zweite Hälfte des 2. Jahrhunderts einzuengen. Das Auftauchen des angeführten Fundes wirft mehrere Fragen auf, besonders im Zusammenhang mit der näheren Eingrenzung des Produktionsbereiches und der chronologischen Bestimmung, deren Behandlung weitere Studien der betreffenden pannonischen Keramik erfordert. 196

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