Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 24. 1986-1988 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1990)

Tanulmányok – Abhandlungen - Lukács László: Volkstümliche Faschingsbräuche im Komitat Fejér. p. 83–91. t. I–IV.

Alba Regia, XXIV, 1990 L. LUKÁCS VOLKSTÜMLICHE FASCHINGSBRÄUCHE IM KOMITAT FEJÉR Meinem Wiener Professor Richard Wolfram zu Ehren seines 90. Geburtstags gewidmet Der Fasching ist die Hauptperiode der verschiedenen Mum­menspiele, der Heischebräuche, der maskierten Aufzüge. Schon Péter Bod betrachtete diese Handlungen für den Fasching als besonders bezeichnend, wenn er in seinem Buch Szent Heor­tokrätes, erschienen 1757, folgendes schreibt: „Denn manche trugen Masken, zogen die Kleider verschiedener Geschlechter an und vollbrachten viel Unfug und Ungehörigkeiten: Einige verhüllten sich in Gewänder, darauf vielerlei Figuren, und prä­sentierten sich als Seelen, die aus der Hölle kamen; worauf gar viele sehr richtig sagten, es sei dies ein Teufelsfest." (BOD 1982, 95-96.) In seinem Werk Játék és maszk (Spiel und Maske) betonte Zoltán Új vary, im Kreis der Faschingstraditionen kämen fast alle Typen und Varianten der Masken- und Mum­menspiele vor (1983, 1, 53). Nachstehend möchte ich diese volks­tümlichen Faschingsbräuche im Komitat Fejér (Weißenburg) schildern. (Abb. 1) Ein anschauliches Dokument von einem städtischen Fa­schingsaufzuges ist eine Photographie, die im Jahre 1924 als Geschenk von József Lichtneckert in den Besitz des König Stephan Museums gelangte. (Taf. I. 1.) An der Rückseite ist zu lesen: „Aufzug am Faschingsdienstag. Veranstaltet von der Feuerwehr, um 1900." Das Photo wurde im Hof der Feuerwehr­kaserne von Székesfehérvár (Stuhlweißenburg) aufgenommen, nach erfolgter Maskierung, vor dem Start des Umzuges. Das recht unscharfe Bild zeigt 24 maskierte Figuren, davon sitzen sechs hoch zu Roß, einer auf Eselsrücken, während die übrigen in Pferdewagen stehen. Die auf dem Esel sitzende Figur trägt auf dem Kopf eine Eselsmaske. Auf dem linken Wagen steht der weiß gekleidete Tod mit einer Sense, links nebenan vielleicht eine als Bär maskierte Figur, hinten ein arabischer oder französischer Kolonialsoldat, in einen Burnus gekleidet, mit einem Tschako auf dem Kopf. Auf dem rechten Wagen steht eine schwarz gekleidete Figur, mit einer Totenkopfmaske auf dem Kopf und einem Weinkrug in der Hand. Links nebenan steht eine vielleicht als Löwe maskierte Figur mit einer Mähne. Drei berittene Figu­ren tragen kegelförmige Papiertschakos. Die auf dem Photo abgebildeten Figuren bestätigen die Feststellung von Richard Wolfram, die sich aus der komparativen Untersuchung der maskierten Teilnehmer an den Faschingsaufzügen in Städten und Dörfern des deutschen Sprachgebietes ergab. Laut Wolfram tragen die städtischen Mummenspieler gewöhn­lich häufig wechselnde, im Ergebnis persönlicher Entscheidun­gen angefertigte und auch auf aktuelle Figuren anspielende Kostüme, während die Kostüme, Masken und Handlungen bei den traditionellen, dörflichen Aufzügen mehr oder weniger kon­stant sind. Im letzteren Falle blieb auch der mit den Bräuchen verbundene einstige oder auch heute bestehende Volksglaube, der Sinn des Brauches erhalten (WOLFRAM 1972, 72). Ein anderes Photodokument von einem maskierten Fa­schingsspiel kam im Jahre 1932 als Geschenk des städtischen Buchhalters István Juhász ins König Stephan Museum. Aufge­nommen 1917 an der russischen Front, in Wogierszczy (Wolhy­nien), im militärischen Erholungsheim „Königin Zita" des In­fanterieregiments Nr. 17 von Székesfehérvár, beweist das Photo, daß die Regimentsmitglieder im Fasching 1917 selbst 5-6 km von der Frontlinie entfernt ein Maskenspiel für ihre im Heim ruhenden Kameraden aufführten. Auf dem Bild sind vier mas­kierte Figuren zu sehen, deren Spiel von der Mannschaft (rechts) und den Offizieren (links) anscheinend mit Gelächter belohnt wird. (Taf. I. 2.) Von den mit Heischen verbundenen Faschingsbräuchen im Komitat Fejér ist das sog. tikverőzés (etwa: Hühnerschlagen) landesweit bekannt, welches im Dorf Moha am Faschings­dienstag von den Burschen veranstaltet wird. (Taf. I-IV) Die beiden jüngsten Burschen verkleiden sich als Mädchen, setzen eine Mädchenlarve auf, tragen vor dem Rock eine Schürze, binden sich ein rotes Kopftuch um und ziehen weiße Handschu­he an. Am Arm tragen sie je einen Korb für die zu sammelnden Eier. Sechs bis acht größere Burschen - die Gruppe der Fa­schingsnarren - begleiten die beiden „Mädchen". Ihre Gesichts­maske besteht aus schwarzem Hutfilz, der Schnurrbart bzw. Bart aus Hanfwerg. An ihre ohnehin häßlichen Kleider nähen sie flatternde Fetzenstücke. Auf dem Kopf tragen sie einen ramponierten Hut mit einem Federwisch, in der Hand einen Knüppel, in der Hosentasche haben sie Ruß. Ein Bursch ist als Rauchfangkehrer verkleidet. Die größte Heiterkeit verursacht der sog. Strohtürke (ung. szalmatörök). Dieser wird von den anderen beim Strohschober hergerichtet : Seine weite Unterhose wird oberhalb der Knöcheln, sein weitärmeliges Hemd bei der Hüfte und den Handgelenken verbunden und sodann mit Stroh ausgestopft. Er trägt eine aus Hutfilz ausgeschnittene Maske, in der Hand hält er ein Hirtenhorn und eine aus Maisblättern geflochtene Peitsche. Der Strohtürke hat den ganzen Tag hin­durch 30-40 kg Stroh unter dem Kleid zu schleppen, und so gibt es nicht jedes Jahr einen, der gewillt ist, diese Rolle zu spielen. Die „Hühnerschläger" ziehen nun entlang der Hauptstraße, kehren in jedes Haus ein, wo sie die Hausleute, vor allem die Frauen und Mädchen, mit Ruß beschmieren. In jedem Haus bekommen sie 5-10 Eier, die in den Körben der „Mädchen" gesammelt werden. Unterdessen trachten andere, aus dem Hüh­83

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