Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 22. 1982-1983 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1985)

Die Anjovinen in Mitteleuropa - Derzsényi Dezső: Zusammenfassung. p. 67–69.

Es ist uns allen bekannt, daß die Überlassung von Kunstgegenständen zu Ausstellungszwecken gewaltige, in Fremdwährungen zahlbare Versicherungsprämien zur Folge hat. Das können wir uns heute nicht leisten, zumal die nach ausländischen Maßstäben niedrigen Eintritts­gebühren bei uns in Forint zu entrichten sind. Trotz dieser Schwierigkeiten ist mir nicht bekannt, daß eine auf ähnliche Vollständigkeit gezielte Ausstellung in der Vergangenheit je veranstaltet worden wäre, auch die MillenäraussteHungmitinbegriffen. Was nicht im Schaufenster ist, finden Sie im Innern, sagt ein alter Werbespruch — im vorlegenden Fall ist der wissenschaftliche Katalog gemeint. Hier findet der Leser in der Tat nebst fachkundiger Beschreibung des Kunst­gegenstandes und einer reichhaltigen Bibliographie eine zeitgemäße Bearbeitung, die den gegenwärtigen Standpunkt unserer Disziplin widerspiegelt. Da in einem kleinen Sektor der Arbeit mitbeteiligt, weiß ich zufällig aus erster Hand, wie äußerst kurz die Zeit war, die unseren Fachleuten zur Verfügung stand. Es ist also gewiß keine Höflichkeitsfloskel wenn ich sage, daß wir ihnen für diese Leistung im Ton höchster Anerkennung zu danken haben. Zugleich ist ein gewisser Gegensatz unschwer zu bemer­ken, der zwischen dem Titel und dem Inhalt der Ausstellung besteht: der erstere verspricht die Kunst aus der Zeit Ludwigs I., die Exponate repräsentieren, bis auf wenige Ausnahmen, die höfische Kultur. Daß es sich um konzep­tionelle Fragen handelt, ist den einleitenden Abhandlungen des Katalogs deutlich zu entnehmen. Neben seiner Abhandlung über die höfischen Kunstgat­tungend u deren mittenleuropäische Beziehungen hielt Ernő Marosi mit Fug und Recht auch einen Überblick über die damalige Baukunst für notwendig. Hier schilderte er nun die europäische Position der anjouzeitlichen Kunst. Alle drei Aufsätze sind derart zeitgemäß und von so neuen Gesichtspunkten inspiriert, daß sie praktisch unverändert in den zweiten Band unserer im Entstehen begriffenen Kunstgeschichte übernommen werden könnten, allenfalls ergänzt durch die Erörterung auch der weltlichen Architek­tur unserer Städte, vervollständigt mit der Baukunst der Dörfer. Ja, es sollte in beiden Fällen auch das Streben nach der Schaffung eines Stadt- bzw. Dorfbildes nicht unerwähnt bleiben. Eine derartige Vollständigkeit strebte Mária Prokopp im Bereich der Wandmalerei und Judit К о 1 b a in der Sphäre der Goldschmiedekunst an. Letz­teres wird durch die Abhandlung von Éva Kovács über die Gold- und Silberschmiedearbeiten der Anjou-Epoche sowie durch den Katalog von Ernő Marosi vervollständigt, während die Vorlesung von Marianne Hokky-Sallay die Schilderung der Wandmalerei ergänzt, indem sie uns eine ganze Reihe bisher leider nicht publizierter Wandgemälde vorstellt. Die Vorlesung von Dr. Ernst Bacher stimmte mich jedoch traurig: Welche Unmenge unversehr­ter und prächtiger Kunstdenkmäler sind doch erhalten geblieben — nur wenige Kilometer westwärts von uns! Unserem Herzen sind allerdings die hier zur Schau gestell­ten Fragmente ebenso lieb, stellen sie doch ein kostbares Kulturerbe aus einer glänzenden Kunstepoche Ungarns dar. Eigens erwähnt sei die Bearbeitung des Siegelgutes, und zwar nicht nur, weil das Ausstellungsmaterial die ganze Epoche von Karl-Robert bis Sigismund unfaßt, sondern weil es auch nach gesellschaftlicher Gliederung dargestellt wird. So finden sich hier auch die Siegel der kleineren Funktionäre und der Städte. Ich könnte da keinen Präze­denzfall nennen, wo das ungarische Siegelgut in solcher Fülle ausgestellt und — was noch wichtiger — bearbeitet worden wäre. Daß diese künstlerische Kultur den gesamten euro­päischen Raum des Mittelalters durchdrungen hatte, er­läuterte uns die Vorlesung von Eva Sniezynska­S t о 1 о t, die uns die mit der Person der Anjou-Herrscher verknüpften polnischen Kunstdenkmäler jener Epoche präsentierte. Der Aufsatz von Éva Kovács über den in Frank­reich tätigen ungarischen Sticker Étienne de Bievre er­weiterte nicht nur ganz erheblich unsere bislang recht spärlichen Kenntnisse über das Leben und Wirken dieses ungarländischen Künstlers, sondern zeigte zugleich, daß die Erforschung ausländischen Quellenmaterials noch viel kostbares Wissensgut über die Vergangenheit und Expansi­vität unserer Kunst zutage bringen kann. Hier möchte ich auch das über die Gold- und Silberschmiedekunst eingangs Gesagte korrigieren, denn Éva Kovács hat unsere Kenntnisse tatsächlich mit gar manchen neuen Kunstdenk­mälern bereichert. Die Ausgrabungen von Mária G. Sándor in der bischöflichen Residenz von Pécs (Fünfkirchen) brachten nicht nur das Gebäude der ersten ungarischen Universität zum Vorschein, sondern auch Skulpturen von bislang unbekannt hoher künstlerischer Qualität. Diese beiden Vorlesungen wiesen mit aller Deutlichkeit den Weg, dem wir zu folgen haben: Die möglichst gründ­liche Erforschung des Quellenmaterials und die Fortsetzung der archäologischen Erschließungen. Denn bedeutungsvolle Kunstdenkmäler unserer Vergangenheit liegen noch immer unter der Erde. Gestatten Sie mir an dieser Stelle einen kurzen Exkurs. Offenbar war es der Zufall, der den Spaten des Forschers zum Universitätsgebäude von Pécs geführt hat. Hier in Székesfehérvár wissen wir jedoch, wo sich der noch nicht erschlossene Teil der Grabkapelle Ludwigs des Großen befindet. Obwohl diese wissenschaftliche Session zur Beschlußfassung nicht ermächtigt ist, darf sie doch das St. Stephansmuseum ansuchen sich an Herrn Diözesan­bischof Dr. Gyula Szakos wenden, auf daß er die Fortset­zung dieser Ausgrabung in seinem Garten genehmige. Da wir die Sensibilität des Herrn Bischofs gegenüber dem Thema wohl kennen, die er aus Szombathely, namentlich aus dem Historikerkreis um Gyula Géfin mitgebracht hat, wagen wir zu hoffen, daß die Bitte bei ihm nicht unerhört bleibt. Und dies wäre wohl eine der schönsten Ehrungen des 600. Todestages des großen Königs. Ich glaube, es wäre eitles Wortgeklingel über die Nütz­lichkeit dieser Ausstellung, ihres Katalogs und der zwei­tägigen wissenschaftlichen Session ausführlich zu sprechen, zumal wir alle darin eines Sinnes sind. Das Ziel, den II. Band der Kunstgeschichte Ungarns vorzubereiten, wurde erfüllt. Statt dessen möchte ich lieber auf eine meiner früheren Ideen zurückkommen und ihre Verwirklichung empfehlen. Hier und jetzt zeigte es sich Wieder einmal mehr, daß sich im 14. Jahrhundert — oder allenfalls in der zweiten 68

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