Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 22. 1982-1983 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1985)

Die Anjovinen in Mitteleuropa - Marosi Ernő: Die europäische Stellung der Kunst der Anjouzeit in Ungarn. p. 39–49.

ästhetischen Eigenschaft behaupten, läßt sich die in den sechziger Jahren des 14. Jh. bereits klar ausgeprägte Eigen­tümlichkeit der ungarischen Schatzkunst besonders greif­bar wahrnehmen. Dieser Charakter läßt sich schwer definieren; zweifellos enhält er neben modernen Elementen eine Art Konservativismus, eine Neigung zu bunten Flä­chenwirkungen des heraldischen Schmucks. Z. Zeit kann nicht einfach entscheiden werden, ob das einen neapolita­nisch bzw. avignonesich bedingten Zug oder das Erbe älterer ungarischer Hofkunst darstellt. Gewiß ist nur, daß diese ungarische Eigenart auch später, in der Zeit der märchenhaft malerischen Kleinarchitekturen der Aachener Mantelschliessen oder der goldenen Gürtelschnalle von Curtea de Arges erhalten blieb. Die Entstehung dieser Spätphase kann auf die späte Regierungszeit Ludwigs des Grossen datiert und aufgrund der neu erkannten fran­zösischen Beziehungen des in derselben Werkstatt geschnit­tenen Sigels der Königin Maria wohl mit unmittelbaren französischen Einflüssen in Zusammenhang gebracht werden. (Marosi 1982a). Solche unmittelbare Verbindungen mit der Kunst Westeuropas mögen eher Ausnahmefälle darstellen, während einen Normalfall etwa das Kopfre­liquiar von Trencsén vertritt. Die neuartige Büstenform und die sowohl durch das Format als auch durch den Stil stark betonte Lebendigkeit dieses Hauptes läßt sich auf Vorbilder aus dem Kreise des kaiserlichen Hofes und gewiß auf Vermittlung durch ostdeutsche, fränkische oder südtirolische künstlerische Kreise schliessen. Von stilkritischem Standpunkt aus wird mit Über­nahmen, Vermittlungen oder Einflüssen künstlerischer Ideen und Typen gerechnet. Je bedeutender ein Werk ist, dehnen sich diese Fäden um so weiter. Wenn jemand einmal alle jene Zusammenhänge auf einer Karte darstellen würde, die über das Werk der Gebrüder von Klausenburg festgestellt wurden, würde ein ganz Europa durchwebendes, kompliziertes Diagram entstehen {Katalog 1982, 277—280, Nr. 147; Zur Literatur bringt BALOGH 1982, Ergänzungen seit 1934). Dieses Diagram würde zweifellos real erscheinen, wenn auch weiterhin bestritten sein sollte, welche Linien unmittelbare Beziehungen bezeichnen und welche nur zufällige, überaus vermittelte Verbindungen andeuten. Es würde jedoch anschaulicher als jede andere Mittel die Tatsache ausdrücken, daß die ungarische Kunst in der zweiten Hälfte oder im letzten Drittel des 14. Jh. sich in die künstlerische Kultur Mitteleuropas organisch hineingefügt hat. Damals wurde sie wieder einmal so ein organischer Bestandteil dieser europäischen Kultur, wie sie ehemals, um die Mitte des 13. Jh. war. In der gleichen Zeit hat diese Kunst auch ihre Eigenart gewonnen, die ihre europäische Bedeutung mitbestimmt hat. Damit man diese Bedeutung klar sehen und messen kann, müssen noch eine ganze Reihe von Teilerscheinungen geklärt, erforscht werden. Die ungarische Kunstgeschichtsschreibung verfügte seit ihren Anfängen stets über umfassende, perspektivische Gesamt­übersichten der Kunst des 14. Jh. in Ungarn, um so weniger jedoch über Monographien, trotz dem, daß Ungarn eher reich an isolierten, ihren Zusammenhängen bedauerlicher­weise entrissenen Kunstwerken ist. Die Zeit für diese tiefer greifende, die Einzelfragen betreffende Forschungen ist endlich da. 47

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