Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 21. 1981 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1984)

Bronzes romains figurés et appliqués et leurs problémes techniques. Actes du VIIe Colloque International sur les bronzes antiques - Gschwantler, K.: Eine bronzene Eberstatuette aus Enns-Lauriacum. p. 71–77. t. XXXIII–XXXVIII.

unterschiedlich hoch (Taf. XXXIV, 3; vorne rechts 14 links 12 mm; hinten rechts 10, links 13 mm). Die Borsten auf dem Kamm sind graviert, wobei die beiden Seiten sich in der Sorgfältigkeit der Ausführung unterscheiden: während die Borsten auf der linken Seite wie in Kerbschnittechnik breit und regelmäßig herausgeschnitten sind (Taf. XXXIV, 1), ist die Gravierung auf der rechten Seite zwar dichter, dafür aber seichter, zudem ist beim Gravieren der Stichel öfter abgerutscht und hinterließ dabei unbeabsichtigte Kratzer (Taf. XXXIII, XXXIV, 2) Zur Wiedergabe des Borstenkleides wurde eine kleine Punze mit halbmondförmiger Schneide verwendet : Dicht behaart sind der Schädel samt den Vorderbeinen und der Schulter sowie das Hinterteil, während um die Körpermitte nur zwei Reihen eingepunzt sind, wobei die Punze bei der einen Reihe mit der offenen Schneide nach oben weist, bei der anderen aber in umgekehrter Richtung verläuft. Dieses Dekorationsschema wurde zunächst auch bei den ersten Rei­hen an Vorder- und Hinterbeinen eingehalten, verliert sich aber bald in einer systemlosen Dichte der Punzen. Behaart sind auch die Ohren an Innen-und Außenseite; unbehaart die Unterseite des Bauches sowie die Innenseite der Beine, der Schwanz und die deutlich angegebenen Geni­talien. Der S-förmig gebogene Schwanz endet in einer Quaste, die am rechten Hinterbein flach anliegt (Taf. XXXIII) : hier wirkt die Bronze wie abgenützt, als hätte durch häufi­gen Gebrauch ein Materialschwund stattgefunden. Densel­ben Eindruck gewinnt man bei Betrachtung der Füße : Ur­sprünglich war die Trennung der beiden Klauen durch eine kleine Kerbe angedeutet, die Klauen selbst vom Fuß durch eine umlaufende Querrille abgesetzt. Nun sind die Füße an den Außenseiten nicht mehr kantig, sondern abgerundet, die Unterseite zum Teil schräg abgeplattet, sodaß die Teilung der Klauen num mehr am linken Hinterfuß zu sehen, die Querrille nur mehr in Resten erhalten ist. Solche „Ge­brauchsspuren" finden sich außerdem noch an den Ober­schenkeln aller vier Beine und an der Unterseite und rechten Seite des Rüssels, wo die runde Punze des Nasenloches nur mehr zur Hälfte sichtbar ist. Die Deformierung am Rüssel könnte man sich auch durch den harten Aufprall infolge eines Sturzes erklären, die übrigen Stellen geben aber mög­licherweise einen Hinweis auf den Verwendungszweck der Statuette (s. unten). Deutung Das auffallendste Element an der Ennser Eberstatuette ist sicher der hohe, stilisierte Borstenkamm. Liegt es im Zusammenhang mit Eberdarstellungen an und für sich schon nahe, an keltische Kunst zu denken, so gilt dies für das Motiv des Borstenkammes im besonderen( 2 ). Eber­statuetten aus Bronze kennen wir aus dem gesamten Sied­lungsgebiet der Kelten, von Britannien bis Siebenbürgen (Pic 1906,67—68, Anm. 107; Merhart 1933,27-29,44—45; FILLIP 1956,312—313; Abb. 91 ; MEGAW 1970; Petres 1975, (2) Den Borstenkamm als Mittel zur Charakterisierung der Wildheit des Ebers verwenden auch schon die Griechen, vgl. z.B. SCHAUENBURG, 1969, Taf. 5—9; COMSTOCK — VERMEULE, 1978, 308—309, Nr. 434 (Boston, Museum of Fine Arts). 225—226,Taf. I—II; Wyss 1978, 156, 159-163; Maringer 1979,120-130). Die meisten stammen aus der späten Latène­zeit ; allen gemeinsam ist eine mehr oder minder starke Sti­lisierung, die sich vor allem im Borstenkamm und im schlan­ken Leib mit der eingezogenen „Taille" äußert (Reinecke 1902,90; Krämer 1944—50, 211; JACOBSTHAL 1969, 25-26). Sozusagen gallische Leitbilder dieses Typus sind der Eber auf dem steinernen Kultbild von Euffigneix (Taf. XXXV, 1) (Saint-Germain-en-Laye, Musée des Ant.Nat. —MEGAW 1970, 139—140, Nr. 226; Die Kelten 1980, 205, Nr. 15) und der stilistisch älteste der drei in Treibarbeit hergestellten Bronzeeber von Neuvy-en-Sullias (Taf. XXXV, 2; Orléans, Mus. hist, de l'Orléanais, Inv. 2156; H. 0,34, L. 0,44m.-Brae mer 1969, 88—91, fig. 46; MOREAU 1958, 122, Taf. 68; MEGAW 1970,143—144, Nr. 238.) Auffallend ist gerade bei diesen beiden Stücken die Ähnlichkeit in der kerbschnittarti­gen Ausführung des Borstenkammes mit dem Eber aus Enns. In der Stilisierung gehen sie aber über die vorhin genannten Kriterien noch hinaus: Die Linien auf dem Kopf des Ebers von Neuvy-en-Sullias, die ihm ein dämonisches Aussehen verleihen, und bei dem Eber auf dem Kultbild die Spirale, in die der Oberschenkelmuskel der Vorderbeine ausläuft, zeigen eine „archaische" Freude am Ornamen­talen. Ähnlich die Statuette von Bâta (Ungarn; Taf. XXXV, 3 —Budapest, Magyar Nemzeti Múzeum, Inv. 88.1893 — DUVAL 1977,162—163, Abb. 169; SZABÓ 1971, 57—58,92, Nr. 24.), mit einer Spirale am Kieferknochen, wobei aber auch der bogenförmige Kamm an Stelle der Borsten mit gravierten Spiralen und Doppelhalbkreisen gefüllt ist. Überhaupt weist der Kamm die meisten Varia­tionsmöglichkeiten auf: von Kreisen durchbrochen an den Eberstatuetten von Tábor (Böhmen; FILIP 1956, 313, Abb. 91,4), Bierlingen-Neuhaus (Baden-Württemberg ; Plane 1974, 518, Nr. 38,522—525) ( 3 ) sowie St. Maurice — sur — Loire (Frankreich; Roanne, Musée 7. Déchelette, Inv. 1783 — L'art 1983/84, 192, Nr. 249), von Kreisen und Dreiecken am Eber von Luncani (Rumänien) Cluj-Napoca, Muzeul de Istorie al Transilvaniei, Inv. 105 — MEGAW 1970, 139, Nr. 225; CONDURACHI-DAICOVICIU 1972, Abb. 86) gezackt der Kamm einer Statuette aus Hunslow (England ; British Museum — MEGAW 1970, Nr. 224), während er beim Eber vom Rainberg, (Stadt Salzburg (Taf. XXXV, 4; Salz­burger Museum Carolino —Augusteum — FLEISCHER 1967, 184, Nr. 259; Die Kelten, 1980 280, Nr. 178. zu einem Rahmen mit Durchbruchsornament( 4 ) geworden ist und damit ein Motiv wiederholt, wie wir es von den galli­schen Feldzeichen am Bogen von Orange (Abb. 1. AMY­DUVAL 1962, 86, Taf. 44) aus tiberianischer Zeit kennen. Aus Österreich ist noch die Statuette von der Gurina­alpe in Kärnten bekannt (Taf. XXXVI, 1; Klagenfurt, Lan­desmus., Inv. 1736 — FLEISCHER 1967, 184, Nr. 258, deren kantiger Kopf wie in Holz geschnitzt anmutet. ( 5 ) Hier können (3) Diesen Hinweis verdanke ich U. Nuber, Freiburg i. Br. (4) Zur Zeit der Auffindung war der Rahmen am Kamm noch intakt (Taf. XXXV, 4 ergänzt), vgl. die Abb. in der Erst­publikation durch Silber 1937, Nr. 5/6 Sp. Iff. (5) Zum kantigen, an Holzschnitztechnik erinnernden Stil vgl. den Neufund (1981) eines Eberkopfes aus den Thermen von Gorsium der anläßlich des Bronzencolloquiums im Apothe­kenmuseum zum Schwarzen Adler (A Fekete Sas Patika­múzeum) in Székesfehérvár ausgestellt war und von Zs. Bánki publiziert werden wird.

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