Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 21. 1981 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1984)

Bronzes romains figurés et appliqués et leurs problémes techniques. Actes du VIIe Colloque International sur les bronzes antiques - Heres, G.: Die römischen Bronzen in der Neuaufstellung des Berliner Antiquariums 1907–1911. p. 39–42. t. XX–XXII.

Die drei Bronzensäle gehörten zu den ersten Räumen, die fertig eingerichtet waren; wegen der vielen Bauarbei­ten zog sich die Aufstellung der gesamten Sammlung natürlich über Jahre hin. Daß gerade der erste Bron­zensaal ausschließlich mit Helmen gefüllt wurde, muß zu­nächst befremden, erklärt sich aber aus einem konkreten Anlaß: Gerade 1904 nämlich hatte Franz Freiherr von Lipperheide, ein bekannter Sammler und Mäzen, dem Antiquarium seine erlesene Sammlung von über hundert antiken Helmen zunächst als Leihgabe, dann als Stiftung zur Verfügung gestellt. Es versteht sich, daß schon aus erwerbungspolitischen Rücksichten eine solche Stiftung gebührend herausgehoben werden mußte, und Köster be­tonte in seinem Bericht von 1907, „daß die Berliner Helmsammlung jetzt einzig dasteht, was Reichhaltigkeit der Formen, Anzahl und Vortreffiichkeit der einzelnen Exemplare anbetrifft". Unter den Helmen überwiegen die griechischen und italischen Typen, doch finden sich auch wichtige kaiserzeitliche Exemplare, darunter ein Legionärshelm (M.1. 10397), ein severischer Prunkhelm (L 86) und ein Gladiatorenhelm mit zugehörigem Arm­schutz (L 87). Die Präsentation ist denkbar schlicht, wie überhaupt eine effektvolle Aufmachung nicht im Sinne der Zeit lag — ebensowenig wie eine kulturgeschitliche Verbindung, denn die Gattungen bleiben auch in der Ausstellung streng nach Material getrennt. Die großräumigen, eleganten Vitrinen, die offenbar damals für die gesamte Neuaufstellung in ver­schiedenen Varianten angefertigt wurden, stehen teils an den bespannten Wänden, teils frei im Raum. Eine künst­lichte Beleuchtung ist zunächst nicht installiert worden. Aus dem Helmsaal gelangte man in den etwas größeren Saal der Bronzefiguren (etwa 16x8 m). Seine Wände waren über dem Holzsockel gleichfalls schlicht mit Stoff bespannt. Einzelne Großbronzen standen frei im Raum und vor den Wänden: natürlich der Betende Knabe und der Jüngling von Eleusis (auf der Fotografie nicht sichtbar), dann der 1858 im Rhein gefundene Xantener Knabe (Sk.4), der erst 1903 im Kunsthandel erworbene Hypnos aus Ju­milla (Sk. 1542), der bereits erwähnte Romakopf (Sk. 6) und der 1866 im Kunsthandel erworbene, angeblich aus Dalmatien stammende Dionysostorso (M.I. 7469). Die freistehenden Vitrinen entsprechen dem im Helmsaal ver­wendeten Typus. Für die Aufbewahrung der kleinforma­tigen Statuetten hatte man schmale dreigeschossige Vitri­nen mit geschlossener Rückwand bauen lassen, die beinahe Schrankcharakter besitzen und in Neugebauers „Beschrei­bung" auch Schränke genannt werden. In ihnen standen die Statuetten, zu Studienzwecken jederzeit leicht zugän­glich. Neugebauers 1924, also erst nach einigen Veränderun­gen der ursprünglichen Konzeption erschienene Beschrei­bung erlaubt die Identifizierung fast aller ausgestellten Stücke. Eine Auswahl kaiserzeitlicher Statuetten war mit den qualitätvollsten griechischen und etruskischen Werken im „Schrank 1" zusammengefaßt, darunter der sitzende Merkur (Fr.1833) und die Artemis (Fr. 1890) aus der Samm­lung Bellori, ferner der Apollon (Fr. 1831) aus der Samm­lung Bartholdy. Die übrigen römischen Bronzen standen in einer speziellen Römervitrine („Schrank 9"). Unter ihnen befanden sich berühmte rheinische Bronzen wie Jupiter (Fr. 1855) und Neptun (Fr. 1872) aus Xanten, Venus» (M.I.7032) und Bacchus (M.I.6275) aus Trier, Minerva (Inv.30902) und Bonus Eventus (Fr.2010) aus Niederbiber, ferner ein Jupiter aus dem heutigen Berliner Stadtteil Lichtenberg (Fr.2129a), Jupiter Dolichenus (M.I.11865) und das Liktorenpaar Bellori (Fr.2128a). Aus dem Statuettensaal gelangte man einmal in eine kleine Galerie, die erst 1911 aus drei Kabinetten zusammen­gezogen worden war und Werke aus Edelmetall beherberg­te, darunter den Hildesheimer Silberschatz, sowie in den ersten Saal des Osttraktes. Dieser Saal hatte 1907 die Grabungsfunde aus Priene und Pergamon aufgenommen, ferner den Bronzefund von Boscoreale und römische Mosai­ken. Im angrenzenden längeren Saal konnten die Bronze­geräte in größter Weiträumigkeit ausgebreitet werden. Doch schon wenige Jahre später, unmittelbar nach dem Amtsantritt von Theodor Wiegand, der die Antikensamm­lungen bis 1932 leitete, wurde dieser Zustand wieder ver­ändert. Eine glänzende Neuerwerbung war die Ursache. Der Frankfurter Großindustrielle Friedrich Ludwig von Gans (1833—1920) hatte Robert Zahn, den überragenden Kenner antiker Kleinkunst, mit der wissenschaftlichen Bearbeitung seiner exzellenten Sammlung beauftragt, die überuiegend Schmuckarbeiten enthielt. Es gelang Zahn und Wiegand, den Besitzer zu einer Stiftung an die Berli­ner Museen zu bewegen. Zunächst wurde die Sammlung als Leihgabe gezeigt; da es galt, die Zustimmung des Kaisers als des nominellen Besitzers der königlich preußi­schen Sammlungen zu erwirken, mußte sie besonders glänzend präsentiert weden. Die Stiftung wurde 1912 vollzogen; eigens für die Sammlung gefertigte Vitrinen stiftete Herr von Gans gleich mit. Als Domizil der Samm­lung Gans wurde der eben vollendete Ecksaal gewählt; die Grabungsfunde wurden unter die entsprechend verrin­gerten und zusammengerückten Bronzegeräte gemischt. Das ist der Zustand, den unser Foto (Taf. XXII) bereits zeigt. Der Saal empfängt sein Licht von je drei Fenstern an den Längsseiten. Die dunkle Ölfarbe des Wandanstrichs ahmt Marmorquader nach. Es ist nicht auszuschließen, daß sie die rote Wandfarbe der Schinkelschen Galeriegestaltung überliefert (auch die Gemälde selbst hingen auf rotem Grund); ganz gewiß alt ist die fein ornamentierte Decke, wie sie in den übrigen Bronzesälen nicht mehr vorhanden war. Die Rekonstruktionen der Bronzebetten (vorn rechts das Bett von Boscoreale, M.I.8903) standen frei auf nie­drigen Postamenten. Neben die uns bereits bekannten Vitri­nen mit geschwungenen Beinen (von ihnen gab es auch eine Pultvariante) ist ein neuer, geradliniger Typus getreten. Zwei Vitrinen dieses Typs enthielten Bronzegeräte und -ge­fäße aus Boscoreale. Ganz links erkennt man, einzeln in eine schmale Vitrine gestellt, den bei Pompeji gefundenen Pfosten mit Doppelherme (M.I.7749). Pultvitrinen an den Wänden bergen Grabungsfunde, etruskische Kandelaber stehen in langer Front in einer flachen Wand vitrine. Die Platten des spätantiken Mosaiks von Tell Musa stehen, vor den Heizkörpern dicht über dem Fußboden. Gerade angesichts des letzten Saals erhebt sich die Frage nach dem Charakter und der Wirksamkeit der musealen Präsentation dieser Neuaufstellung. Sie kann nur im hi­storischen Zusammenhang beantwortet, soll aber hier* 41

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