Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 21. 1981 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1984)

Bronzes romains figurés et appliqués et leurs problémes techniques. Actes du VIIe Colloque International sur les bronzes antiques - Buschhausen, Heide: Der Eros von Dyrrhachion. p. 31–34. t. XVI.

Symmetrie bis in das letzte Detail einzuhalten wurden buko­lische Plastiken verdoppelt, bzw. als symmetrische Pendants gestaltet, so z. B. die beiden Rehe im Hauptprogramm, aber auch alle Putti und Silène. Nachgewiesenermaßen sind nur die Einzelstatuen und Büsten der Villa dei Papiri überwiegend importierte grie­chische Originale, während die bukolischen Statuetten wie die Putti sicherlich einer lokalen Bronzewerkstatt Pompejis zuzuschreiben sind. Dadurch wird auch erklärlich, daß sie mit vergleichbaren Statuetten aus anderen pompejanischen Villen so große motivische, technische und formale Ähn­lichkeiten aufweisen. Für den großen Bedarf an Brunnenausstattungen muß in Pompeji zur frühen Kaiserzeit eine Werkstatt bestanden haben, die trotz der Menge an produzierten Stücken hohe Qualität aufweist. Diese geht jedoch zurück auf das — stets individuell abgewandelte — Vorbild vom E. des 3.Jh. bis A. des 2. Jh., das im Fall des Putto mit Delphin auf der Schulter aber meines Wissens nicht erhalten gelieben ist. Bekanntlich sind die zahlreichen Brunnenanlagen aus dem Quattrocento und Cinquecento, beginnend im florentiner Raum, zeitgenössische Schöpfungen, denen nur ganz allge­mein literarische Quellen der Antike als Inspirationsquelle gedient haben (BURCKHARDT 1922, 145). Eine bischer kaum beachtete Quelle stellen auch die by­zantinischen Romane des 12. Jh. dar, die als Renaissance dieser spätantiken Literaturgattung zu verstehen sind (HUN­GER 1978,219—221). Hier finden sich genaue Beschreibun­gen von Brunnenanlagen mit detaillierten Angaben des Was­serverlaufes und mit figürlichen Ausstattungsprogrammen (SCHISSEL 1942, 25, 30, 40). Eumathios Makrembolites beschreibt — auf Achilleus Tatios fußend —- ein rundes Wasserbecken mit einer zentralen Marmorsäule. Auf dem Beckenrand saßen Figuren, die aus dem Wasserbehälter tranken, eine Ziege und ein Ziegenhirte, Hasen und diverse Vögel. Wasser entspang den Schnäbeln und durch einge­baute Pfeifen an den Wasseröffungen wurden Vogelgezwit­scher oder das Rauschen von Blättern imitiert, Motive, die auch in der barocken Brunnenmechanik eine große Rolle gespielt haben. Dürften die Brunnen anlagen zur Renaissance hauptsäch­lich von literarischen Quellen inspiriert worden sein, haben die Künstler der Renaissance für die Plastiken wiederholt direkt auf antike Bildwerke zurückgegriffen. Zwei signifi­kante Beispiele mögen für viele stehen. Angezogen vom an­tiken Genre kopierte Riccio die in mehreren Repliken — hier wird diejenige von München gezeigt — bekannte Pla­stik des Knaben mit Gans, welche die Kopie eines Bronze­werkes wohl des Boethos von Kalchedon aus dem beginnen­den 2. Jahrhundert ist. Die Statuette des Riccio, heute im Kunsthistorischen Museum zu Wien, entstand in einer Pe­riode, in der sich der Künstler eng an die Antike — die ihm alles bedeutet hat — anlehnte, und nur in der Gestaltung des Kopfes, dem er eine eigene Aussagekraft verlieh, ging er über eine reine Kopie der Antike hinaus (PLANISCIG 1927, 113, Abb. 359). Der Amor-Attis des Donatello im Museo Nazionale zu Florenz ist kaum denkbar ohne den antiken Eros in dem selben Museum oder den Eros aus Terracotta im Museum zu Syrakus (POPE —HENNESSY 1958, Fig. 136—137; Richter 1954, Fig. 113). Auch das übrige Statuen­repertoire von antiken Brunnen mit Eroten in den verschie­denen genrehaften Motiven und mit unterschiedlichen Attributen wurde zur Zeit der Renaissance nachgeahmt. Unter den zahlreichen möglichen Beispielen seien zwei Eroten mit Hasen, bzw. mit einer tragischen Maske aus Ephesos und ein florentinischer Eros mit Traube aus Terra­cotta aus dem 3.V. des 15. Jh. im Kunsthistorischen Mu­seum zu Wien genannt. Ein Putto in schreitender Bewegung in der National Gallery zu Washington, möglicherweise von Verrocchio, früher auch Leonardo da Vinci zugeschrieben, dürfte nach der letzten Interpretation in der Rechten ein Windrad getragen haben, in das er hineinbläst. In seiner Bewegung läßt er sich mit dem römischen Fackelträger aus Trier vergleichen. Zahlreich sind auch die Plastiken von Eroten mit Del­phinen, von denen der Eros im Victoria and Albert Museum zu London aus der Schule des Donatello und der des An­drea della Robbia in der Sammlung Hoyt zu New York her­vorgehoben seien. Da in beiden Plastiken der Delphin vom Putto auf der Schulter getragen wird, lassen sie sich mit dem Eros von Durazzo motivisch am ehesten vergleichen. Als Nachleben des Motives zum Manierismus sei auf den Augustusbrunnen des Hubert Gerhard in Augsburg verwie­sen. An den Ecken des zentralen Mittelpfeilers sitzen vier Eroten, die Delphine auf ihren Armen tragen. Aus den Fischmäulern ergießt sich der Wasserstrahl in das Becken des Brunnens (WILES 1933, Fig. 13—14, 102). Der berühmteste Putto mit einem Delphin zur Zeit der Renaissance ist der vom Brunnen im Palazzo Vecchio zu Florenz. Von der gut überlieferten Dokumentation seien als wichtigste Fakten genannt, daß das Werk im Thomasin­ventar unter Nr. 3. erwähnt wird, daß Vasari in der Ausgabe von 1568 den Delphinputto ausdrücklich erwähnt,den Groß­herzog Cosimo de Medici von einem Brunnen in Careggi nach Florenz bringen und im I. Hof des Palazzo della Si­gnoria aufstellen ließ, an der Stelle, wo vorher Donatellos Bronze-David gestanden hatte. Die Datierung schwankt in der Literatur von 1465 bis 1480. Die Zuschreibung an An­drea Verrocchio hat sich heute weitgehend durchgesetzt ent­gegen der Meinung des V e n t u r i , der im Delphinputto in Idee und Formgebung starken Einfluß des jungen Leo­nardo da Vinci sah, dem er auch den bereits gezeigten Terra­cottaputto auf der Halbkugel, Washington, National Galle­ry zuschrieb (PASSAVANT 1966.181—183, Nr. 6, Taf. 24—27, S. 204—205, Nr. 3, Abb. 56—57 ; Venturi 1925, 137—152). ImTerracottaputto des Sammlung des Prof. Giuseppe Grassi sah Venturi ein Werk des Leonardo und darüberhinaus die Vorlage für das Wachsmodell, nach dem der bronzene Delphinputto im Palazzo Vecchio gegossen worden sei. Häu­fig wird in der Literatur behauptet, daß der Putto des Ver­rocchio dem Stil des Desiderio da Settignano eng verpflich­tet sei. Stellt man ihn jedoch, um nur eines der vielen Bei­spiele herauszugreifen, dem Knaben der Mellon Collection in der National Gallery in Washington gegenüber, möchte ich festhalten, daß Verrocchio mehr noch als auf Desiderio da Settignano auf die Antike selbst zurückgegriffen hat. Individuelle Ausdruckskraft, technische Ausführung und logische Durchbildungeines jeden Details in größter Vollen­dung legen nahe, daß der Meister nicht auf römische Ko­pien, in der Art der Putti von Neapel und Durazzo zurück­gegriffen hat, sondern auf ein hellenistisches Original. 3 Alba Regia XXI. 33

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