Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 21. 1981 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1984)
Bronzes romains figurés et appliqués et leurs problémes techniques. Actes du VIIe Colloque International sur les bronzes antiques - Kunckel, H.: Zu einigen Bronzestatuetten in Museum von Kabul. p. 19–23. t. V–IX.
Die Bronzestatuette eines nackten, geflügelten Eros (Taf. VII, 10—11) (Kabul, Mus; H Stte 11,3 cm; H mit Bogen 15,2 cm; Vollguß — Hackin 1954, Nr. 63, Abb. 326—327), die am 18. Juni 1939 in 2,35 m Tiefe gefunden, wurde, hat eine kindliche gedrungene Gestalt. Sie hält in der linken Hand einen großen Bogen, der hinter dem Kopf vorbeiführt und hoch hinaufragt; in der rechten eine Fackel, deren Flammen abgebrochen sind. Das pausbäckige Gesicht wird von lockigen Haaren gerahmt, die als Scheitelzopf über der Stirn in einem Lockenbündel zusammengehalten werden. Die Augen sind eingedellt. Die Datierung der Statuette bereitet Schwierigkeiten, da sie nicht die gleiche Qualität wie die eben besprochenen Stücke aufweist. So kann es sich um eine provinzielle Arbeit des 2. Jh., aber auch um ein Erzeugnis aus dem Anfang des 3. Jh. handeln. Ein ähnlicher, in seiner Haltung jedoch spiegelbildlicher Eros (New York, Metr. Mus., Inv. 97.22.5 — RICHTER 1915, Nr. 228; REINACH 1924 V, 184, 2) mit dem Bogen des Hercules, dessen Fundort leider nicht bekannt ist, befindet sich in New York im Metropolitan Museum, (Taf. VIII, 1—2). Eine Applik in Form einer Silensmaske (Kabul, Mus., Inv. 57. 35 ; H 7,9 cm. — Hackin, 1954, Nr .77, Abb. 329 (Taf. VII, 2) wurde am 19. Juni 1939 in 2,40 m Tiefe gefunden. Der bärtige, aber kahle Kopf mit der kurzen breiten Nase und den vollen Lippen ist von einem Efeukranz mit Korymben umwunden. Die Augenbrauenlinie schwingt auf die Nase hinunter, die Pupillen der Augen sind durch kleine runde Vertiefungen betont. — Sicher war die Maske urspünglich auf einem Untergrund befestigt, der warscheinlich ebenfalls aus Bronze bestand und diente möglicherweise als Verzierung für ein größeres Gefäß. Ein jugendlicher, durch seinen Schnurbart als Barbar gekennzeichneter Reiter (Kabul, Mus., Inv. 57.58; H 15,4 cm, od. 14,7 cm. — Hackin, 1954. Nr. 160, Abb. 330—332) (Taf. VIII, 3—4) ebenfalls in einem der Räume des Palastes in Begram in 2,50 m Tiefe am 6. Juli 1939 gefunden. Der Kopf ist nach rechts zu seiner Schulter gewendet. Die Haare, die bis über die Ohren reichen, wirken wie eine flache Kappe und sind nur durch einige Linien in Locken und Haarbündel gegliedert. Der Oberkörper ist nackt, er trägt das Perizoma wie einer Hose hochgeknotet. Die Füße sind unbeschuht. In der erhobenen rechten Hand sind Reste einer Lanze zu erkennen; in der halbgeschlossenen linken Hand wird er die Zügel gehalten haben. Ein vergleichbares Stück scheint nicht erhalten; jedenfalls ist mir eine Statuette dieser Art nicht bekannt. Vergleichbar könnte eine Applik (Neapel, Mus. Naz., 5495; H 12,5 cm: FO: Herculaneum; Pompeji, Ausst., Kat. Essen 1973, Nr. 172) von der Dekoration eines Balteus eines der vier Bronzepferde sein, die auf dem Forum in Herculaneum standen. Dargestellt war ein Kampf zwischen Römern und Barbaren. Der Reiter ist bartlos, doch die Haare sind ähnlich kappenartig dargestellt wie bei dem Reiter aus Begram. Nördliche Barbaren wurden meist mit einer langen Hose und nacktem Oberkörper wie dieser gekennzeichnet, während Orientalen (Vgl. Tischstütze: Neapel, Mus., Naz., Inv. 120425; H 0,83 cm, FO: Pompeji —Pompeii AD 79, Ausst. Kat. London 1977, Nr 127) über der Hose meist noch eine einfach gegürtete Tunika und auf dem Kopf eine phrygische Mütze trugen. Ein weiterre jugendlicher Reiter (Kabul, Mus., Inv. 57.39; H 13,5 cm.— Hackin 1954, Nr. 237, Abb. 335; Adamo Muscettola 1979, 87, Taf. 35, Abb. 7) (Taf. IX, 1) diesmal mit dem Lederpanzer mit Laschen bekleidet, ist zwar ebenfalls in Begram, aber nicht mit den vorigen in Raum 13 sondern in Raum T am 1. Mai 1940 gefunden worden. Unter der Lorica schaut das Untergewand heraus ; der Mantel ist rechts gefibelt und vorn über die linke Schulter gezogen, um den linken Arm gelegt und flattert nach hinten. An den Füßen trägt der Reiter hohe Stiefel, deren oberer Rand mit einem Tierfell verziert ist. Der rechte Arm ist erhoben und die Hand hielt vielleicht eine Lanze, die heute ebenso wie das Attribut der linken Hand verloren ist. Der jugendliche Kopf zeigt augenscheinlich Porträtzüge Alexander des Großen. Die aufgeworfenen Haare über der Stirn weisen auf einen Porträttypus hin, den Lysipp für den vorwärtsstürmenden Eroberer geprägt hat (Vgl. BIEBER 1964, 29—49). Auf das Bild Alexanders in Afghanistan zu treffen, ist ja nicht weiter überraschend. Der Einfluß der griechischen Welt hat noch Jahrhunderte nach seinem Eroberungszug auf die Kunstausübung und das gesamte Leben des Landes eingewirkt. Eine Statuette in London (Brit. Mus.; H 5,8 cm. — Brit. Mus. Cat.; WALTERS 1899, Nr. 1618) (Taf. IX, 2) zeigt eine ähnliche Bekleidung und Haltung und wurde bereits mit dem Bild Alexanders in Verbindung gebracht. Das stark zerstörte Gesicht erlaubt es jedoch nicht, genauere Aussagen zu machen. Soviel zu den Statuetten; was läßt sich zu ihrer Herkunft sagen? Die Themen der Statuetten, Hercules —Sarapis und Harpokrates, weisen auf Ägypten, genauer auf Alexandria hin. Eines der Gläser (DAFA, IX, 1939, Nr. 203. DAFA, XI, 1954, Abb. 359—362; Picard 1952, 61 sqq.) aus dem Schatz von Begram zeigt den Leuchtturm von Alexandria, den Pharos; ein anderes (ROWLAND 1966, Nr. 25) hat die Form eines Fisches, von der angenommen wird, daß sie alexandrinischen Ursprungs ist. Ein weiteres Argument für den Import einiger Stücke des Fundes aus Alexandria erwähnt Coarell i (1961, 169 sqq.), der ein Büstengefäß für Weihrauch aus Begram bespricht und darauf hinweist, daß nach Plinius (n. h., XII, 30—32) der Handel mit Weihrauch ein alexandrinisches Monopol gewesen sei. So liegt es nahe, die Bronzestatuetten der Harpokrates und des Hercules —Sarapis als Erzeugnisse von Bronzegießern in Alexandria zu betrachten, die von dort in das Kushan-Reich eingeführt worden sind. Trotz dieser starken Hinweise auf Alexandria als Herkunftsort eines Teiles der Fundstücke aus Begram, wäre es denn so ganz und gar abwegig, auch einer anderen Überlegung wie der folgenden nachzugehen? Gipsformen und -modeile (Richter 1958, 369—387; Picard 1960, 120—121) für Toreutik können eigentlich doch nur dort gewürdigt werden und einen Sinn haben, wo es Bronzewerkstätten und Handwerker gibt, d. h. wo sie ihrer Funktionsbestimmung zugeführt und genutzt werdend). Anders und auch (3) Allerdings könnten die Gipsformen auch ein „Musterkatalog" eines reisenden Handelsvertreters für eine etwa in Alexandria arbeitende Bronzewerkstätte sein. 22