Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 20. 1980 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1983)

Tanulmányok – Abhandlungen - Bilkei Irén: Schulunterricht und Bildungswesen in der römischen Provinz Pannonien. p. 67–74. t. XXV–XXVI.

Die pannonischen Schulen betroffend ist uns in der Tat nur wenig überliefert (Mócsy 1962, 768). In der Literatur der Kaiserzeit werden pannonische Schulen überhaupt nicht erwähnt, alle zur Verfügung stehenden Angaben sind Inschriften oder Kleinfunde. Dem heutigen Schulwesen ähnlich, erfolgte der aus Auetor —Angaben wohlbekannte klassische römische Un­terricht auf drei Stufen. Der magister ludi litterari der Elementarschulen brachte seinen Schülern die zum praktischen Lieben erforderlichen Grundkenntnisse — Schreiben, Lesen, Rechnen — bei (MARROU 1957, 389—398). Seine wichtigste Aufgabe war der Schreibunterricht. Auch deshalb ist dieser Unterrichts­zweig archäologisch am leichtesten zu erfassen, da die meisten beweiskräftigen Funde Inschriften sind. In Zusam­menhang mit der Interpretation ABC —Inschriften habe ich den Schreibunterricht bereits kurz erörtert (Bilkei 1977, 89—93), hier sei lediglich auf einen Ziegel aus Sava­ria mit geritzter Inschrift hingewiesen — der moralisierende Text ist ausgesprochen schulischer Art (BUDINSZKY 1881, 178): se nem seuerum semper esse condecet bene debet esse puero qui discet bene (CIL, III, 962. p.) (Taf. XXV, 1) Freilich hat nicht jeder das Schreiben in der Schule erlernt. Der ganze Elementarunterricht beruhte auf den Schulen, die auf Privatinitiative der magistri ludi ins Leben gerufen wurden. Außerdem unterrichteten bei wohlha­benden Familien die paedagogus —Sklaven. Übrigens war der Privatunterricht in Rom viel mehr bevorzugt als in der hellenistischen Welt (MARROU 1957, 390—391). Das mochte auch in den Provinzen nicht anders gewesen sein; für Pannonién ist ein diesbezüglicher Beweis im Text einer Inschrift zu lesen, die auf der Margaretheninsel (Budapest) gefunden wurde und auf die wir noch zurück­kommen werden: s] colasticus in fa [mili] a (Nagy 1931, 265—267). Als Darstellung eines paedagogus —Sklaven können wir einen schönen Fund aus dem Sarkophag von Budaújlak betrachten: die Gagat —Statuette eines alten Mannes, der sein Haupt in „Denkerpose" auf die rechte Hand stützt und auf den Knien ein aufgeschlagenes Buch hält (Nagy 1942, 554, Taf. LXXVI, 1—2). Ihrer Bestimmung nach war die Statuette ein Messergriff (Hagen 1937, 138. Nr. 20, Taf. 38, 2) (Taf. XXV, 2). Außer einem griechischen Sprachlehrer in Pannonién (CIL, III, 10805) können wir als nächste Beispiele In­schriften über Lehrer aus Dalmatien anführen (CIL, III, 2111. 14731). Aus Pannonién haben wir eine recht ungewisse epi­graphische Angabe über Elementarschullehrer: die wohl­bekannte Inschrift aus Sopron— (Scarbantia) des magister lud(i) (?) C. Cotonius Campanus (RIU 185)( 2 ). Hierher gehört noch eine Inschrift aus Italien: L. Tettie­nus Vitális natus Aquileiae, edocatus Iulia Emona (CIL, V, 7047). Der Inschrift ist lediglich zu entnehmen, daß es in der zu Pannonién gehörenden Emona bereits früh einen schulmäßigen Unterricht gab. (2) Auf die Inschrift machte mich Z. Farkas aufmerksam. In einer gemeinsamen Studie möchten wir uns damit ein­gehend beschäftigen. Für einen Unterricht mittleren Grades in Pannonién sprechen folgende Beweise. Bekanntlich bezweckten die Schulen mittleren Grades (ludi grammatici) die Vermittlung literarisch-mythologi­scher Kenntnisse; dieser Aufgabe wollten sie durch Lesen und Interpretation der Auetor —Texte gerecht werden (MARROU 1957, 402—410). In unserer Provinz finden wir allerdings nur wenige Spuren der Kenntnisse klassischer Literatur. Es ist mit Recht anzunehmen, daß es grammati­sche Schulen — überhaupt: Schulen, die auf höherer Ebene als die Grundkenntnisse unterrichteten — nur in den Pro­vinzhauptstädten bzw. den Großstädten gab (MÓCSY 1974, 262). Nach den Inschriften zu urteilen, war das bestbekannte klassische Werk Vergils Äneis (nach heutigen Begriffen dürfte es als Pflichtlesestück gegelten haben). Allerdings handelt es sich nicht um eine rein pannonische Erschei­nung, auch das Fundgut anderer Provinzen (z. B. Britan­nien) läßt Ähnliches erkennen (Barret 1978, 307—313). Abb. 1: Ziegelinschrift aus Keszthely-Fenékpuszta Die berühmte Anfangszeile erscheint unzählige Male auf Mauer- und Ziegeleinritzungen nicht nur in Pompei (CIL, IV, passim) sondern auch in Pannonién: arma uirumque... ist zweimal neben einer laufenden Tierfigur zu lesen, eingeritzt auf einem Ziegel von Keszthely—Fenék­puszta^). (Abb. 1, Taf. XXV. 3). Ein Vergil —Vers ist auf einem unlängst in Kesztölc (Komitat Komárom) gefundenen Ziegel zu lesen, der in einem Gebäude aus dem 4. Jh. sekundär verwendet wurde: At que ea diuersa penitus dum parte geruntur Irim de caelo misit Saturnia luno. Aen. IX, 1—-2( 4 ). (Abb. 2, Taf. XXVI). Die Inschrift eines Ziegels aus Sirmium (CIL, III, 10717) (Abb. 4): protinus Aeneas procédere longius iras erweckt Reminiszenzen an Vergil : tum pater Aeneas pr осе­dere longius iras (Aen. V, 461) und vielleicht auch : protinus Aeneas céleri certare sagitta (Aen. V, 485). (3) Auf den Ziegel machte mich E. B. Thomas aufmerksam die das Stück in ihrem Buch über pannonische Ziegeleinrit­zungen publiziert. Für die frdl. Erlaubnis, die Inschrift in meine Sammlung aufnehmen zu dürfen, und für das Foto möchte ich auch an dieser Stelle danken. (4) Auf die Inschrift machte mich A. Mócsy aufmerksam. Für die Erlaubnis der Publikation bin ich M. H. Kelemen Dank schuldig. 68

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