Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 18. 1977/1978 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1980)

Tanulmányok – Abhandlungen - Bilkei Irén: Römische Schreibgeräte aus Pannonien. p. 61–90.

Eigentümlicherweise tritt auch hier — wie im Falle vieler sonstiger lateinischer Wörter — der Wiederhall der frühen bäuerlichen Lebensweise zu Tage: — „Schreiben" = das Papier pflügen (Maróti 1975, 265). Bezüglich des stilus soll bemerkt werden, daß — laut Aufzeichnungen der Autoren — ein langer spitzer Schreibgriffel auch eine gefährliche Waffe sein konnte. Die Beschreibung des Suetonius über die Er­mordung von Caesar (Caes. 82) ist allgemein bekannt : Caesar Cascae brachium arreptum graphio traiecit. An einer anderen Stelle (Cal. 28) schreibt er über den Tod eines Senators, der ebenfalls mit einem graphiis­que confossum ermordet wurde. — An den erhaltenen Täfelchen ist gut zu beachten, daß der scharfe me­tallene stilus unter dem Wachs das Holz beschädigt hatte. Isidorus erzählt (Etym. VI. 9. 1—2), daß die Römer selber deshalb lieber aus Knochen gefertigte stili gebrauchten (Maróti 1975, 265). Es ist der Mühe wert, eine Anekdote zu erwähnen, welche ebenfalls von Suetonius erhalten wurde (Dom. 3). Eines der Zeichen des beginnenden Wahnsinns des Domitianus war, daß er sich für Stunden in sein Zimmer einschloß und: Solebat muscas captare, ac stilo praeacuto con­fig ere. Bei den bereits erwähnten Abbildungen der Schreibtafeln ist der stilus immer gegenwärtig: jedoch soll hier noch eine andere Denkmalgruppe erwähnt werden. Die Themen der Mythologie auf Kästchen­beschlägen zeigen als Attribute der Musen auch Schreibgeräte, z. B. den stilus auf einem Kästchen­beschlag aus Keszthely-Fenékpuszta (Müller 1978, 18, 5, Abb. 4). Abweichend von den bisher beschrie­benen Beispielen haben diese aber symbolische Bedeu­tung und sind nicht Zeugen der Verbreitung der Schreibkunde : sie haben nichts mit dem Alltag zu tun. Die Schreibgriffel sind selbstredend größtenteils aus archäologischen Funden bekannt. Wenn die im Katalog beschriebenen Stücke mit solchen verglichen werden, welche aus dem Fundmaterial anderer Pro­vinzen stammen, kann festgestellt werden, daß — obzwar es einfachere und verzierte gibt — sie einander fast überall gleichen (LINDENSCHMIDT 1911, Taf. 53. Nr 973—983). Einige schöne Samm­lungen enthalten Material der Westpro winzen: Saalburg (L. JACOBI 1897, Taf. LXX), Straubing — Sorviodorum (WALKE 1965, 58. Taf. 112), Vindolanda (BOWMAN—THOMAS 1974. PI. IV). In Pannonién wurden nur stili aus Bronze und Eisen gefunden, keine einzige Nadel aus Knochen konnte entdeckt werden, die sicher ein stilus war. Die Glättfläche kann rechteckig (z. B. Kat. 14, 79), trapezförmig (z. B. Kat. 123, 129), schaufeiför­mig (z. B. Kat. 93, 120) sein, an einigen Stücken bil­det aber nur der sich erweiternde Stiel die Glättfläche (z. B. Kat. 23, 38). Einige schön ausgearbeitete stili, deren Glättfläche meißeiförmig ausgebildet ist, verdienen Aufmerk­samkeit (z. B. Kat. 27, 32, 33, 100, 154). Diese stam­men aus der frühesten Periode; das eine, in Sopron gefundene Stück (Kat. 32) wird durch eine padanische terra sigillata datiert. Höchstwahrscheinlich diese aus Italien importiert worden. Eine andere, auch schön ausgearbeitete Gruppe der pannonischen stili gleichen einander ebenfalls in Maß und Ausführung: die Glättflächen sind abgerundete Rechtecke und die Stiele sind in Streifen mit umlau­fenden, dichten Rillen und Keilmuster verziert (z. B. Kat. 39, 40, 66, 67, 70, 71, 78, 122, 131). Sie kamen allgemein aus Fund verbänden des 3. Jahrhunderts zum Vorschein. Außer der Glättfläche ist die Verzierung des Stieles eharacteristisch Neben den obenerwähnten Rillen kommen auch Strichelchen vor (Kat. 95—96), oder —­an einigen eisernen stili aus dem 4. Jahrundert — ist der Stiel selber tordiert (Kat. 45,114,124). Häufig sind die mit Metalleinlagen verzierten Exemplare. Allge­mein besteht die Verzierung aus einer über der Spitze (z. B. Kat. 26. 125. 130) oder mehreren Silbereinlagen auf dem Stiel (z. B. Kat. 38). Ein stilus aus Carnun­tum wurde mit einem über der Spitze gewickelten silbernen Faden geschmückt (Kat. 41). Ein Exemplar aus Eisen von Siscia hat über der Spitze eine verdickte Bronzeeinlage (Kat. 15). Der einzige, aus dem tsche­choslowakischen Barbaricum (Zliv) bisher bekannte stilus, der aus einem Brandgrab nebst vielen Bronze­gefäßen zum Vorschein kam, ist auch über der Spitze mit Metalleinlage verziert (SAKAR 1970, 53, Taf. VI, 4).( 3 ) Papyrus (BLÜMNER 1911, 470—471 — SCHUB ART 1921, 4—18 — KLEBERG 1967, 69—70). Lange Zeit war der aus Ägypten stammende Pa­pyrus, die charta, die herrschende Form des antiken Abb. 5 : Schreibtafel und stilus in der Hand eines Knaben von einem Grabstein in Pécs (3) Die Angabe verdanke ich Herrn L. Horváth. 5 Alba Regia 65

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