Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 17. 1976 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1978)

Kunst und Mythologie der Landnehmenden Ungarn - Mesterházy Károly: Beziehungen der Mythologie zur Gesellschaftsordnung bei den Ungarn zur Zeit der Landnahme. p. 75–80.

30 — 31). Bei den Ungarn mochte er in den Jahrhun­derten, die dem sakralen Königtum, d.i. der Ab­hängigkeit von den Kasaren vorangingen, noch große Bedeutung besessen haben. Zur Zeit der Formung der sieben ungarischen Stämme mußte jedoch bereits eine ähnliche Mythologie existieren, wie die Gottes­welt der Ob-Ugrier es war. Die Reste des Schamanismus im Glaubensschatz der Landnahmezeit sind schwerer festzustellen. Aus der Awarenzeit sind auf Knochen geritzte Skizzen bekannt, die auf ein schamanistisches Welt­bild hinweisen (Tiegel aus Mokrin) (LÁSZLÓ 1977, 125). Aus der Landnahmezeit sind keine solche übriggeblieben, obzwar einige Darstellungen in diese Richtung zeigen (Dienes 1972 b, 102 — 104). Bis heute konnte auch kein Schamanergrab gefunden werden. Als Hauptursache vermuten wir, daß — laut den ethnografischen Angaben — die Ausrüstung des Scha­menen nicht mit ihm zusammen bestattet wurde; diese Gegenstände erbten ehen Familienmitglieder, oder eventuell die sich mit dem Schamanentum be­fassenden Nachkommen (Potapov 1963, 233, 245, HARVA 1938, 304 — 305). Öfters jedoch wurden diese Gegenstände mehrere Kilometer vom Schamanengrab entfernt, auf die Bäume im Wald aufgehängt (Dió­szegi 1963a, 352; Szokolova 1971, 224, 236, HARVA 1938, 295-96, DIÓSZEGI 1960, 223-24). Der Erbe­fall bietet — archeologisch betrachtet — eine bedeu­tende Möglichkeit. An Hand von Agapitov und Hangalov erwähnt Diószegi, daß der Schamane der Burjaten, wenn zum fünften Mal ein­geweiht, eine eiserne Kappe und einen eisernen Stock, den sogenannten „Pferdestock" (lobot) 1967, 86) er­hielt. Von anderen Autoren erfahren wir, daß die Schamanen stocke sehr verschiedene Formen hatten. Bei den Burjaten endet der Stock oben in einem Pferdekopf und ist mit Schellen, Häuten und farbigen Kleiderstreifen geschmückt. Die Stöcke sind aus Birkenholz oder aus Eisen. In der Mitte des Stockes war ein Querholz angebracht, auf das die helfenden Geister der Schamanes sich setzen konnten. Nach dem Tode des Schamanen erhielten die Verwandten den oberen Teil des Stockes als Talisman, und der untere Teil wurde in die Erde des Schamanengrabes einge­steckt (NIORADZE 1925, 78; HOFFMANN 1967, 140). In solchen Fällen konnte jedoch auch das Stockende oder der Schamanenstock selbst in das Grab des Verwandten gelangen, als sein eigener Talisman. Dies würde vielleicht jene, aus Knochen gefertigten Stockköpfe erklären, welche aus den Gräbern der Landnahmezeit zum Vorschein kamen und deren Bestimmung wir bis zu diesem Tag nicht genau kennen. Man dachte an Peitschenstiel-Enden oder an einen Teil des Schamanenstockes, jedoch steht uns weder ein richtig beobachtetes, aus authentischer Freilegung stammendes Stück zur Verfügung, noch konnten ethnologische Erklärungen für die Bestat­tung der Stücke gefunden werden. Eine Anzahl dieser können als Schamanenstockenden betrachtet werden. Das Exemplar aus Hajdudorog stellt einen Eilenkopf dar, was einen weiteren, recht interessan­ten schamanistischen Zusammenhang zeigt. Die Eule ist nämlich der Helfergeist des ungarischen Schama­nen (PAIS 1975, 97; DIÓSZEGI 1967, 81, 85; HOFF­MANN 1967, 127). Eines der wichtigsten Elemente des schamanisti­schen Weltbildes ist der Weltbaum (Lebensbaum). Er wurde in anderen Gesellschaftsordnungen gebo­ren. Sein Vorfahre war das Baum-Symbol der Frucht­barkeit in Mesopotamien, welches auch das Vorbild des biblischen Lebensbaumes ist, dieses Symbol wirkte später auf die Weltbaumvorstellung des Schamanismus (LÁSZLÓ 1977, 460, 145; Komoróczy 1976, 569 — 571). In der Glaubenswelt der landneh­menden Ungarn sind diese Symbole bereits ver­schmolzen. Merkenswert ist, daß in der Kunst der landnehmenden Ungarn der Lebensbaum nur an den Schmuckstücken der Vornehmen erseheint, und auch hier derart transponiert, daß er nur mehr als Verzie­rung dient. (Scheibe aus Anarcs, Beschlag am Pferde­geschirr von Szakony, der ein Kreuz umschlingende Lebensbaum an der Taschenplatte von Bezdéd) (DIENES 1972a, 49, Abb. 16, Abb. 35, Abb. 11). Der Schamanismus hatte den Animismus, eine be­reits früher geborene Glaubensvorstellung, in sich auf­genommen. Gemäß den neuen religionswissenschaft­lichen Forschungen ist der Animismus nicht als die früheste Religionsvorstellung zu betrachten. (HAHN 1968, 30; TOKAREV 1975, 17-38; Katona-Ecsedy 1970, 15, 22). Er wurde wahrscheinlich später geboren als wie der Gebrauch der Leichenbestattungen an­fing, welche in erster Reihe den wiederkehrenden Zerstörungsgeist des Toten beseitigen sollte. Der Glaube an die Geister half die Vorstellung der die Schamanen schützenden und helfenden Geister zu entwickeln (DIÓSZEGI 1967, 121-22; ROHEIM 1925, 42; Wassiljewitsch 1963, 372). Die Spuren des Ani­mismus sind in einigen finnisch-ugrischen Wörtern unserer Sprache aufzufinden (hagymáz-betegség, lélek), unser Wort „révül", das auf den Schamanis­mus weist, ist jünger, es scheint aus der ugrischen Periode zu stammen (Kodolányi 1970, 185 — 198). An die Entstehung des Geisterglaubens reiht sich der Kult der Ahnen, der dem Schamanismus voran­ging (VOIGT 1976, 89-90; Bodrogi 1970, 359-60; Katona-Ecsedy 1970, 18; HAHN 1968, 30), und nicht nur in Sibirien (Ongon—Kult) (ZELENIN 1952; HARVA 1938, 371; TOKAREV 1976, 256, VOIGT 1976, 90), sondern auch in Südamerika, Melanesien, Afrika, usw. verbreitet ist (Sárkány 1970, 63 — 65; TOKAREV 1976, 93; Katona-Ecsedy 1970, 18, 26). Leider kennen wir keine archeologischen Überlieferungen des Ahnenkultes. Die Geisterpuppen, welche die Burjaten „Ongon" nannten, und andere sibirische Völker in ihrer eigenen Sprache bezeichneten, sind nicht übriggeblieben (HARVA 1938, 371, 373, 375; DIÓSZEGI 1960, Abb. 17; 1963, 426; с f. HARVA 1938). Die „Ongon" genannten Tierknöchlein (DIE­NES 1972a, 52; 1975, 101; Bálint 1975, 52) sind ei­gentlich Amulette. Es gibt jedoch einige archeolo­gisch bekannte, sehr wichtige, mit dem Geister­glauben verknüpfte Gebräuche. Bei einigen finnisch­77

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