Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 10. 1969 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1969)

Közlemények – Mitteilungen - Holl Imre: Konrad Strauss, Die Kachelkunst des 15. und 16. Jahrhunderts in Deutschland, Österreich und der Schweiz. X, 1969. p. 176–177.

STRAUSS, KONRAD: Die Kachelkunst des 15. und 16. Jahrhunderts in Deutschland, Ös­terreich und der Schweiz. Strassburg 1966 Die Forschung, die sich mit der mittelalterlichen Kachel­kunst befaßt, hat in den vergangenen zehn Jahren einen starken Auftrieb erhalten. Während es sich aber in den sozialistischen Ländern vornehmlich um die mittelalterliche Archäologie han­delt — noch dazu mit einem besonderen spätmittelalterlichen Ak­zent — hat die mittelalterliche Forschung anderwärts, haupt­sächlich in Westdeutschland, auch weiterhin Sinn und Interesse für den Zeitraum vom 9. bis zum 12. Jahrhundert, so daß dieser Zweig der Keramikforschung auch gegenwärtig noch der Inter­essensphäre der Kunstgeschichte angehört. Aus dieser unter­schiedlichen Betrachtungsweise ergeben sich u. a. auch die diver­gierden Bearbeitungsmethoden. Wenn die zeitgemäße archäolo­gische Forschung einen neuen Fund zutage gefördert hat, ist die genaue Zeitbestimmung eine der vordringlichsten Aufgaben der Forschung, dann folgt die Bewertung den vielfältigen Richt­linien entsprechend (wie Archäologie, Kunstgeschichte, Heral­dik, Technik-Geschichte) global und mit einer wechselseitigen Kontrolle. Demgegenüber begnügt sich die frühere Auffassung mit der Untersuchung der künstlerischen Fragen und scheint nicht imstande zu sein, beim traditionellen Erwerb der Kunst­gegenstände (Kunsthandel, Kauf) komplexere Forschungsme­thoden anwenden zu können. Darauf ist es in erster Linie zurück­zuführen, daß wenn die westdeutschen Forscher ein Buch nach dem anderen über mittelalterliche und renaissance-zeitliche Öfen herausgeben — wobei es sich zumeist um eine neue Zusammen­fassung des bereits altbekannten Materials handelt —, die Me­thoden der Bearbeitung auch weiterhin die üblichen Fehler erge­ben. Der Autor des jüngst erschienenen Bandes hatte bereits in den 20er Jahren die Keramik-Fachliteratur um mehrere bekannte kleinere Bände bereichert. Seine neue Arbeit (als erster Band einer Bücherreihe) bespricht dem Titel gemäß die Kachelkunst des 15—16. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet. Tatsäch­lich sind es nur sieben bedeutende Gruppen, einzelne Werk­stätten und ihr Ausstrahlungsgebiet, die er zusammenfaßt, ohne einige überaus bedeutsame Werke, die dem Titel entsprechend in diese Zeit gehören, zu erwähnen (die spätgotischen Öfen von Meran, Salzburg, Wien, Ochsenfurt). Die Bearbeitung erfolgt im großen und ganzen auf Grund älterer Unterlagen, die er mit dem neuen, nocht nicht veröffentlichtem Material in Gruppen zu­sammenfaßt (in zahlreichen Fällen handelt es sich um die Wieder­holung früherer Publikationen des Autors, denen neuere Ermitt­lungen beigefügt wurden). 1. N e u z e 11 e. Der spätgotische Ofen des Klosters stammt aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts; heraldische Muster und allegorische Tiergestalten der Fabelwelt zieren die Ka­cheln. Analoge Stücke befinden sich in Leipzig und Breslau. Ein Teil des am Ende des Kapitels gezeigten Materials steht beizehungslos zur Gruppe (die Stücke von Zittau), so daß es als Beweismaterial nicht in Frage kommt. 2. Halberstadt und die Öfen des Klosters von Goslar. Die farbigglasierten Ofenkacheln mit ihrem mannigfaltigen Dekor (bei 26 Kacheltypen Menschendarstellungen) gehören vermöge der hochentwickelten Technik zu den bedeutendsten Denkmälern dieser Art. Es gereicht dem Autor zum Ver­dienst, daß er die Abbildungen der verstreut aufgefundenen Exemplare und ihre Beschreibung nicht getrennt bringt. So kommt es, daß die Bedeutung der Werkstatt erst jetzt klar erfaßt werden kann. Vom Gesichtspunkt der Datierung und der Person des Bestellers wäre die Kachel mit dem Wappen entscheidend (Tf. 10,5), leider steht die Ermittlung des Be­stellers noch aus. Auf einer anderen Kachel ist der Kurfürst von Sachsen dargestellt (Tf. 10,1); vermutlich handelt es sich um den Kurfürsten Albrecht (1443-1500). Mehrere Kacheln gehören — unserer Meinung nach — nicht zu dieser Gruppe bzw. Werkstatt (Tf. 10,6; 11,3 und 4), der andersartige Stil und die unterschiedliche Größe dieser Kacheln lassen erken­nen, daß sie nicht für einen Ofen dieser Bauart hergestellt worden waren. H. Küas, der die Leipziger Kacheln erstmalig veröffentlichte, datiert diese — stilgerecht und mit Berück­sichtigung der Fundumstände - auf das erste Quartal des 16. Jahrhunderts; diese Zeitstellung stimmt auch mit den ar­chivarischen Belegen überein, die sich auf den nach 1500 ange­fertigten Ofen des Rathauses beziehen. Der Autor aber da­tiert die Gruppe auf das Ende des 15. Jahrhunderts. Aber auch die beiden, im Dresdener Kunstgewerbemuseum auf­bewahrten wappenverzierten Kacheln (Tf. 12,1 — 2) lassen sich dieser Gruppe nicht einordnen, sie unterscheiden sich in der Art der Umrahmung, Wappenform und Einteilung und stammen außerdem aus einer späteren Zeit. 3. Stein am Rhein, Ofenwerkstatt. Konrad Strauss behan­delt die Werkstatt der Stadt vom Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts im Zusammenhang mit dem Fund vom Ende des vergangenen Jahrhunderts, und auf Grund mehre­rer schweizerischer Fundorte auch ihre weitverzweigten Bezie­hungen. Er teilt die Funde auf zwei Gruppen (auf spätgo­tische und renaissancezeitliche) und beweist, daß einzelne Werkstätten ihren Formenschatz durch Nachbildungen von Kacheltypen verschiedenen Ursprungs — die sich sowohl zeitlich als auch stilistisch unterschieden — bereichert hatten. Auch hier war es ihm gelungen mehrere noch nicht publi­zierte Kacheln, die über den Kunsthandel in andere Sammlun­gen geraten waren, dem behandelten Kreis einzugliedern (doch sind leider die Fundorte der meisten unbekannt). Er bespricht kurz auch die drei spätgotischen Öfen (zwei aus Ravensburg, einen aus Lindau), die seiner Meinung nach die­ser Werkstatt angeschlossen werden können. Wir bedauern, daß der Autor sich bei diesem Kapitel nicht auch der ein­schlägigen Publikationen der ungarischen Forschung bedient hat (obwohl er sie in seiner Bibliographie erwähnt) Daraus wäre nämlich ersichtlich, daß die Beziehungen der Werkstatt noch viel weiter gereicht hatten (Transdanubien, Große Ungarische Tiefebene, Böhmen, Polen); anderseits hätte es sich heraus­gestellt, daß drei Stücke der ersten Gruppe bereits Nachbil­dungen sind. (Die Originalkacheln sind nämlich in die für König LadislausV. angefertigten Öfen eingebaut.) Typen, die zum Teil mit den Funden von Stein a/R übereinstimmen, fin­den sich unter den veröffentlichten Funden von Bern, Hall­wil und Neuchatel, die der Autor gleichfalls übersehen hat. Die genannten Fundorte beweisen eben, daß die behandelte späte Werkstatt von Stein a/R keinesfalls eine derart zentrale Rolle gespielt hatte, wie K. Strauss es behauptet. 4. Die Hans Berma nschen Öfen. Auf den Spätrenaissance­Kacheln mit der Jahreszahl 1562 und dem Namen des Meisters sind Szenen aus der Passion und aus dem Alten und Neuen Testament dargestellt. Welch großer beliebtheit sie sich erfre­uten und daß die Werkstatt weitgehende Verbindungen un­terhielt, beweisen einzelne Kacheln, die von Jugoslawien bis Schweden bekannt sind. K. Strauss schreibt, daß der Meister und seine Familie 1527 — 90 in Marburg tätig war. 5. Der Ofen von Grafenegg und seine Beziehungen. Der 1908 bekanntgemachte Ofen wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Ein Teil der Renaissancekacheln stellte dieDürersche Passion dar, auf anderen waren Szenen zu sehen, die die Volkstümlichkeit der sich verbreitenden Reformation bewei­sen. Der Autor teilt die Meinung der früheren Forschung nicht, die besagt, daß der Ofen aus Oberösterreich stammt, und hält ihn für ein deutsches Produkt. 6. Hans Kraut. Die Fachliteratur beschäftigt sich mit den Arbeiten des österreichischen Töpfermeisters bereits seit dem vergangenen Jahrhundert, vor Jahren u. a. auch K. Strauss. Die Werkstatt des Meisters war in der Stadt Villingen (die damals zu Österreich gehörte), deren blühende Töpferkunst sogar urkundlich bestätigt ist. Die Tätigkeit des Meisters ist in den Jahren 1578-88 durch seine datierten Arbeiten nach­weisbar. Neben einzelnen Kacheln, die sich in verschiedenen Sammlungen finden, sind auch drei vollständige Öfen H. Krauts bekannt. Bezeichnend für seine Kunst ist, daß er neben den aus Formen gepreßten Kacheln auch Öfen mit frei model­lierten und gemalten Kacheln angefertigt hatte. Als Vorbilder der modellierten Kacheln dienten ihm die Holzschnitte H. B. Behams und die Kupferstiche von Virgil Solis. K. Strauss zeigt in seinem Buch auch die Kachel H. Krauts, die das Budapester Kunstgewerbemuseum besitzt, das weitere Mate­rial (Esztergom) ist ihm scheinbar nicht bekannt. 7. Lauenstein. Die Funde der Burg, Kachelscherben mit renaissancezeitlichem figuralen Schmuck, die 1930 zum Vor­schein gekommen waren, stammen größtenteils von der Mitte des 16. Jahrhunderts. Ähnliche Kacheln wurden in hessischen Werkstätten hergestellt. 176

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