Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 8.-9. 1967-1968 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1968)

Tanulmányok – Abhandlungen - Bakay Kornél: Gräberfeld aus den 10–11. Jahrhunderten in der Umgebung von Székesfehérvár und die Frage der fürstlichen Residenz. II. – A Székesfehérvár környéki 10–11. századi temetők és a fejedelmi székhely kérdése. VIII–IX, 1967–68. p. 57–84. t. VII–XXII.

wird die ungarische Übertragung des slawischen Belgrads. (In einer authentischen Aufzeichnung aus dem Jahr 1192 ist Fehérvár Belgrad genannt.) Und Pest-Buda, der erste Name bedeutet in seiner slawischen Form ursprünglich Backofen, der zweite Namen Wasser. Später wurden diese ursprünglich slawischen Marktflecken Mittelpunkte der ungarischen Gesellschaft, und entwickelten sich als solche weiter." 177 Obwohl die Ansichten über den slawischen „Staat" Pribinas G. Fehér bereits im Jahr 1956 kritisiert und nachgewiesen hat, dass von einer slawischen Staatsgrün­dung Pribinas keine Rede sein kann, 178 bestand diese Ansicht weiter fort und herrschte sogar vor. E. Lede­rer schrieb 1957: „... dass Pribina an die Spitze eines slawischen Staates trat." 179 Erst vor kurzem hat auch J. P e r é n y i diese Annahme entschieden abgelehnt, d.h. die Hypothese, dass Pribina und Kocel die Führer eines slawischen Staates gewesen und dass dieser slawische „Staat" nach Kocels Tod dem mährischen Reich ange­schlossen worden wäre. 180 Die Theorie über den Ursprung der Komitatsorgani­sation hat Gy. Györffy aufgrund gewichtiger Ar­gumente, die es verdienen, erwogen zu werden — kriti­siert. 181 Letztlich hat sich L. Elekes mit der Frage der Komitatsorganisation beschäftigt und er hat bedauer­licherweise nur sehr oberflächlich dargelegte Argumente den Feststellungen Gy.. Györffys entgegengestellt. Abschliessend ist er zu der Ansicht zurückgekehrt, dass das königliche Komitatsystem auf Grundlagen beruht, die sich im „pannonisch-slawischen Staat" herausgebildet haben. 182 Der Umstand, dass man ein slawisches Burgensystem voraussetzt, bedeutet automatisch, dass die frühen unga­rischen Städte — darunter auch Fehérvár — slawischen Ursprungs sind. 183 Wir wollen nun der Reihe nach alle Argumente durch­gehen, die man als Beweis des slawischen Ursprungs der Stadt Fehérvár vorbringt: 1. der einstige slawische Name der Stadt: Belgrad, 2. die topographische Lage der Stadt, 3. die slawischen Gräberfelder in der Umgebung der Stadt, 4. der Umstand, dass es keine antike Vorgeschichte gab und demnach nur die Slawen eine bedeutende Rolle hätten spielen können. Zu 1. Der französische Mönch Eudes de Deul ist, als er am zweiten Kreuzzug teilnahm, durch Ungarn ge­reist und hat von dem ungarischen Belgrad „castrum Bele­grade" geschrieben. 184 Die Aufzeichnung ist authentisch und es besteht kein Zweifel darüber, dass F. Salamon, E. Molnár und P. V á с z у 185 diesen Stadtnamen sehr richtig mit Fehérvár identifiziert haben. Es fragt sich nur, ob es richtig ist, aufgrund dieser — aus dem 12. Jahrhunderts stammenden Bezeichnung, Belgrad für den ursprünglichen Stadtnamen zu halten, aus dem erst später die ungarische Entsprechung entstand? «8 FEHÉR 1956 : 33. " 9 ELEKES-LEDERER-SZÉKELY 1957 : 11. I 80 PERÉNYI 1964 : 133; BONA 1965 : 39-45. isi GYÖRFFY 1959 : 23, Anm. 38, cf. VÁCZY 1958 : 334. "г ELEKES 1964:51-53. 183 ELEKES-LEDERER-SZÉKELY 1957 : 11. isi GY. FEJÉR, Codex diplomaticus II. 282. 185 VÁCZY 1958 : 314. Diese überaus wichtige Frage wird einhellig durch die Tatsache entschieden, dass dem erstmaligen Auftritt des slawischen Namens „Belgrad" fast anderthalb Jahrhun­derte der ungarische Name Fehérvár in den ungarischen Urkunden vorangegangen ist. In der auf 1055 datierten Gründungsurkunde von Tihany steht: „inde adcastelic et Feheruuaru rea meneh hodu utu rea." 186 In unserem Fall ist es ganz gleichgültig, wie dieser Heerweg von Fehérvár aus weiter verlief. 187 Dass Fehérvár bereits in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts einen ungarischen Namen hatte, 188 ist somit urkundlich belegt, so dass wir Behauptungen wie : „Auch die Residenz des ungarischen Fürsten ist in Belgrad (Fehérvár) zustandegekommen" 189 , für stark übertrieben halten müssen. Zu 2. Es wurde allgemein üblich, sich bei der Erforschung der Stadtentstehung von Fehérvár — aufgrund von G. F e h é г 190 —- darauf zu berufen, dass es in diesem, von Sumpf umgebenen Gebiet keine andere, als eben eine Siedlung slawischer Ackerbauer geben konnte. Das sum­pfige Gebiet wäre ja kein geeignetes Siedlungsgebiet für die Ungarn. Um die Rolle der Sümpfe als Schutz der Einwoh­ner zu dokumentieren, wird häufig folgende Stelle aus dem „Carmen Miserabile" von ROGERIUS angeführt: „est paludibus circumsepta cum esset in dissolutione nivis et glaciei, nequierunt earn occupare." Dieser Satz an und für sich würde hinreichend als Widerlegung dafür gelten können, dass die Ungarn sumpfige Gebiet nicht ausnutz­ten. Niemand hat aber bis jetzt behauptet, dass die Ein­wohner von Fehérvár in der Zeit des Mongolensturmes Slawen gewesen wären. Das vornehmlich Viehzucht, aber auch Ackerbau trei­bende ungarische Volk empfand keine Abneigung gegen­über der wässrigsumpfigen Landschaft, wie ich es auf Seite 68 dargelegt habe. 3. Bei der Klärung von Fragen der frühen Geschichte wird schon seit langem der Archäologie eine grosse Bedeutung begiemessen, denn die spärlichen Schrift­quellen und die Ergebnisse der Sprachforschung kön­nen ohne dem archäologischen Beweismaterial nur als Arbeitshypothesen gelten. 191 Sogar A. P 1 e i d e 11, der Anhänger der römischen Siedlungskontinuität-Theorie, schloss seine Studie mit folgenden Worten: „Beweise, die unsere Stellungnahme bekräftigen, sind vornehmlich von der Archäologie zu erwarten. . ," 19, Als E. Molnár im Jahre 1954 auf die Schranken, die der Archäologie gesetzt sind, hinwies, 193 erkannteer an, dass „die ungarische Urgeschichtsforschung nur dann wirklich beständige Ergebnisse erzielen kann, wenn sie sich auf die marxistisch-leninistische Sprachwissenschaft, Archäologie, Anthropologie u.s.f. stützt." 194 Unter den neuesten Arbeiten möchten wir L. Ele­kes' Ausspruch wiederholen : „Der Forscher muss sich gezwungenermassen auch anderer Quellen bedienen, vor­186 BÁRCZI 1951 : 10, 39-40. 18? PAIS 1954 : 279. 188 SZÉKELY 1961 : 75-76. 189 Siehe Anm. 179. i»o FEHÉR 1956 : 34; FEHÉR 1957 : 275-276. isi PERÉNYI 1964 : 132. 192 PLEIDELL 1934 : 313, Anm. 2. 193 MOLNÁR 1954 : 15. 194 Ibid. 16. 74

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