Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 2.-3. 1961-1962 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1963)

Tanulmányok – Abhandlungen - Bóna István: Beiträge zu den ethnischen Verhältnissen des 6–7. Jahrhunderts in Westungarn. II–III, 1961–62. p. 49–68. t. XX–XXIV.

dies ist bei der Bestimimung der Herkunft dieser Stücke von ausschlagender Wichtigkeit. Eine unentschiedene Frage ist die Kopfbedeckung: es fehlt jegliche Andeutung des Haares, somit handelt es sich uni eine, den ganzen Kopf einhüllende Kopf­bedeckung, J. Werner hält einige, unserer Gruppe angehörende Kopfbedeckungen für Hörnerhelme (Abb 4. 13-15). 15 Wenn seine Vermutungen für die von ihm genannten einzelnen Fälle auch zutreffend sein sollten, ist eine Verallgemeinerung nur schwer denk­bar. Doch lassen sich diese Kopfbedeckungen auch mit den Helmen z. B. vom Typ Baldenheim, die um diese Zeit von der Kriegeraristokratie getragen wur­den, nicht in Verbindung bringen. Mehrere Umstände sprechen gegen diese Deutung. Erwähnte ich doch, dass auch das Trennenbildniss von Dirlewang mit der­gleichen Kopfbedeckung dargestellt ist. Anderseits aber sind sich die Kopfbedeckungen weder der Grösse, Form oder Verzierung nach gleich. Von der niedrigen, halibkugelartigen bis zur hohen, spitzen, hutförmigen sind sozusagen alle Formen vertreten. Dies steht im krassen Gegensatz zu den ziemlich einförmigen Hel­marten dieser Epoche, die nur in einigen Werkstätten angefertigt wurden. Die halbkreis- oder halbevalförmi­gen und kreuzartigen Stirniverzierungen die wir auf den Kopfbedeckungen wiederholt beobachten können, sind uns von Helmen unibekannt. Was eigentlich diese Germanen auf dem Kopf tragen, kann somit erst nach einem Vergleich mit parallelen, detaillierten Darstellungen und nach er­folgreichen archäologischen Beobachtungen zuferläss­lich entschieden werden. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich hier um Kappen oder Hüte aus Stoff oder Leder. Die über der Stirne getragenen Verzierungen lassen Sippen- oder Stammesabzeichen oder eine Art Rangzeichen vermuten. Von der sich unter dem Kopf befindlichen, sehe­matiseihen Brustdarstellung lässt sich kaum etwas sagen. Sowohl der Körper als auch die Darstellung des Kleides ist derart grosszügig, fast nur symbolisch an­gedeutet, dass wir von einer weiteren Untersuchung derselben absehen können. Die deutsche Forschung zitiert bei der Erforschung der Herkunft der Gesichts­darstellung zumeist die Ansicht von H. Zeiss: ,,Den Ausgangspunkt für derartige Darstellungen bilden die bereits ornamental aufgefassten Köpfe auf ägyptische Stoffe in Flechtbandumralbmung" — „durch die Ein­wirkung von Vorbilder aus der Mittelmehrkunst" 16 M. Franken versucht einen Vergleich mit zeitgemäs­sen byzantinischen Stoffen, und leitet diese Art der Verzierung von den italischen Langobarden ab und bezeichnet das langolbardisohe Italien als den Her­kunftsort, von wo diese Art der Verzierung auf süd­deutschen Boden eingedrungen ist. 17 Offensichtlich handelt es sich hier wiederum um eine, von unserer abweichenden Auffassung. Diese Forscher möchten wahrmachen, dass die Verzierung gewisser Gegenstände mit Gesichts- und Bruis'lbild­darstellungen orientalischen Ursprungs ist. Doch ist der eingehende Erweis dieser Voraussetzungen Auf­gabe der Zukunft. Viel annehmbarer scheint die Feststellung, dass die unmittelbaren Vorbilder der Formgebung der Rie­15 Acta Arch. (Koppenhagen) 25 (1949) 255 und Bild 8. № Bayr. Vorgesch. Bl. 12 (1934) 40. 17 M. FRANKEN, op. cit., 18 und 28. 18 H. DANNHEIMER, op. cit. 15. menzungen und ihrer Zier mit Gesichtsdarstellung und vielleicht sogar der Tausehierungstechnik aus dem langobardischen Italien nordwärst gelangten. Dass die mit Masken verzierten Riemenzungen im nördlichen Alpenvorland angefertigt wurden, also unmittelbar bei den nach Italien führenden Bergübergängen, scheint ein genügender Erweis hiefür. Unseres Wissens ist gegenwärtig noch keine, un­serer Gruppe angehörende Riemenzunge mit tauschier­ter Gesichtsdarstellung aus Italien bekannt. Es ist nicht unmöglich, dass die Verzierung gewisser Gegen­stände mit Menschengesichtern tatsächlich orientali­schen Ursprungs ist und sich über Italien nordwärts verbreitete. Doch bedeutete dies nur eine Anregung für die südbajuwarischen Goldschmiede. Es muss wie­derholt werden, das die darstellten Köpfe kennzeich nend germanische Gesichter sind, so dass der Urbe­griff schon zu Beginn ein eigenartiges örtliches Ge­präge erhielt, Die Riemenzungen mit Gesichtsdarstellung wur­den demnach in lokalen bajuwarischen Werkstätten angefertigt und erfuhren dort ihre Ausgestaltung. Ihre Verbreitung begrenzt sich auf einen verhältnis­mässig engen Raum: nur die Stamimesaristokratie der Bajuwaren und der östlichen Alaimaninen trug derart ausgestattete Gürtel. Die Chronologie der Riemenzungen mit Gesichts­darstellung ist uneinheitlich. Die in Előszállás gefundenen Stücke sind eigentlich nicht datierbar. H. Dannheimer, der die Gürtelgarnitur von F e 1 d­m о с h i n g veröffentlichte, setzt die Gruppe auf das Ende des 7. Jahrhunderts. 18 Bei der Veröffentlichung der aus Dirlewang und Auf ham stammenden Stücke wurden dieselben ebenfalls dem späten 7. Jahr­hundert zugewiesen. M. Franken reiht die Funde von Altstädten — ohne auf die Riemenzungen des­näheren einzugehen — auf das 7. Jahrhundert, 19 J. Werner, bzw. G. Kossack ordnet das Grab Nr 121 von Mindelheim der dritten „Schichte" des Gräber­feldes ein, was zeitlich dem letzten Drittel des 7. Jäh rhunderts en 'spricht. 80 Wenn wir die obigen Datierungen ohne Bedenken annehmen würden, müssten wir eigentlich das Grab Nr. 200 von Előszállás ebenfalls auf das letzte Drittel des 7. Jahrhunderts setzen. Doch gemahnen einige historische unn archäolo­gische Vorkomnisse zur Vorsicht. Ohne reifliche Über­legung der durch die oben genannten Fo .scher fest­gesetzte Chronologie darf dieselbe von uns nicht an­genommen werden, da die Zeitgrenzen in den west­lich von uns liegenden Ländern immer um 20—30 Jahre jünger sind, als unsere. Allen ungarischen An­gaben gemäss erscheinen westgermanische Elemente und Erzeugnisse in frühawarisehen, noch vor dem Jahr 670 stammenden Gräbern. Die Richtigkeit dieser Datierung wird durch die byzantinischen Münzen der Frühawarengräber einhellig erwiesen. Besondere Beachtung kommt der Tatsche zu, dass die tauschierte eiserne Gürtelgarnitur vom Typ Feld­m och ing eine Nachahmung byzantinischer Vorbilder aus der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts ist. 21 19 M. FRANKEN, op. cit. 31 und 64. 20 J. WERNER, op. cit. 15. 21 i. BONA, I. Teil dieses Artikels 67

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