Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 2.-3. 1961-1962 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1963)

Tanulmányok – Abhandlungen - Bóna István: Beiträge zu den ethnischen Verhältnissen des 6–7. Jahrhunderts in Westungarn. II–III, 1961–62. p. 49–68. t. XX–XXIV.

Nieten treten auf Gürtellbeschlägen — w'e schon erwähnt — erstmalig in der Hunnenzeit auf. Die frühesten Stücke — sie kamen aus Fürstengräbern zum Vorschein — trugen Nieten mit Glasköpfen, die von einem Draht aus Edelmetall umrandet waren. 83 Nachahmungen aus Bronze fanden sich unter hunnen­zeitMeben, 87 später unter byzantinischen oder aber bei byzantinisch beeinflu&sten Funden des 5-6. Jahrhun­derts. Aus dem Gesagten wird ersichtlich, dass sich der hier behandelte Gürtelgarnitur-Typus sowohl die technische Ausführung, als auch die Komponenten der Form betreffend auf spätrömiseh-byzaintinische Vorläufer zurückführen läset, Von ausserordentlicher Beweiskraft ist auch jene Schilddornschnalle byzan­tinischen Ursprungs, die im hispanischen Italica ge­funden wurde, von der wir voraussetzen können, dass die byzantinische Präfektura in Hispanien das ver­mittelnde Gebiet war, über das die byzantinische Schnalle zu den Westgoten gelangte, wie auch un­sere Formern über den Balkan und über Italien zu den Langobarden, Bajuwaren und Awaren gekotmimen waren. Für den byzantinischen Handel könnte auch die byzantinische Schnalle der Güirtelgamitur aus Grab 178 aus Reichenhall sprechen. Und trotz allem halten wir unsere Gürtelbeschläge keinesfalls für byzantinische Erzeugnisse. Gegen den byzantinischen Ursprung spricht die lokale Verbrei­tung des streng genommenen Typs, die minderwerti­gere Ausführung des Broinzegusises, das Fehlen des trapezförmigen Gürtelschmuckes über das Verbrei­tungsgelbiet hinaus und letzten Endes das Erscheinen des 8-(fönmigen GürtelschmuCkes. Der trapezförmige Gürtelschmuck ist auf spätröimische Vorfonmen, die in Niorditalien weiter fortbestanden, zurückzuführen. Auch der Umstand, dass in dem bereits, erwähnten Grab von Reichenhall eine echte byzantinische Schnalle anstatt unseres Schnaillentyps vorhanden war, ist nicht unwesentlich. Im Zusammenhang mit den italischen Schnallen spricht Aberg von einem gemischten germanisch­byzantinischen Still. 88 Das häufige Vorkommen unse­rer bronzenen Gürtelbeschlage in Norditalien wirft mit Recht die Frage auf, Ob denn unser Gürtel­sehmuek — wenn auch nicht allgemein germanischer — so doch langobardischer Herkunft sei. Hiefür spricht der Umstand, dass zahlreiche Garnituren und Einzel­stücke in langobardiscben Gräberfeldern zum. Vor­schein gekommen waren. Deutsche und österreichi­sche Forscher hatten bis nun keine andere Möglich­keit ausser dieser in Erwägung gezogen. Doch bleibt uns diese Voraussetzung mit der Be­antwortung wesentlicher Fragen schuldig. Warum kommt der behandelte Gürtelgarinitur-Typ bereits ge­gen Ende des 6. Jahrhunderts in den grossen mittel­italienischen klassischen langobardischen Gräberfel­dern von Gastell Trcsino und Nocera Umira nicht vor? Wo sind die langolbardischen Vorfonmen der einzelnen Typen? Es findet sich nämlich weder in dem, bis jetzt veröffentlichten Fundimaterial von Krainburg, noch in den ungefähr 300 lomgobardischen Gräbern des 6. Jahrhunderts, die auf dem Gebiet Pannoniens frei­en N. FETTICH, op. Cit., Taf. XXXI, 9. 87 B. POSTA in E. de Zichy: Voyages au Caucase et en Asie Centrale (Bp. 1897), Bd. II, 2. Teil, Taf. XXVI, 3. 88 N. ABERG, Die Goten . . . 125. gelegt worden waren, keine einzige ähnliche, germa­nische Gürtelgiarnitur. Warum häufen sich diese Funde in dem Gebiet zwischen den Alpen und dem Po und warum verschwinden sie südlich des Po? Auf Grund dieser negativen Tatsachen können wir unseren Typ vorläufig weder für ein germanisches, noch für ein langoibardiisches Erzeugnis halten. Obwohl die Anfer­tigung und Verwendung auf die Zeit der langobar­dischen Herrschaft in Italien fällt, koimimt diesem Umstand in sich noch keine ethnisch-bestimmende Rolle zu. Die italische Kunst des 6-8. Jahrhunderts nennt K. Wessel ..Kunst der Langobardenzeit in Italien", anstatt sie als „langobardische Kunst" zu bezeichnen. Vor allem sind es die orientalischen Einflüsse des Ositrömisohen Reiches, die dieser Kunst ihrem Stem­pel aufgedrückt haben; ihrem Gepräge nach könnte man sie wohl als eine provinziale byzantinische Kunst Italiens bezeichnen. 89 Diese Kennzeichnung bezieht sich mehr oder weniger auch auf die besprochene Gürtelgarnitur. Di© Forschung hatte aber auch die spätrömischen Wurzeln, die Überlieferungen der ita­lischen Handwerker und ihre künstlerische Nachlas­senschaft bis nun wenig beachtet (und wenn, danr. wurden diese, vom byzantinischen abweichenden, bar­barischen Elemente ausschliesslich den Germanen zu­gesohreiben). In dem bescheidenen Material, das wir untersuchten, scheinen eben diese spätrömischen Überlieferungen von grundlegender Bedeutung zu sein, denen sich — zweifelsohne — auch beachtens­werte byzantinische Einflüsse zugesellt hatten. Die Germanen — in diesem Fall die Langobarden — tru­gen mit ihren Ansprüchen, die durch die Eigenheiten ihrer Tracht bestimmt wurden, hauptsächlich als Be­steller zu der Herausbildung des besprochenen Typs und zu der massenhaften Anfertigung der Gürtelgar­nitur bei. An Hand von Analogien konnte festgestellt wer­den, dass das Zentrum des Verbreitungsgebietes unse­res Gurteiganniturtyps Norditalien, das östliche Alpen­geibiet und die Anrainergebiete sind. Die Werkstätten, in denen dieser Typ seine Herausbildung erfuhr, müssen wir somit im Kreise jener, durch die Lango­barden unterjochten, spätrömiscben Bevölkerung die­ser Gelbiete suchen, die den byzantinischen Einflüssen fast unmittelbar ausgesetzt war. Abschliessend soll die Untersuchung dessen erfol­gen, von wo, wann und unter welchen Umständen die behandelten bronzenen Gürtelbestandteile in die frühawarisehen Gräberfelder gelangt waren. Vor al­lem sollen all jene Möglichkeiten angefhürt werden, die — so ansprechend sie auch sein mögen — tat­sächlich kaum in Betracht komimén. Der hier bebandelte Typus kann keinesfalls den, auf ungarischem Boden „zurückgebliebenen" Lango­barden angeschlossen werden. Nördlich und nordöst­lich der Linie PecsHKeszthely-Szombathely gibt es keine „zurückgebliebenen" Langobarden. 9 о Die in den letzten Jahren erfolgte Freilegung neuer Gräberfelder, aber auch die Untersuchung frühawarischer Gräber bestätigt die Verwerfung der älteren, kaum begründe­«9 K. WESSEL, Rom — Byzanz — Russland (Berlin 1957) 45—46. 90 I. BONA, Die Langobarden in Ungarn. Acta. Arch. Hung. 7 (1956) 239. 61

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