Fülöp Gyula (szerk.): Festschrift für Jenő Fitz - Szent István Király Múzeum közleményei. B. sorozat 47. (Székesfehérvár, 1996)

I. Barkóczi: Grabmäler Frühzeitiger Auxiliar-Soldaten aus Gorsium und Intercisa (Dunaújváros)

JENŐ FITZ SEPTUAGENARIO L. Barkóczi GRABMÄLER FRÜHZEITIGER AUXILIAR-SOLDATEN AUS GORSIUM UND INTERCISA (DUNAÚJVÁROS) Forschungen der letzten Jahre zeigten eindeutig, daß das in Intercisa gefundene reichhaltige Steingut nicht aus Aquincum, sondern aus Gorsium und Umgebung zum Lagerbau ver­schleppt wurde (Fitz 1960,112-115; Barkóczi 1984,170-193). Ebenfalls aus Gorsium stammen die zu den Bauarbeiten im mittelalterlichen Stuhlweißenburg (Székesfehérvár) beförderten römischen Steine (Fitz 1960, 112-115; Fitz 1972a, 45-51). Dies wurde noch von den seit mehr als 30 Jahren durchgeführten Forschungen in Gorsium sowie durch die neuerdings ausgegra­benen Steindenkmäler bekräftigt (dazu vgl. Fitz 1972a und 1976 mit ausführlicher Literatur). In Gorsium arbeiteten schon seit Beginn der Okkupation eine, später mehrere Steinmetz- Werkstätten, die gewiß auch für das 40 km weit entfernte Inter­cisa Grabmäler und sonstige Hausteine anfertigten. Dieser enge Kontakt zwischen Gorsium und Intercisa blieb übrigens wäh­rend der vier Jahrhunderte erhalten. Angesichts der Beziehun­gen zwischen den beiden Ortschaften sowie der Tatsache, daß die Lager von Gorsium und Intercisa, wenn auch nur kurzfristig aber eine Weile doch auch parallel bestanden, wäre es lohnend, die frühzeitigen Garnisonen der beiden Lager, die Liquidierung des Lagers von Gorsium und die Gründung des Lagers von Intercisa aufs neue zu überblicken. Die Reiterfiguren, zu beobachten an den in Gorsium und Umgebung sowie in Intercisa gefundenen Grabsteinen frühzeiti­ger ü/a-Soldaten, sind in zwei Gruppen aufzuteilen. Der ersten gehören jene an, die südöstliche Beziehungen aufweisen und sich zugleich von den mit italischer und rheinischer Vermittlung hergebrachten und von örtlichen Steinmetzen geformten Dar­stellungen unterscheiden. Die letzteren kommen größtenteils an der /imer-Strecke Camuntum-Aquincum sowie im Hinterland vor(vgl. Burger 1956, 191-197). Die zweite Gruppe ist hingegen eindeutig mit diesen Darstellungen verbunden, die an der limes- Strecke Camuntum-Aquincum zu finden sind. . In Székesfehérvár kam ein unvollständiges Grabmal zum Vorschein, welches irgendwann im Mittelalter aus Gorsium hergeschleppt werden mußte (Abb. 1). Das Grabmal endete oben höchstwahscheinlich in einem Giebel, ist aber heute schon schräg abgebrochen. Im erhalten gebliebenen Bildfeld ist eine unvollständige Reiterfigur zu sehen, darunter in einem profilier­ten Rahmen ein kleines Bruchstück des beschrifteten Feldes mit schön gemeißelten Buchstaben (erwähnt; Burger 1956, 193; mit Inschrift publiziert: Fitz 1968, 198, No. 5; vgl. noch Fitz 1976, 87). Da nur die beiden ersten Zeilen der Inschrift erhalten blieben, und auch diese nur unvollständig, ist die Ergänzung ungewiß : Fl(a vius) Viscus a (...) .f... (f.) (Claudius)... H ; 85 cm, Br.: 104 cm, D: 13 cm. Im Bildfeld ist ein rechts galoppierender Reiter dargestellt. Der Kopf ist in Profil, der rechte Arm, der das pilum hielt, fehlt, in der Linken ist der ovale Schild deutUcV. riaa Bein ist hochgezogen, man sieht, wo der Stiefel endet. Auch ein Teil des flatternden Mantels ist noch sichtbar. Der Sattel ist akzen­tuiert ausgearbeitet, mit langer Satteldecke, die unter den Fuß des Reiters reicht. Der Reiter gehört zu den wenigen pannonischen Darstellun­gen, wo die Figur und die Bewegung des Pferdes lebenstreu ausgearbeitet und das Pferdegeschirr sowie die Kleidung und Rüstung des Reiters deutlich wahrnehmbar sind. Übrigens die einzige Darstellung in unserer Provinz, wo auch das Schwert an der Seite des Reiters zu sehen ist. Trotz der Unvollständigkeit des Steindenkmals ist es auffal­lend, daß weder der rechte Arm des Reiters, noch das in der Hand gehaltene pilum zu sehen ist. Handelte es sich aber um die schon bekannte Darstellung, so müßte auf jeden Fall der rechte Arm oder allenfalls ein Teil dessen sowie die vor dem Körper schräg gehaltene Waffe zu sehen sein. Da nun solches nicht sichtbar ist, konnte das pilum nur in einem etwas rückwärts gebogenen, über den Kopf erhobenen Arm in horizontaler Lage gehalten werden. Diese, in der Provinz einmalige Darstellung ist vor allem an griechischen Grabmälern zu beobachten. Eine anschauliche Parallele ist u. a. der Reiter aus Ephesos (Abb. 2), wo das pilum - über dem Kopf im zurückgezogenen rechten Arm horizontal gehalten - eindeutig erkennen läßt, warum am besagten Steindenkmal der Arm und die Waffe des Reiters nicht zu sehen sind (Hofman 1905, 52; Pfuhl-Möbius 1979, 1394. Taf. 204). Die Darstellung des rechts galoppierenden Pferdes, der flat­ternde Mantel, das hochgezogene Bein sind lauter Motive, die an den „thrakischen Reiter“ erinnern. Der „thrakische Reiter“ ist in Bulgarien und Jugoslawien an Votivtafeln und Grabmä­lern gleichermaßen zu finden. Die meisten sind aus Moesia Superior bekannt (vgl. Cermanovic-Kuzmanovió 1962-1963, 113-124). Wenn auch in geringerer Anzahl, sind auch aus Pan­nonien derartige Votivtafeln und Reliefs bekannt. Eines der schönsten Stücke ist eine, dem Deus Dobrates gewidmete Tafel aus Intercisa (Fülep 1954, 264; Erdélyi 1954, XC. t. 5), wo das Pferdegeschirr, dem Relief von Székesfehérvár ähnlich, ebenfalls deutlich dargestellt wird. Gleichfalls aus Intercisa ist auch an einer aedicula-Wand der thrakische Reiter zu finden (Erdélyi 1954, LVIII. t. 1), wo die Ausarbeitung sowohl des Pferdes wie auch des Reiters beachtliches handwerkliches Können andeutet. 15

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