Demeter Zsófia - Gelencsér József - Lukács László: Palotavárosi emlékek. Székesfehérvár - Palotaváros története és néprajza - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 31. (Székesfehérvár, 1990)
Irodalom
ANDENKEN AN DIE PALOTAER VORSTADT Geschichte und Volkskunde der Palotaer Vorstadt von Székesfehérvár (Stuhlweißenburg) Die Krönungsstadt Székesfehérvár, ein Zentrum des mittelalterlichen Königreiches Ungarn, bestand aus drei Teilen: aus der Inneren Stadt (ung.: Belváros), aus der Budaer und der Palotaer Vorstadt. Letztere liegt westlich von der Inneren Stadt; ihre Demolierung wurde Ende der 1970er Jahre begonnen, gleichzeitig mit der Errichtung eines neuen Stadtteiles, die noch heute im Gange ist. Das bevorstehende Verschwinden der von Handwerkern, Händlern und Ackerbauern bewohnten Vorstadt veranlaßte uns zur Erschließung ihrer reichhaltigen Vergangenheit. Aus Forschern, die sich mit der Palotaer Vorstadt befassen (Archäologe, Historiker, Volkskundler, Architekt), bildeten wir eine kleine gesellschaftswissenschaftliche Arbeitsgruppe, deren Mitglieder ihre wohl koordinierte Arbeit mit der Unterstützung des König-Stephan-Museums von Székesfehérvár verrichten. Im vorliegenden Buch möchten wir unsere bisherigen wichtigsten Forschungs-ergebnisse darlegen sowie die Rolle schildern, die die Palotaer Vorstadt im 18.-20. Jahrhundert im Leben von Székesfehérvár gespielt hat. Die archäologischen, geschichtlichen und volkskundlichen Forschungen nahmen wir 1975 in Angriff. Gleichzeitig mit der Enteignung der alten Häuser kauften wir für die geschichtlichen und volkskundlichen Sammlungen des König-Stephan-Museums beachtenswerte Gegenstände und Objektkomplexe. Neben den Werkzeugen und Werkstattgeräten der Handwerker (Sattler, Seiler, Hutmacher, Drahtzieher, Siebmacher, Lebzelter, Bäcker) wurden die landwirtschaftlichen Geräte, das Mobiliar und die komplette Einrichtung des Hauses Raitzengasse 11 (heute Museum für Volkskunde und Heimatkunde der Palotaer Vorstadt) ins Museum eingeliefert. Wir drehten einen volkskundlichen Film über die Gewerbe des Stadtteiles, die im Aussterben begriffen sind oder mit dem Abriß aufhören. Die alten Gassen und alle Gebäude haben wir noch vor Beginn des Abrisses photographiert und auch farbige Diapositive gemacht. Den Schwerpunkt der geschichtlichen und volkskundlichen Forschung machte die Erschließung der Siedlungs-, Gesellschafts-, Industrie- und Baugeschichte des Stadtteiles aus. Besondere Aufmerksamkeit widmeten wir den herkömmlichen Berufen (Handwerker, Händler, Gärtner-Ackerbauer) sowie der Lebensweise dieser Bevölkerungsschichten. Noch bevor der Abbruch begonnen hatte, begann 1978 auf der sog. Insel (ung.: Sziget) der Palotaer Vorstadt die archäologische Erschließung; hier standen die Kirche, das Kloster und das Spital - erbaut im 12.Jh. - des Johanniter Ritterordens. Die freigelegten Grundmauern dieses Baukomplexes wollen wir - gemäß den Plänen der neuen Wohnsiedlung - in einem Ruinengarten zur Schau stellen. Auch die Entwürfe eines Freilichtmuseums haben wir angefertigt, für das als baudenkmalgerechtes Milieu die griechisch-orthodoxe Kirche (18. Jh.) in der Raitzengasse vorgesehen wurde. Demnach wurden rings um die Kirche in 12 Gebäuden - in ihrer ursprünglichen Form rekonstruiert - ein ortsgeschichtlich-volkskundliches, ein industriegeschichtliches Museum, ein Molkereimuseum, Wekstätten für verschiedene Gewerbe und Völkskunstschaffende sowie ein Restaurant und kleine Geschäfte untergebracht. Zur Rekonstruktion haben die Großbetriebe der Stadt ihre materielle und moralische Unterstützung zugesagt. Das Freilichtmuseum der Palotaer Vorstadt gewann die Europa Nostra Auszeichnung des Europarates im Jahre 1990. Während unserer Forschungsarbeit bemerkten wir, daß das Schicksal, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des im Abbruch begriffenen Stadtteiles im Brennpunkt des Interesses der Bevölkerung von Székesfehérvár und des Komitates Fejér (Weißenburg) stehen. Gleichlaufend mit den Forschungen wollten wir daher - als eine erstrangige Kulturaufgabe - die reichhaltige Vergangenheit und die wertvollen Denkmäler des Stadtteiles dem Publikum vorstellen. Die alten und neuen Bewohner dieser Gegend sollen die fast tausendjährige Vergangenheit der Palotaer Vorstadt kennenlernen. Aus diesem Zweck ve167