Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)

Ofal Bockhorn: "Anno 1757. Jahr, hab ich Michael Polster an gefangen zum Hauss Bauen" Der Bau eines Blockhauses in Oberwart/Felsőőr

„ANNO 1757. JAHR, HAB ICH MICHAEL POLSTER AN GEFANGEN ZUM HALSS BAUEN“ DER BAU EINES BLOCKHAUSES IN OBERWART/FELSÖÖR* Im südburgenländischen Bezirk Oberwart war vor einem halben Jahrhundert der Blockbau durchaus noch keine Seltenheit; er „erstreckte“ sich nach A. Haberlandt besonders auf die älteren Bauten im Umkreis von Ober­wart und Großpetersdorff1). Vor gut zehn Jahren jedoch, 1974/75, war es bereits überaus schwierig, Beispiele für diese einst in der Region typische Bauweise zu finden: In Unterwart wurde gerade das letzte Holzhaus (Unter­wart 2) abgetragen, in der Bezirksstadt Oberwart konnte der Verfasser im Zuge von Aufnahmen(2) für die Mono­graphie „Die Obere Wart“(3) noch fünf derartige Häuser registrieren. Die von F. Simon im Bezirk vermessenen Holzbauten dieser Art stammen aus den Jahren 1775— 1839(4) — etwa um 1840 dürfte die ausschließliche Ver­wendung von Holz bei der Errichtung von Wohnhäusern weitgehend geendet haben(5). Daß der erste Hausforscher im heute burgenländischen Gebiet, der Ödenburger Lehrer Johann R. Bünker, noch 1894 in Litzelsdorf den Neubau eines gezimmerten Blockhauses beobachten konnte(e), ist für die heutige Forschung zwar von Inter­esse, für die damalige Zeit aber keineswegs mehr reprä­sentativ. Im Jahre 1900 waren in Oberwart von 641 Häu­sern aber immerhin noch 171 aus Holz, denen 394 Ge­bäude aus Stein bzw. Ziegeln und 76 aus Lehm bzw. Kot­ziegeln gegenüberstanden(7). Wie etwa 150 Jahre früher allgemein gebaut wurde, kann man den siebenseitigen Auf­* Dieser Beitrag ist weitgehend identisch mit dem Kapitel 2.2. einer größeren, nur maschinschriftlich vorliegenden Arbeit des Verfassers (Arbeit—Haus—Gerät im Burgenland. Unter­suchungen zur bäuerlichen Kultur. Habil.schrift Wien 1984) (1) Haberlandt, Volkskunde, S. 15 (2) Bockhorn, Haus und Hof, S. 356 (3) Triber, Obere Wart (4) Simon, Bäuerliche Bauten; Simon, Bauten und Geräte (5) Vgl.: Haberlandt, Volkskunde, S. 15 (6) Bünker, Heanzerei, S. 94 ff. u. Fig. 147 auf S. 95 (7) Loibersbeck, Oberwart, S. 187 f. ; Csoknyai, Daten, S. 296 Zeichnungen entnehmen, welche 1757 der Oberwarter Michael Polster geführt hat(8) und die in der Folge voll­inhaltlich wiedergegeben werden sollen(9): „Anno 1757. Jahr, hab ich Michael Polster an gefangen zum Hauß Bauen; und habe hir mit alle meine Uncosten Speci­­ficiert, was Sämbtlich ist auffgangen. Erstlich hab ich den Hern geschworenen alß Adorján Ferenz, und Zámbo György(10), bezalt daß sie mir habn Bau Holtz erlaubt in Freÿwalt nemblich fl (Gulden) 2„45x (Kreuzer) 2ten zum Zümerbaum Hakken 6 person denen geben Früh Stüekh, zu Mittag Wein und Brod und Nacht mall Zum Früeh Stukh 5 LB (Pfund) Fleisch und 1 Láb Brod und 5 halb wein(u) macht zu sammen —„37x (Kreuzer) (8) Burgcnländisches Landesarchiv, Gemeindearchivalien, Karton Oberwart. — Für die freundliche Vermittlung ist Herrn Dr. Ernő Deák, Wien, sowie Herrn LOAR Dr. Ha­rald Prickler, Eisenstadt, zu danken. — Vergleichbare Archivalien sind leider kaum veröffentlicht und noch selte­ner ausgewertet worden; die bereits 1948 vorgelegte Arbeit von H. Hochenegg, den Voranschlag für den Neu­bau eines Innsbrucker Bauernhauses aus dem Jahre 1765 betreffend, stellt eine dieser Ausnahmen dar (9) Die Wiedergabe des Textes erfolgt originalgetreu; es wer­den lediglich die vom Autor Michael Polster verwendeten Abkürzungen — vor allem bei Geld- und Gewichtsanga­ben — (in Klammer) ergänzt bzw. aufgelöst sowie in etlichen Anmerkungen Sach- und Worterklärungen ge­boten (10) Zur Gemeindeverwaltung vgl.: Deák, Wirtschaftshistorische Aspekte, S. 185 ff. (11) Zu den Maßen und Gewichten siehe: Klimpert, Lexikon.- 1 Pfund (Abkürzung LB = lat. libra) wog in Österreich-Ungarn 0,56 kg; mit 1 halb (Wein) war wohl das 0,8484 Liter fassende alte ungarische Flüssig­keitsmaß gemeint (Klimpert, Lexikon, S. 141) 27

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