Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)

József Liszka: Geräte und Methoden der Güterbeförderung mit menschlicher Kraft im TAl des Páris-Baches

Kolta und Jásová odevák genannt wurde. Unsere Gewährs­leute aus Kisújfalu meinen, dieses lange, schmale Leintuch zum Tragen kleiner Kinder sei ein typisches slowakisches Traggerät. In sämtlichen untersuchten Siedlungen wurde das Kind in der Flur auf ein Tuch gelegt, welches an drei, aneinander gelehnten Stöcken hing. In Kisújfalu entwik­­kelte sich eine Variante aus fünf Stangen : Über zweimal zwei, in X-Form zusammangefügte Stangen wurde die fünfte querübergelegt und das abrosz mit dem Kind daran gehängt. Ein wiederholt erwähnter Gerätetyp, der Tragkorb (hátikosár), berührt nur peripherisch unser Forschungs­areal. Im wesentlichen sind nur die Siedlungen Köhid­­gyarmat und Libád mehr oder weniger mit den „Körbler- Dörfern“ an der Gran in Verbindung zu bringen. Von fast fünfzig Jahren stellte Béla G u n d a fest, daß „der Tragkorb bei den Ungarn entlang der Gran in der Vergan­genheit völlig unbekannt, umso mehr aber in den weiter östlich liegenden Palozen-Gebieten verbreitet war“ (1940, 171). Mit unseren gegenwärtigen Forschungen vermochten wir das Erscheinen des Tragkorbes entlang der Gran in seinen Anfängen nicht mehr festzuhalten ; laut Erinnerungen unserer Gewährsleute sei das Gerät in diesen Dörfern „schon immer“ gebräuchlich gewesen. In den beiden genannten Ortschaften war allerdings der Gebrauch des Tragkorbes von unterschiedlicher Intensität. In Köhid­­gyarmat wurde der aus geschälten Weidengerten geflochtene, eckige Tragkorb (hátyikas) bei festlichen Anlässen, die abgenutzten Stücke zuweilen auch bei Feldarbeiten, vor allem zur Beförderung von Obstarten benützt, obwohl zum Heimbringen der Feldfrüchte auf dem Rücken auch hier eher das ponyus-Tuch diente. In Libád ist der Gebrauch des Tragkorbes selbst bei festlichen Anlässen nicht ausschließ­lich, ab und zu kommt auch ein Leinentuch (batyuzó abrosz) vor, während in der Flur nur das ponyus benützt wurde. Anscheinend ist in Libád die archaischere Form des Tragkorbes der aus geschälten Weidengerten geflochtene, buttenförmige Korb.(3) Der eckige Tragkorb dürfte sich seit dem zweiten Drittel unseres Jahrhunderts verbreitet haben. Während vom ersteren Typ nur ein einziges, arg ruiniertes Stück entdeckt werden konnte — obschon unsere Gewährsleute einhellig behaupteten, dieser Typ sei allge­mein verbreitet gewesen —, kamen zahlreiche, für Kinder hergestellte kleinere Varianten des schon aus Kőhídgyarmat bekannten eckigen Typs in den Dachkammern zum Vor­schein. Unter den Traggeräten der Frauen in den Dörfern ent­lang der Gran spielt der Tragkorb auch heute noch eine wichtige Rolle, während er in Libád heutzutage schon völlig außer Gebrauch ist. In den Dörfern des Páris-Tales, von der Granmündung weiter entfernt, spielt der Tragkorb schon von vornherein keine Rolle. In Gyiva, Sárkány und Kis­újfalu kommt er nur vereinzelt, durch Eingeheiratete aus anderen Gegenden, vor. In Kisújfalu, Gyiva und Kürt kommt er auch unter den Geräten slowakischer Frauen vor, die infolge des Bevölkerungsaustausches 1947 aus Ungarn hierher übersiedelt wurden. So kamen z. B. nach Kürt rund dreißig slowakische Familien aus Kisnána (Kom. Heves), deren weibliche Mitglieder die aus Spaltholz (Haselnuß, Eiche) hergestellten Tragkörbe (hátik) auch hier benützten; (3) Diesen Typ des Tragkorbes können wir aufgrund der For­schungen von Béla G u n d a als ein Erzeugnis slowakischer Wanderhändler ansehen (1940, 170—171). einige ließen sogar noch in den angehenden 50er Jahren von einem hier angesiedelten slowakischen Korbbinder solche machen. Eine Weile wurden sie neben den Trag­tüchern benützt, vermochten aber im Dorf diese alt­bewährten Traggeräte nicht zu verdrängen. Da sich all­mählich auch die slowakischen Umsiedler auf das Tragtuch umstellten, sind heute in Kürt nur mehr ältere Bündelträ­gerinnen zu sehen. Die wenigen erhalten gebliebenen Trag­körbe kamen auf den Dachboden und funktionieren nun als Behälter.(4) Während der Tragkorb eher eine neuere Erscheinung unter den Geräten der Lastentragung auf dem Rücken ist (Gunda, 1940, 171; Gunda 1955, 190; Lukács 1978, 59; Paládi-Kovács 1973, 513—514), repräsentiert das Seil eher eine archaischere Schicht. Seine Verwendung im traditio­nellen Bauernleben ist überaus vielfältig, so wurde ihm auch in der Güterbeföderung mit menschlicher Kraft eine wichtige Rolle zuteil. In einer Bauernwirtschaft gab es stets mehrere Stricke von verschiedener Dicke und Länge. Die Frauen benützten am häufigsten beim Reisigtragen 1—2 Stricke, ungefähr 2,5—3 m lang, die sie auf dem Markt kauften oder in Hausarbeit herstellten. Gewöhnlich gingen 2—3 Frauen zusammen in den Wald, um Reisig zu sammeln. Außer dem erwähnten Strick nahmen sie auch einen Haken mit sich, um die höher befindlichen Äste und Zweige von den Bäumen herabziehen zu können. Im allgemeinen gingen sie freilich auf verbotenen Wegen, und wenn sie der För­ster ertappte, nahm er ihnen den Strick weg. (Gelegentlich flochten sie sich anschließend an Ort und Stelle ein Seil aus Maisstroh, um das Reisigbündel an den Rücken zu be­festigen — sofern sich dazu erneut eine Möglichkeit ergab.) Zuweilen einigten sie sich mit dem Förster und durften nunmehr als Entgelt für gewisse Arbeiten (z. B. Gras-Sicheln unter jungen Bäumen) das Holz auf legale Weise sammeln. Bei der Befestigung des Reisigbündels an den Rücken unterscheiden wir mehrere Varianten, je nachdem, ob beim Tragen ein oder zwei Stricke, ein Strick und zwei kräftige Holzstöcke bzw. ein Strick und eine Tragtuch benützt werden. Das Seil konnte auch bei anderen Gelegenheiten des Lastentragens eine Rolle spielen. In Sárkány trugen z. B. die Männer Stroh auf dem Rücken, indem sie eine Schlinge um das Strohbündel machten, das übrigbleibende Seil über die Schulter warfen und es mit einer Hand festhielten. Auch die großformatigen Futterkörbe wurden von den Männern in sämtlichen der untersuchten Dörfern auf diese Weise getragen. In Kisújfalu und Kürt war der Strick ein ergänzendes Requisit der von Frauen und Männern gleicher­maßen benützten Heustangen (petrenceriid), indem das Heuhäufel querüber an die Stange festgebunden wurde, damit es beim Tragen nicht umkippt. Die Frauen von Libád gingen zuweilen mit dem sog. Bauernsack aufs Feld, wo sie diesen mit Grünfutter vollstopften, mit einem Strick an den Rücken befestigten und sodann nach Hause trugen. In den 20—30er Jahren dieses Jahrhunderts verbreitete sich auch hier allmählich das Fahrrad im Kreise der Bauern­schaft. Zunächst wurde es nur von den Männern benützt, doch gegen Ende der 30er Jahre setzten sich immer häufiger (4) Traggeräte und -methoden der mit Kisnána benachbarten Ortschaft Mátraderecske wurden von László Lukács aufgearbeitet (1978). 240

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