Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)

Zsigmond Csoma: Beschaffung von weichem Bauholz (Nadelholz) in Mittel-Transdanubien

gingen von dort zu den umliegenden Baustellen. Auch der Sohn und der Enkel des Vorarbeiters János Ték übten das Zimmerhandwerk aus. Durch seine fleißige Arbeit wurde der Vorarbeiter zum wohlhabenden Landwirt, der in Siget sogar zum Dorfrichter gewählt wurde. Als er mit der Zim­mermannsarbeit aufhörte, kaufte er sich Pferde und be­schäftigte sich fortan mit dem Ferntransport: Obst auf dem Hinweg, Getreide auf dem Rückweg. Der Vater des Ober­­warter Zimmermannes Sándor Pál diente als ungarischer Husar in der zweiten Hälfte des 19.Jh. in Kaposvár, daher seine einschlägigen Kontakte. Die zum Meisterbrief offi­ziell erforderlichen Kenntnisse erwarben die Oberwarter Zimmerleute in Oberungarn, in den Siedlungen Hunfalva, Poprádfelka und Szepesbéla, arbeiteten aber auch in der Tatra und in der Gegend von Bártfa (Bartfeld). Den Gegenwert ihrer Arbeit schickten sie monatlich nach Hause; die meisten sammelten das Geld, um sich einen kleineren Grundbesitz kaufen zu können. Sie mach­ten sich zu Beginn des Frühjahrs, 2—3 Tage nach der Faschingszeit, auf den Weg und kehrten im Spätherbst, zum Großpetersdorfer Jahrmarkt am St. Nikolaustag wie­der heim. Ihre Werkzeuge nahmen sie stets mit sich. Da sie auch die Erntezeit im transdanubischen Kornland ver­brachten, kam es nicht selten vor, daß sie sich als Anteil­schnitter auch das begehrte Brotgetreide (Weizen) verdien­ten, das sie nach ihrer Heimkehr in Oststeiermark verkauf­ten. Die Zimmerleute schnitten die ausgewählten Baumstäm­me mit der großen Handsäge auf; die Dachhölzer und Balken wurden mit dem Breitbeil gorb, mit der Axt fein behauen. Holzverbindungen und Versatzungen wurden mit dem Reinigungseisen (ung. tisztítóvas), einem cca. 1 m lan­gen Werkzeug mit geschärfter Klinge, zugerichtet; für kleinere Verzapfungen benützten die Zimmerleute das Stemmeisen, die übrigens auf selbstgemachten Hobelbän­ken arbeiteten. In die Balken wurde auch der Name des Zimmermannes eingeschnitzt, ebenso auch in römischen Zahlen die in Zoll angegebene Länge des Balkens; sonstige Abmessungen wurden mit Kreide oder Zimmermannsstift draufgeschrie­(Budapest) ben. Manchmal wurden die Balken mit dekorativen Schnit­zereien verziert, besonders wenn es galt, einen zahlungsfreu­digen Auftraggeber bei Laune zu halten. Das um die Jahrhundertwende blühende Zimmermanns­handwerk, als eine typische Oberwarter Form der Fernar­beit, hörte mit dem Rückfall des herkömmlichen Holztrans­portes und mit der neuen Staatsgrenze seit 1921 auf. * * * Die vorangehend angeführten Angaben zeigen recht deutlich, daß die ungarischen Dörfer der Oberen Wart (heute: Süd-Burgenland) in der Versorgung Mittel-Trans­danubiens (Balatoner Oberland) eine bedeutende Rolle spielten. Wir haben es tatsächlich mit einer eigenartigen Arbeitsteilung von Großregionen unterschiedlicher natür­licher Beschaffenheiten zu tun. Weiches Bauholz sowie Weinpfähle und verschiedene Holzwaren, die in Transda­nubien als Mangelware galten, konnten aus den Nadelwäl­dern Westungarns und der östlichen Steiermark gesichert werden. Dieses Gebiet befindet sich im Areal der Kiefer (Pinus silvestris L.) und liegt unweit vom Areal der Edel­tanne (Abies alba Mill.) und der Lärche (Larix decidua). Somit konnte der Ferntransport der von Sägemühlen ver­arbeiteten Holzwaren (Bauholz, Balken, Bretter, Latten) nach Mittel-Transdanubien von hier aus ohne Schwierig­keit erfolgen. Zur Beförderung der Holzwaren speziali­sierten sich die verarmten Nachkommen der ehemaligen kleinadeligen Grenzschützer, die in Oberwart (deshalb auch Bretterstadt genannt) in bäuerlicher Lebensform lebten. Sie bewahrten die Erinnerung an das „Fuder“, eine bereits im mittelalterlichen Westeuropa im Transportwesen sowie in Zoll- und Verrechnungsbüchern gebräuchliche Maßein­heit, die einer Fuhre Holz entsprach. Dem großangelegten Holztransport schloß sich auch die Entwicklung eines Spezialfaches der Holzverarbeitung, nämlich des Zimmer­mannshandwerkes an. Die bäuerlichen Zimmerleute legten gegen Ende des 19. Jh. bereits eine Meisterprüfung in Ober­ungarn ab und arbeiteten bis 1921 in Herrschaftsgütern der Tatra-Gegend, des Komitates Somogy sowie bei Fiume und Sarajevo. Zsigmond Csorna 235

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