Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)

Zsigmond Csoma: Beschaffung von weichem Bauholz (Nadelholz) in Mittel-Transdanubien

legung — nicht widersprechen, obwohl die meisten von ihnen Oberwarter Ungarn reformierter (kalvinistischer) Konfession waren. Die Beförderung verschiedener Holzarten ins Balatoner Oberland durch bäuerliche Fuhrwerker reicht auf jahrhun­dertelange Traditionen zurück. Infolge der großen Waldro­dungen und der ausgedehnten Weinpflanzungen des 18. Jh. wurde die — stellenweise zur Monokultur gewordene — Balatoner Weingegend eine holzarme Landschaft (Márton 1816, 119). Sowohl das Bauholz, als auch die Weinpfähle mußten jeweils aus anderen Gebieten hergebracht werden. Wie bereits erwähnt, boten die großangelegten Rekonstruk­tionsarbeiten nach der Phylloxera-Seuche die Gelegenheit für riesige Weinpfahl-Transporte. Doch auch das Bauholz für seinen Maisschuppen verschaffte sich Gyula Károly aus Monoszló gegen Ende des 19. Jh. ebenso aus Westungarn. Kálmán Győrffy aus Köveskál erinnert sich, um 1921 noch als Kind folgendes gehört zu haben: „Da kommen die Burgenländer, sie bringen das Holz in Tausch“ — gegen den hiesigen Wein nämlich. Er erinnert sich ferner, daß die starken Zugpferde mit dem schönen, metallbeschlagenen Kummet-Geschirr von der Straße auch in ihren Hof hinein­schauten. Zur Familie Burgyán brachten sie oft Holzwaren. Auf den beladenen Holzwagen waren leere Fässer befes­tigt, die nach Verkauf oder Austausch des Holzes mit Wein gefüllt nach Oberwart zurückgefahren wurden. Laut Ansicht der Besteller im Káler Becken entsprach eine Oberwarter Fuhre Holz zwei örtlichen Wagenladungen, weil eben die örtlichen Wagentypen (mit Leiste) viel kürzer waren. In den anscheinend ungewöhnlich langen Wagen (mit Runge) wurde nie unbearbeitetes Schnittholz, sondern immer nur bearbeitetes, wertvolleres Holz (Balken, Bretter, Latten) gebracht. Die Wärter Holzfuhrleute brachten das sehr gefragte Nadelholz aus der Steiermark. Die Fuhrleute saßen auf großen Haubündeln, ihre Füße hingen über der Wagendeichsel herab. Hinten, auf dem (in den Augen der Ortsansässigen riesenhaften) Drei-Lat­­ten-Schragen hielten sie das als Pferdefutter mitgebrachte Heu. Auf den Oberwarter Wagen war oft auch ein Wagenkorb aus Flechtwerk zu sehen. Die Wegzehrung befand sich in einem großen Brottuch. Die bestiefeiten Fuhrleute trafen vorzugsweise nach der Weinklärung ein. Die gespaltenen Weinpfähle waren cca. 2 m lang und wurden aus Kiefernholz (Pinus silvestris L.) gemacht und in Bündeln zu je 25 St. geliefert. (Im Káler Becken war die Terminologie „Bund“ unbekannt und ungewohnt — die Ortsansässigen merkten sie sich als pund.) In den Jahren 1908—1909 kaufte z. B. Dániel Mohos in Köveskál grö­ßere Mengen Weinpfähle aus gespaltenem steierischem Nadelholz. Andererseits wurden Weinpfähle aus Akazien­­und Eichenholz zu Millionen aus Süd-Transdanubien über die Fähre von Balatonboglár nach dem nördlichen Bala­tonufer befördert. Die Oberwarter brachten auf einmal möglichst nur eine einzige Art von Holzwaren, ohne diese zu vermischen. In Tapolca belieferten sie den Tischler­meister Sándor Novák, mehrere Zimmerleute und jüdische Holzhändler, verkauften aber auch unterwegs den Bauern viel Holz. Auch nahmen sie Bestellungen entgegen. Die Bretter wurden nach Zoll verkauft (die Oberwarter sagten : cal.) Falls der Wagen nicht überlastet war, entsprach eine Fuhre Holz ungefähr 3 m3, was 1000 cal Bretter bedeutete. Zu Beginn des 20. Jh. wurde das Bauholz schon kaum mehr mit Pferdewagen, sondern eher nur mit der Bahn befördert. Bretter und Latten wurden nur dann gemischt geliefert, wenn der Besteller beide Holzarten verlangte. Die 5 m langen Latten wurden stückweise, in Bündeln zu je 10 St., verkauft, so wie sie schon vom Sägewerk geliefert wurden. Während des Holztransportes übernahmen die Fuhrleute auch verschiedene Bestellungen. Sie brachten z. B. jenen neuartigen Brunnentyp in die Dörfer des Káler Beckens, welcher sich zu Beginn des 20. Jh. auch im Balatoner Ober­land zum Absaugen der Schichtenquellen und Wasseradern auf den Weinbergen verbreitete. Der Wasserbedarf der Weinberge stieg nämlich gegen Ende des 19. Jh. erheblich an, denn die von Mehltau, Peronospora und anderen, neuzeitlichen Weinkrankheiten angerichteten Riesenschä­den erforderten zügige Schutzmaßnahmen, namentlich sehr viel Rieselwasser. Wohlhabende Weinbauern des Káler Beckens ließen sich also aus der Steiermark 5 m lange, ausgebohrte Tannenstämme bringen, die — in den Boden eingelassen — durch einen Druckhebel mit Kolben und Ventil funktionierten. Ähnliche Brunnen waren in Oberwart um diese Zeit bereits in Gebrauch. Man meinte, die Tanne sei zu diesem Zweck besser geeignet als die Kie­fer, denn falls die letztere nicht reif genug war, bekäme das Trinkwasser einen Beigeschmack von Harz, auch ginge das Holzmaterial der Preßpumpe leichter zugrunde. Im Dialektwörterbuch von Samu Imre wurde übrigens dieser Brunnentyp aus Oberwart bereits angeführt. Auf den schwerbeladenen Oberwarter Pferdewagen la­gen die Balken, Bretter oder Latten zwischen den vier Run­gen, doch war die Ladung sicherheitshalber mit einer, unter dem Wagen hindurchgeführten langen Kette festgebunden. Die Ketten waren mit dem Wuchtholz fest abgeschnürt, das freie Ende des letzteren war an das Streckholz gekettet. Wegen der starken Inanspruchnahme mußte das Wucht­holz zäh und widerstandsfähig sein, weshalb es aus Eichen­oder Weißbuchenholz gemacht war; seine Länge betrug cca. 2 m. Gegen Ende des 18. Jh. übernahm die Rolle des Wuchtholzes eine Spezialkette (ung. : kulcsos lánc). Den Oberwartern bedeutete der Holzhandel im Káler Becken ein beachtliches, sicheres Einkommen. Nach dem ersten Weltkrieg, infolge der neuen Westgrenze, ergaben sich jedoch Schwierigkeiten im Holzhandel. Die Rolle der bislang westungarischen Oberwarter Holzfuhrleute über­nahmen im zunehmenden Maße die jüdischen Holzhänd­ler. Nachdem die Eisenbahnlinie von Tapolca gebaut war, eröffneten die Holzhändler Ármin Polacsek und Miksa Páskec ihre Holzlager neben der Station Révfülöp-Kővágó­­örs; die zum Verkauf bestimmten Holzwaren kamen bis hierher schon mit der Bahn. Nadelholz bezogen auch sie aus dem Burgenland und der Steiermark, ja, Polacsek hatte in der Steiermark sogar einen eigenen Wald. Wo heute das Geschäft der Agrargenossenschaft steht, befand sich in Köveskál das Holzlager des jüdischen Händlers Tivadar Bulger, der hier Holzwaren, Bretter, Baumaterial und Holzgefäße verkaufte. Historische Beziehungen des Holztransportes Die Oberwarter Holzhändler und Holzfuhrleute, ebenso wie die anderen westungarischen Hienzen, Heidebauern, Ungarn und Kroaten konnten nur bis 1921 nennenswerte 233

Next

/
Thumbnails
Contents