Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)

Zsigmond Csoma: Beschaffung von weichem Bauholz (Nadelholz) in Mittel-Transdanubien

BESCHAFFUNG VON WEICHEM BAUHOLZ (NADELHOLZ) IN MITTEL-TRANSDANUBIEN Angaben zur Tätigkeit der Holzfuhr- und Zimmerleute aus der Oberen Wart Volkskundliche Untersuchungen betonen schon seit langem die gegenseitige Abhängigkeit der Großräume von verschiedener natürlicher Baschaffenheit innerhalb des Karpatenbeckens und führten auch zahlreiche Beispiele dafür an. Im vorliegenden Aufsatz möchte ich eine der Beziehungen zwischen der mit der Steiermark benachbarten ehemaligen westungarischen Oberen Wart und Mittel- Transdanubien, dem Balatoner Oberland, schildern.* Mit der Verbreitung der Steinbauweise wurde das Areal der durch archaische Merkmale geprägten transdanubi­­schen Holzbauweise allmählich auf Westungarn be­schränkt, doch konnten auch die durch Steinbauten gekenn­zeichneten Gebiete das leichte, weiche und handliche Na­delholz nicht entbehren. Auch die Wirtschaftsfachliteratur des ausgehenden 18. Jh. bezeichnete das Nadelholz ganz allgemein als Bau- und Werkholz. János Nagyváthy empfiehl es als Dachholz, Latte und Brett (1821, 269, 270, 291). Das natürliche Vorkommen der Nadelbäume wird aber in östlicher Richtung immer spärlicher, bis schließlich der Nadelwald gegenüber dem Laubwald völlig in den Hintergrund verdrängt wird. Auch das bäuerliche Bauwe­sen wurde durch das phytogeographische Areal der Hart­holzarten (Eiche, Buche) geprägt. In Szerdahely bei Hahót (Komitat Zala) hat auch Nagyváthy mächtige, um­gefallene, ausgetrocknete Eichen — Durchmesser: 7—8,5 Fuß — cca. 2,8—3,2 m — gesehen (Nagyváthy 1821, 266). Obwohl das Hartholz anfangs in Hülle und Fülle zur Ver­fügung stand, benützte man auch in diesen Gebieten — außer für Grundbalken und die Balkendecke der Wirt­schaftsgebäude — das weiche Nadelholz. György Nemes Népi Z a k á 1 will schon 1818 beobachtet haben, daß die Grundbalken aus Eichenholz, die Blockmauern aus Nadelholz und der Dachboden der Wohnräume aus behaue­nem Nadelholz gemacht werden. Der Dachstuhl mit Ga­belverbindung wurde in West-Transdanubien — der Dach­­pfette ähnlich —- aus Hartholz gemacht, darauf stand aber der Klebpfosten, ein Rundbaum aus Nadelholz von 5—6 cm Durchmesser; auf diesen gestützt, hielten 5—10 cm breite gespaltene Nadelholzlatten die Bedachung. Doch auch die Fenster und Türen der Bauernhäuser wurden im 18,—19. Jh. aus behauenem Nadelholz gezimmert. Eben falls aus Nadelholz bestanden die Strinbretter und Latten­verzierungen (Tóth 1938, 50—51, 1961, 1965, 1971; Bíró 1975, 48, 54, 67). Nicht zu Unrecht tadelte 1838 die Untersuchungskommission des Komitates die verheerende Fällung der ohnehin spärlichen Nadelbäume (Bíró 1975, 48). Bis heute wissen wir nur wenig über den Herkunftsort des zwar geringfügigen, aber in zunehmendem Maße benützten Nadelholzes, obschon die in der Volksarchitek­tur üblice Bretterdecke im 19. Jh. immer häufiger vorkam. In die Große Ungarische Tiefebene wurde das Nadelholz aus der Máramaros-Gegend und aus Siebenbürgen auf den Flüssen angeflößt, und auch der nördliche Teil Trans­danubiens wurde durch die Flüsse aus dem damaligen Oberungarn mit Nadelholz versorgt. Für Mittel-Trans­danubien kam aber diese Form der Holzbeschaffung in­folge der hydrographischen Gegebenheiten nicht in Frage. Die Fachwissenschaft weiß gar wenig darüber, wie und woher Deckenholz, Bretter und Latten hergebracht wurden [(Barabás-Gilyén 1979, 47;) slowakische Holzhändler wer­den in Magyarország Képekben 1868, 138—147 und Vasár­* Als Herder-Stipendiat von Iván Balassa konnte ich 1980—81 und Soros (New-York) Stipendiat 1988 im Burgenland, dem ehemaligen Westungam, unter der ungarischen, kroatischen und österreichischen Bevölkerung eine selbständige For­­schungs- und Feldarbeit verrichten. Ich führte diese Arbeit unter der Leitung Herrn O. Univ. Prof. Dr. Károly Gaál durch. Nach den seither vergangenen, zur Aufarbeitung der Forschungsergebnisse konzentrierten Jahre zeichnete sich vor mir immer deutlicher das System der Wechselbeziehun­gen zwischen den Völkern Westungarns, der Steiermark, Niederösterrichs und Transdanubiens ab, das ich stufen­weise, in seine einzelnen Elemente aufgegliedert, aufarbeiten möchte. Ich beabsichtige mithin, den Weinhandel, das Leben der Tauschkinder, den Fernhandel, das bäuerliche Trans­portwesen sowie sonstige wirtschaftlich-kulturelle Beziehungen zwischen Oststeiermark, Niederösterreich und Transdanubien nachzu weisen. 227

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