Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)

Tamás Hoffmann: Karre, Wagen, Kutsche

ports. Vielleicht kam es auch erst im 14—15. Jahrhundert dazu, daß die ungarische „kocsi“ (Kutsche) (der Name ist in den polnischen, deutschen, italienischen, französischen und englischen Sprachen ungarischen Ursprungs!), dieses eventuell bereits mit Wagenleisten abgestüzte Fuhrwerk mit Wagenschrank, in der Kulturgeschichte der durch Pferde gezogene Fahrzeuge eine neue Epoche eröffnete.(lü) Die zweirädrige Karre und der Wagen mit zwei Zugstangen (der durch ein Pferd gezogen wurde) waren in Ungarn im 14./15. Jahrhundert ganz selten zu sehen. Auch der schwer­fällige Troßwagen (ung. mázsa) überließ seinen Platz der Kutsche. (Der Troßwagen war in der Ukraine bis zum 19. Jahrhundert als Furhwerk für den Gütertransport im Ge­brauch. Mit diesem Wagen wurde z. B. Salz aus den Berg­werken im Kaukasus in die Städte der Ukraine transpor­tiert.) Sie wurden immer mit einer Zugstange gelenkt, ihre Vorderachse war also drehbar. Auf den Fernstraßen Mit­teleuropas entwickelte sich im 14—15. Jahrhundert ein mas­senhafter Gütertransport, der die Verbreitung der vierräd­rigen Planwagen und der Wagen ungarischen Konstruktion (kocsi) günstig beeinflusste. Diese Erneuerung kam sogar den landwirtschaftlichen Lieferungen zugute, weil größere Lasten transportiert werden konnten. Die Karre hat ihre Bedeutung für die Wirtschaft verloren. Die Zahl der Wagen mit unlenkbarer Vorderachse schrumpfte. Aber die Kut­sche blieb auch noch im 16. Jahrhundert ein Fuhrwerk der Personenbeförderung. Selbstverständlich gibt es in West- und Mitteleuropa (Budapest) solche marginalen Zonen, wo die früher gebrauchten Fuhrwerktypen (so die zweirädrige Karre mit zwei Zug­stangen) bis heute im Gebrauch blieben. Es ist auch möglich, daß die sich intensivierenden Beziehungen Mitteleuropas mit der Steppe sowie mit den Regionen am Schwarzen Meer und des Kaukasus die entscheidenden Impulse zur Entste­hung des Wagens gegeben haben. Man konnte auch die neuen Pferdearten dieser Gegenden so weiterzüchten, daß sie als neue Energiequellen für die schnelle Wagenfahrt dienten. Aber wie üblich, verlief die Entwicklung durchaus nicht ungebrochen. In England begann im 13. Jahrhundert die Wirtschaftskrise; verlassene Dörfer, heimatlose Bauern, Eingrenzungen und brandstiftende, die Adligen nieder­metzelnden Plebeier hatten an den Ereignissen des Jahr­hunderts den größten Anteil. Walter of Henley, Verfasser einer Abhandlung über die Entwicklung der Wirtschaft behauptete, daß . .man mit Ochsen öfter pflügt als mit Pferden. Dort, wo der Boden nicht steinig ist, können die Ochsen den Pflug schneller ziehen. Ich möchte noch hin­zufügen — sagt der Autor der Abhandlung — daß das Pferd viel mehr kostet als der Ochse. Mit Ochsen kann man jedes Jahr ebensoviel Boden pflügen wie mit Pferden.“(17) All dies schrieb er dessen ungeachtet, was man in England erfahren konnte. Im Mittelalter hat sich die Haltung der Pferde auf einem Drittel des Kontinents völlig verändert. Man hat sogar die ausrangierten, kleineren Pferde verkauft : vom 18. Jahrhundert dienten diese Pferde im Bergwerk. Tamás Hoffmann LITERATUR Bath, van SI. 1963 The agrarian history of Western Europe A. D. 500—1850. London Belényesy, M. 1954—55 A földművelés alapvető kérdései a XIV. században. Ethnographia LXV, 387—415, LXVI, 57—98. Bentzien, U. 1980 Bauernarbeit im Feudalismus. Berlin. Berg, G. 1935 Sledges and Wheeled Vehicles. Stockholm. Bloch, M. 1935 Avènement et conquêtes du moulin a eau. Annales d’histoire économique et sociales VII, Paris, 538—63. Bökönyi, S. 1974 History of domestic mammals in Central and Eastern Europe. Budapest. Braudel, F. 1985 Anyagi kultúra, gazdaság és kapitalizmus. XV—XVIII. század. A mindennapi élet struktúrái: a lehetséges és a lehe­tetlen. Budapest. Czekanowski, J. 1952 Z dziejow wozu i zaprzegn. Lud XXXIX. Delamarre, M. J.—B. 1969 Geographie et ethnologie de l'attelage au joug en France du XVIIe siècle à nos jours. Uherské Hradistë. Dion, R. 1959 Histoire de la vigne et du vin en France des origines au XIXe siècle. Paris. Domanovszky, S. 1979 Mázsaszekér. Gazdaság és társadalom a középkorban. Tanulmányok. Budapest. 101—36. Duby, G. 1962 L'Économie rurale et la vie des campagnes dans l’Occident médiéval. France, Angletterre, Empire, IXe—XVe siècles. Paris. I—II. (16) Schubert 1982, 423—31. (17) Bloch 1935, 538—65; Duby 19621: 72—74, 195—96. Parain 1979, 305—27. 225

Next

/
Thumbnails
Contents