Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)

Béla Gunda: Einige ethnobotanische Probleme des Triticum spelta L.

ausgezeichnetes Brotgetreide und züchtete ihn noch in den Jahren 1925—1930 in den Rodungsfeldern in 600—800 m Höhe. Sein Anbau hörte deshalb auf, weil der Siebenbiir­­gische Wirtschaftsverein neue Weizensorten zum Züchten empfahl. Es wurden immer mehr Dreschmaschinen benützt, mit denen der Dinkel nicht so gut ausgedroschen werden konnte wie mit dem Dreschflegel. Der Dinkel wurde auf den Märkten von Marosvásárhely, Székelyudvarhely und Székelykeresztúr feilgeboten. Dinkelsaaten gab es noch um 1930 auf den Waldrodungen der Dörfer Bikfalva, Lisznyó und Szacsva im Komitat Háromszék. In diesen Feldern wurden abwechselnd Dinkel und Fagopyrum tataricum (ung. haricska) angebaut. Wahrscheinlich war der Dinkelanbau unter den Szeklern allgemein verbreitet, eine Hypothese, die auch dadurch bekräftigt wird, daß der Dinkel bei den Ungarn der Moldau ebenfalls wohlbekannt ist. Die ungarische Bevölkerung szeklerischen Ursprungs (Dorf Luizi-Kalagor, Trunk, Újfalu-Buzdugan, Felsőrekecsény, Somoska, Csik, Gorza­­falva, Tatros) züchtete den Dinkel (ung. tönköj, Gorzafal­­va, Luizi-Kalagor; szálkás búza ’Hachelweizen4, Csik; veres búza ’Rotweizen4, Trunk; kásabúza ’Breiweizen4, Somoska, Újfalu-Buzdugan; in anderen Dörfern tenkej) bis 1940—1945. Bauern brachten den Dinkel aus Szabó­falva und anderen Dörfern im Wagen und verkauften ihn auf dem Markt von Bakó. Im Dorf Felsőrekecsény hütete der Bauer Antal Tamás noch einen Beutel Dinkelkörner (ung. tenke) und hielt eine kleine Garbe Dinkelähren in der Scheune aufgehängt. Ich konnte sowohl von den Ähren wie auch von den Körnern je ein Muster mitbringen.(8) Der Dinkel wurde mit der Dreschwalze und Pferden ge­droschen. Bei der Ernte wurde er unmittelbar unter der Ähre abgeschnitten. Nach dem Drusch wurden Körner in einem Mörser gestampft, um sie vom Spreu zu befreien, Aus dem gemahlenen Dinkel wurde eine breiartige Speise zubereitet. Im Dorf Csik wurde nur ein Feld von der Größe eines „Blumengartens“ mit Dinkel angebaut. Der Dinkelanbau der Rumänen ist schwer zu verfolgen. Das in den Urbarien vorkommende alac nennt D. P r o­­d a n thenkel, doch ist alac in der rumänischen Sprache auch der Name von Tr. monococcum. Wir wissen immerhin vom Anbau des Dinkels durch die Rumänen (1592, Gör­­gényszentimre, Prodan I. 1967—1968, 531). Im 17. Jh. ist der Dinkel bei den Rumänen nicht unbekannt (Claudian 1939, 77). Tr. spei ta wird von den Rumänen recht häufig gezüchtet (Erdélyi Érchegység, Maros- und Aranyos-Tal, Mezőség, Szilágy usw.), aber nur in kleinen Parzellen (Borza 1943, 10; Prodan 1931, 283). Entlang der Donau ist es auch unter dem Namen caplagea bekannt (Panju 1929, 4). In einer neueren rumänischen ethnographischen Arbeit wird Tr. spelta alacul rofu (rotes Tr. monococcum) genannt (Buturä 1978, 152), doch ohne anzugeben, wo es angebaut und wie es verzehrt wird. In seiner Monographie über die rumänische Landwirtschaft beschäftigt sich T. Pamfile nicht mit dem Anbau von Tr. spelta (1913). Aus den rumänischen Arbeiten ist nicht immer festzustel­len, welche Spelzweizen-Spezies unter den verschiedenen mundartlichen Terminologien {alac, caplagea, griu-gol, tenchiu, sacarä alba, orz muchei, griu moale usw.) gemeint ist. Oft werden beim selben Namen Tr. monococcum, Tr. dicoccum und Tr. spelta genannt (s. z. B. Tamás 1966, 776). im Dicfionar romîn-maghiar (Bucuresfi 1964) sind eben­falls mehrere verschiedene Deutungen des Wortes alac enthalten. Für unbegründet halte ich die Ansicht von A. Borza, wonach Tr. spelta im Siebenbürgischen Erzge­birge (Erdélyi Érchegység) ein römisches Relikt sein sollte (1943, 13, 29). Offenbar ist es viel älter. In Karpat-Europa wurde Tr. spelta bereits vor dem Erscheinen der Römer gezüchtet. Auffallend immerhin, daß ein rumänischer Na­me von Tr. spelta ungarischen Ursprungs ist (rum. teánk, tentiucung. tönköly, Tamás 1966, 776). Vor 50—60 Jahren züchteten die Sachsen in Sieben­bürgen, hauptsächlich in der Gegend von Bistritz (Nösner­­land), Tr. spelta im Rahmen der Zweifelder Wirtschaft (E. Donner 1910, 220; Krauss 1943, 568). Die Sachsen brachten den Dinkel noch im 12. Jh. aus der Mittelrhein­­und Moselgegend mit sich, haben aber den ursprünglichen Namen (Dinkel, Spelz, Spelt) nicht behalten. Das sächsi­sche Ualänk ’Dinkel4 ist eine Entlehnung aus dem rumä­nischen alac (Krauss 1943, 568; vermutlich aber über das ungarische *alak). Im Banat (Jugoslawien und Rumänien) verbreitete sich der Dinkel gegen Ende des 18. Jh. durch deutsche (schwäbische) Siedler (Bertsch 1949, 46). Auch in Galizien und in der Bukowina verdanken wir die Ver­breitung und den Anbau von Tr. spelta dem Erscheinen deutscher Siedler (18.—19. Jh; Borza 1945, 17). Freilich sind die hier angeführten Ansichten mehr oder weniger theoretischer Art. Meines Erachtens müßte die Dinkelkultur der siebenbürgischen Sachsen noch gründ­lich untersucht werden, ebenso wie der Weg des Dinkels aus Siebenbürgen nach Galizien und in die Bukowina. Angesichts der vorangehend erwähnten Forschungen von Z. V. Janusevic dürfte der Dinkel in diesen Gebieten eine uralte Pflanze sein. Im Zusammenhang mit der serbo-kroatischen (pir) und slowenischen (pira) Dinkel-Terminologie meint K. Mo­­s z y ú s k i, alle slawischen Völker hätten der Dinkel gezüchtet, den Anbau aber in einem bedeutenden Teil ihrer Siedlungsgebiete eingestellt und den Namen auf den Hundsweizen (Agropyron repens) übertragen (1929, 218). Im Slowakischen bedeutet z. B. pÿr Hundsweizen. Den Din­kel züchtet man in Kroatien (z. B. Velebit-Gebirge), Slowenien, Montenegro, seltener in der Ukraine, Griechen­land und Italien (Moszynski 1929, 218; Degen I. 1936— 1938, 345). Im Jahre 1814 schreibt man in Ungarn über den Anbau des „Mailänder Dinkels“ (Gaál 1978,288). Der „ale­mannische“ Dinkel ist in Rußland, namentlich in der mittleren Wolga-Gegend, keine unbedeutende Getreide­art (Maurizio 1927, 267; Engelbrecht 1916, 24—25). E. Schiemann und einige russische Forscher vermuten allerdings, das als Spelz (Dinkel) bezeichnete Getreide sei Tr. dicoccum (Schiemann 1932, 146—147). All dies bedarf noch weiterer Untersuchungen. In Polen wird der Dinkel nur mehr ganz sporadisch angebaut (Engelbrecht 1916, 28). Laut Z. V. Januse- V i c erwähnen Quellen aus dem 19. Jh. Tr. spelta im Gouver­nement Bessarabien, zusammen mit Tr. dicoccum. In den Bezirken Izmail, Akkerman und Thigina (Benderi) gehört Tr. spelta zu den meistgezüchteten Pflanzen (Janusevic 1976, 72). Der Dinkel wird auch in Armenien, Georgien, (8) Das Körner- und Ährenmuster befindet sich in der Sammlung des Ungarischen Landwirtschaftlichen Museums, Budapest. 190

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