Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)
Béla Gunda: Einige ethnobotanische Probleme des Triticum spelta L.
va, Nyíri, Füzérkajata, Füzér, Pusztafalu) in den Rodungen, die in den Wäldern eingeschlossen waren. Die Rodungen wurden zuerst mit Dinkel besät. Da der Dinkel die Kälte recht gut vertrug, erfolgte die Aussaat häufiger im Flerbst als im Frühjahr. Die Dinkelernte war ziemlich schwierig, da die Ähre zerbrechlich, der Halm aber hart war. Daher wurde vorzugsweise in den taufeuchten Morgenstunden geerntet. Die Frauen zerschnitten den Halm unmittelbar unter der Ähre, denn unten war der Halm dicker und härter, auch hätte man sich zum Sicheln bücken müssen, was natürlich viel ermüdender war (Dorf Pusztafalu, Nagybózsva). Gedroschen wurde mit einem Stock oder Dreschflegel; der Drusch dauerte länger als beim Weizen. Die Spelze trennte sich nur schwer von den Körnern los, oft mußte sie mit der Hand abgerieben werden. Gewöhnlich wurden die Körner noch vor dem Mahlen in einer Handmühle oder einem Mörser von der restlichen Spelze befreit — eine überaus anspruchsvolle Arbeit. Die Körner wurden in Wassermühlen gemahlen, doch schon in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts war nicht jeder Müller bereit, den Dinkel zu mahlen. Nördlich von Sátoraljaújhely, zwischen Mikóháza und Pálháza, war noch vor 50 Jahren eine Wassermühle in Betrieb, wo der Müller gerne bereit war, den Dinkel zu schälen (d. h. zu „entspelzen“) und zu mahlen. Im Zemplén-Gebirge war der mit Salzwasser und Milch gebackene ungesäuerte Dinkelfladen bekannt. Aus dem Dinkelmehl wurde ein wohlschmeckendes Brot gebacken; allerdings gärte es langsamer als das Weizenmehl. Mit den Körnern wurden auch die Schweine und das Geflügel gefüttert. Im westlichen Teil des Zemplén-Gebirges war der Dinkelanbau im 18.—19. Jh. recht bedeutend. In der Trautsohn-Herrschaft (Fony, Regéc usw.) war 1712 unter den Naturalien der Angestellten auch der Dinkel angeführt. 1721—1722 wurde der Dinkel in der Herrschaft noch gezüchtet, dann hörte der Anbau plötzlich auf. Die Leibeigenen züchteten ihn auch später und beglichen den Zehent damit (Jármay—Bakács 1930, 60, 74, 106, 122). Die Verfasser vermochten nicht festzustellen, warum die Herrschaft den Anbau eingestellt hat. In den westlichen Dörfern des Zemplén-Gebirges hielten die Bauern den Dinkel für eine ertragreiche Getreideart, die aber wegen der Drusch-Schwierigkeiten allmählich durch andere verdrängt wurde. Im letzten Drittel des 19. Jh. wurde der Dinkel in den Dörfern Mogyoróska, Baskó und Regéc noch gezüchtet (Ikvai 1967, 72). Auch im Boldva-Tal (Gunda 1937, 52) und weiter östlich, in den Dörfern Tornabarakony und Debréte, war der Dinkel um die Jahrhundertwende nicht unbekannt. Zur selben Zeit erscheinen Dinkelsaaten im Gebiet des palozischen Ethnikums (Börzsöny-, Mátra-, Bükk-Gebirge und deren Randgebieten). Darauf können wir auch aus manchen mundartlichen Aufzeichnungen schließen (ung. tenkö, tenkely ’Dinkel“). In einigen Quellen wird der Dinkel auch piros alakor ,roter Einkorn“ genannt (Czuczor—Fogarasi IV. 1874, 418; V. Borbás in Pallas Lexikon, Bd. 16. 1897, 94). Alakor ist ursprünglich der Name von Tr. monococcum. Im Börzsöny-Gebirge erinnert man sich daran, daß der Dinkel wegen der Zerbrechlichkeit der Ähre nur mit der Sichel geschnitten werden konnte (Ikvai 1977, 159). Im Dorf Domaháza (nordöstlich vom Bükk-Gebirge) züchteten einige Familie noch im Jahre 1960 den Dinkel, doch nur in kleinen Parzellen von 250—300 Quadratklafter. Aus Flächen von dieser Größe wurden im Bergland Ernteerträge bis zu 2 Doppelzentner eingebracht. Die dortigen Bauern zählten zu den Vorteilen des Dinkels seine Anspruchslosigkeit gegenüber den Boden sowie den Umstand, daß er nicht ausfriert. Die Aussaat erfolgte abwechselnd im Herbst und im Frühling. Geerntet wurde mit der Sichel, gedroschen mit dem Dreschflegel. Ohne Ähre hieß der Dinkelhalm alatka. Laut V. Borbás, vorzüglicher Kenner der volkstümlichen botanischen Terminologien, ist alatka einer der Namen von Tr. spelta (Pallas Lexikon, Bd. 16. 1897, 94). Mit Hafer vermengt, gab man es den Schweinen und dem Geflügel. Die Hühner pickten den Dinkel heraus, denn sie zogen ihn dem Hafer vor (Paládi—Kovács 1982, 51). Im Dorf Váraszó, nördlich vom Mátra-Gebirge, konnte ich im wesentlichen dasselbe über den Dinkel aufzeichnen der dort in den Jahren 1930—1940 zuletzt angebaut wurde. Auch aus mundartlichen Aufzeichnungen können wir auf den Dinkelanbau im Szatmár-Gebiet schließen (ung. tenkej, MTSz.). Dort würde in einigen Dörfern (Riese, Tisztaberek, Botpalád) der Dinkel in den Jahren 1920— 1930 — wahrscheinlich aber auch später — angebaut. Im siebenbürgischen Teil des Szatmár-Gebietes (Dorf Kőszegremete, Avas-Gebirge) hörten die Bauern erst nach 1945 mit dem Anbau des Dinkels (ung. tenkej) auf. In den entlegenen Rodungen wurde der Dinkel 2—3 Jahre nacheinander als Herbstgetreide gezüchtet. Der Dinkelsaat schadete es nicht, wenn im Frühling die Schafe einige Tage dort weiden. Diesen Spelzweizen ernteten die Frauen nicht mit der Sichel, sondern sie brachen die Ähren in den frühen Morgenstunden vorsichtig vom Halm ab und droschen sie auf einer Plache mit dem Waschbleuel oder Dreschflegel aus. Die Halme wurden dann von den Männern mit der Sense abgeschnitten. (Zu dieser primitiven Erntemethode s. Steensberg 1943, 124—129.) Das Dinkelbrot hielt man für durchaus genießbar. Es trocknete nicht so leicht aus wie das Weizenbrot. Das harte Dinkelstroh benützte man als Streubettung für die Kühe, auch wurden Strohhüte daraus geflochten. Die minderwertigen Dinkelkörner gab man dem Geflügel. Nördlich von Kőszegremete, im Dorf Bikszád, züchteten die ungarischen und rumänischen Bewohner ebenfalls diesen Spelzweizen. In Kalotaszeg (Siebenbürgen) wurde Tr. spelta (ung. tönkö, tönköj, rum. tend) zu Beginn dieses Jahrhunderts von Ungarn und Rumänen gleichermaßen angebaut, hauptsächlich von ärmeren Leuten. Die Körner lieferten Mehl zum Brotbacken oder dienten als Schweinefutter. Im Dorf Inaktelke kommen Flurnamen wie Tönköjföld, Tönköföld ’Dinkelacker“ vor (Péntek—Szabó 1985, 298; Szabó 1942, 202—204). Südwestlich von Kolozsvár- Klausenburg hörten die ungarischen Bauern des Dorfes Magyarléta vor 50—60 Jahren mit dem Dinkelanbau auf (ung. tönköj). Die Frauen erinnern sich auch heute noch an das wohlschmeckende Dinkelbrot. In der Gegend von Kolozsvár wird der Dinkelanbau aus dem Jahre 1844 erwähnt (Nyárády 1941, 87). Noch in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg wurde der Dinkel in ungarischen und rumänischen Dörfern (z. B. Magyarpalatka, Magyardécse, Kötke) des Mezőség-Gebietes in Mittel-Siebenbürgen (rum. Címpia Transiivaniei) angebaut. Im Szeklerland fand ich Spuren des Dinkelanbaues in einigen Dörfern des Firtos-Gebirges (Énlaka, Firtosváralja, Csehétfalva). Den Dinkel (ung. tenkej) hielt man für ein 189