Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)
Emőke Lackovits: Merkmale der Wohnkultur in ungarischen Dörfern am Neusiedler See vom 18. Jahrhundert bis 1960
einem Topfständer gesprochen (ung. fazekas polc), ein Ausdruck, der auch in Mittel-Transdanubien geläufig ist. Die Inventare beschreiben eine beträchtliche Vielfalt von Stühlen und Sesseln, mit oder ohne Rücklehne, mit Armlehne (zum Nachdenken oder Trauern, ung. gondolkodó- oder búsulószék), bemalt, mit Lederüberzug oder Schnitzereien. Bemerkenswert ist der Ausdruck „geschnitzter langer Sessel“, vermutlich mit Diwan identisch (ung. auch karoslóca). Das zur Aufbewahrung verschiedener Sachen dienende Mobiliar umfaßt Stangen, Tuchhalter, Kleiderhänger. Die Möbel wurden in der Mehrheit aus Weichholz (gewöhnlich Nadelholz, seltener aus Hartholz (Nuß-, Kirschholz) gemacht. Ihre Farbe dürfte sehr abwechslungsreich gewesen sein, denn in den Inventaren kommen Bezeichnungen wie schwarz, nußbraun, gelb, grün, blau, rot weiß, aschfarben und rotbraun vor. Sie konnten einfarbig, oder auch in verschiedenen Farben mit Blumen oder anderen Motiven bemalt sein, wie aus den reichhaltigen Bestimmungen der Farbe geschlossen werden kann. In der Terminologie der Feuerstätten finden sich — neben den Backöfen zum Brot- und Kuchenbacken — schon seit 1662 Angaben über Hinterlader-Öfen aus schüsselförmigen, grünen, seltener blauen Kacheln, deren Vorhandensein auch im mittleren Teil Transdanubiens durch archäologische Funde bestätigt wurde (K. Kozák 1972). Als allgemein gebräuchliches Beleuchtungsgerät werden im 18. Jh. noch Kerzenhalter aus Messing, Zink, Holz oder Geflecht mit Lichtputze erwähnt. Im 19. Jh. wurden die Lampen aus Holz, Blech oder Messing vorherrschend. Allerdings sind außerdem auch die Talg- und Wachskerzen bis zuletzt erhalten geblieben. Die Elemente der Wohnungsdekoration kommen in den Inventaren in auffallender Vielfalt vor; sie verleihen ja dem Interieur seinen individuellen Charakter. In der Mehrheit der Fälle handelt es sich um Heiligenbilder (die Mutter Gottes, verschiedene Heilige), Kreuzbilder, Weihbecken aus Blech oder Ton. In Aufzeichnungen eines reicheren Haushaltes kommen gelegentlich auch eine Wanduhr oder ein Spiegel vor. Massenhaft finden sich gestickte Bett- und Tischtücher in einfachen oder mit Spitzen verzierten Varianten. Am häufigsten kommt die sog. slowakische Stickerei mit Wollfaden, nach vorgezeichnetem Muster, vor. Benützt wurde weiße, rote, grüne, blaue, gelbe, schwarze Seide oder Baumwolle. Letztere war in den bäuerlichen Haushalten vorherrschend. Auch Vorhänge kamen vor, hauptsächlich vor dem Bett; wie noch zu Beginn des 20. Jh. dienten sie auch früher dazu, die Wöchnerin zu verbergen. Im benachbarten Rábaköz- Gebiet sind solche Textilien aus dem ausgehenden 18. und dem 19. Jahrhundert erhalten geblieben. Die Wohngebäude der zweiten Periode bestanden aus drei oder vier Räumlichkeiten, je nach der Gesellschaftsschicht, welcher der Eigentümer angehörte. Die Wohnkultur wurde mit neuen Elementen bereichert. In dieser Periode können die bei den Bewohnern der verschiedenen Dörfer zu findenden Merkmale nach Gesellschaftsschichten und Ortschaften deutlich getrennt werden. Die Gutsarbeiter sowie ein Teil der Handwerker (die meisten in Süttör) und der Klein- und Mittelbauern (6—18 Joch) hatten dreiteilige Wohnhäuser, während die Großbauern Abb. 5.: Unter das Bett einschiebbares Lager („tuliágy”), 19. Jh. Abb. 6.: Kinderbett („sráglás ágy“). Anf. 20. Jh. Abb. 8.: Stuhltypen, Anf. 20. Jh. 151 Abb. 4.: Mattenlager mit Holzgerüst, Anfang 20. Jh. Abb. 7.: Wiege, 19. Jh.