Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)
László Lukács: Feuerstätten im ost-transdanubischen Haus
der Mündung nach außen... es ist dies eher ein Lehmofen, mit eingesetzten krugförmigen Kacheln.“ (1904, 258.) In Dees wurde von diesem Ofen behauptet, er sei 150 Jahre alt, stammte also aus der Mitte des 18. Jh. Früher wurde darin auch Brot gebacken. Der Ofen entging nicht der Aufmerksamkeit von Aladár Kovách, der damals Bátky auf seinem Sammelweg begleitete: „Wir sahen einen originellen, alten Kachelofen; merkwürdig sind die Kachelaugen, die die Form eines kleinen Kruges oder vielleicht einer Schale haben, und in die Ofenwand mit Lehm so eingefügt sind, daß ihre Mündung nach außen geht. Der ganze Ofen sieht so aus, wie die Siedlung der Seeschwalben an der steilen Küste. Die alte Hausfrau zeigte uns, daß man die Hand, wenn sie friert, nur in das Loch zu stecken braucht, wo sie sich ganz prächtig erwärmt.“ (Szilágyi 1984, 279.) Der obere, zylindrische Teil des Ofens bestand aus schüsselförmigen Kachelaugen mit viereckigem Rand. Sowohl die krug- wie auch die schüsselförmigen Kachelaugen waren unglasiert, das Innere wurde nur mit roter Erdfarbe bestrichen, bevor sie ausgebrannt wurden. József Csalogovits brachte 1935 das Foto eines ähnlichen Kachelofens, welcher in der Stube eines Winzerhauses auf dem Weinberg von Dees stand: „...Kachelofen, gebaut aus Krügen und viereckigen, schüsselförmigen, unglasierten Kacheln.“ (1935, 7.) Ebensolche, mit der Mündung nach außen gekehrte, krug- und schüsselförmige Kachelaugen fand Csalogovits in mehreren Häusern in der Flur von Dees in Schichten aus dem 15.—16. Jh. anläßlich der Ausgrabung des in der Türkenzeit zerstörten Marktfleckens Ete (1935, 3; 1937, 325, 337, 339, 331). III. Verbindungen der Elemente des ost-transdanubischen Feuerungssystems mit den Feuerstätten der benachbarten Haustypen Durch den Rauchabzug, durch den offenenen Schornstein, den Sattelofen in der Stube und den offenen Herd in der Küche wird das ost-transdanubische Wohnhaus in den mittelungarischen oder tiefländischen Haustyp (Feuerstätte: Heizofen mit Hinterladerprinzip) eingereiht. Vom offenen Schornstein stellte Zsigmond Bátky fest, es sei dies „ein Rauchabzugsgerät westlicher Provenienz“, welches „aus deutschen Landen nach Ungarn kam, zunächst freilich in die Herrenhäuser, sodann auch in die Bauernhäuser“ (1933, 212). Das Hauptzentrum seiner frühzeitigen Verbreitung war die Kleine und die Große Ungarische Tiefebene, wo seine anfänglichen Formen in der Volksarchitektur bereits im 15.—16. Jh. anzunehmen sind. Einmal allgemein geworden, drang er auch in benachbarte Gebiete vor, wo der Rauchabzug ursprünglich nicht durch den offenen Schornstein erfolgte (Barabás-Gilyén, 1979, 75, 80—81; 1987, 108—112). Nach Ost-Transdanubien dürfte der offene Schornstein aus der Kleinen Tiefebene übernommen worden sein. Seine Verbreitung war gewiß maßgeblich auch der Straße Wien — Pozsony (Pressburg) — Győr (Raab) — Székesfehérvár (Stuhlweißenburg) zuzuschreiben, die das Wiener Becken mit dem Mezöföld-Gebiet verband. Auch die nach der Türkenzeit reorganisierten transdanubischen Maurerzünfte dürften daran beteiligt gewesen sein, zumal der offene Schornstein — für damalige Begriffe — ein hohes technisches Können erforderte. Bei der Verbreitung des offenen Schornsteins in Ost-Transdanubien dürfen wir schließlich weder die Bautätigkeit der Bürger in Székesfehérvár (18. Jh.), noch die herrschaftlichen Bauten im Mezöföld-Gebiet (19. Jh.) unerwähnt lassen. Mit seiner Anwendung müssen wir im Falle sowohl der bürgerlichen Barockhäuser, als auch der anspruchsvolleren herrschaftlichen Gebäude rechnen. In der volkstümlichen Baupraxis erschien der offene Schornstein in der Form eines Rauchfanges aus Geflecht mit Holzgerüst. Solche können wir in der Kleinen und Großen Ungarischen Tiefebene — Nachbargebiete Ost-Transdanubiens — gleichermaßen finden (Vajkai 1940, 315; Filep 1973, 314; Dudás 1966, 12; Sándor 1985, 463—467; Sztrinkó 1984, 460—462; Fél 1937, 354; Simonyi 1882, 301). Außerdem wurde im 18.—19. Jh. auf Häusern wohlhabender Bauern sowie auf kommunalen, kirchlichen und herrschaftlichen Gebäuden auch der aus Ziegelsteinen gebaute offene Schornstein benutzt. Auf dem Gemälde „Die Ankunft der Braut“ (A menyasszony megérkezése) von Miklós Barabás (1856) sehen wir nebeneinander Häuser mit dem Schornstein aus Ziegeln und solche mit dem Rauchfang aus Geflecht, mit Holzgerüst. Was die Anordnung und die Form anbelangt, stimmt der viereckige Backofen, der im ost-transdanubischen Haus unter dem offenen Schornstein in der Mitte stand, mit den Backöfen überein, der in den Küchen mit offenem Rauchfang im südlichen Randgebiet der Kleinen Tiefebene, im Komitat Sopron, im Bakonyer Wald und im Balatoner Oberland zu finden sind (Filep 1970, 239—240; Vajkai 1940, 311—313; 1957, 93, 96, 98, 102; 1959, 202— 204). Aurél V a j k a i betonte wiederholt, was übrigens auch aus der Literatur über die Hauslandschaft mit Rauchküche hervorgeht, daß der viereckige Backofen der Rauchküche vorwiegend in der linken Ecke neben der Scheidewand, hinter der mit der Heizöffnung des Stubenofens gemeinsamen Ofenbank steht, der Backofen der Küche mit offenem Schornstein jedoch in der Mitte. (Vajkai 1959, 202; 1973, 93; Biró 1975, 89; Lukács 1985a 708. 712—714; 1985b, 155—176). Immerhin kam der viereckige Backofen auch in der Rauchküche zuweilen vor der hinteren Hauptwand der Küche in der Mitte vor (Jankó 1902, 211; Malonyay 1912, IV, 265, 272; Lukács 1983, 313). Aufgrund des Baustoffes, der Anordnung und der Form dürfte dieser Ofentyp in Transdanubien keine lange Vergangenheit haben, obschon sein Ursprung im Backofen der österreichisch-slowenischen ostalpinen Hauslandschaft mit Rauchstube zu suchen ist (Gunda 1936, 193). Transdanubien, die Kleine Ungarische Tiefebene, die westliche Slowakei, Südmähren, Niederösterreich, die Steiermark und Kärnten bilden ein zusammenhängendes Gebiet, wo der Backofen in der Küche steht. Westwärts (Oberösterreich, Salzburg, Tirol) ist der im Freien stehenden Backofen bezeichnend, während ostwärts (Große Ungarische Tiefebene) der Backofen in der Küche fehlt und das Brot im Stubenofen gebacken wird (Lukács 1982, 153). In bezug auf das Alter der Backöfen in der transdanubischen Küche ist auch der Umstand überlegenswert, daß der in die Mitte der Küche gebaute, niedrige, viereckige Backofen meistens mit dem offenen Schornstein verbunden ist. Seine zentrale Anordnung wird 101