Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)

Hermann Steininger: Beispiele zum Handel mit Keramik in Europa

eine kleine Ergänzung aus dem ehemaligen Weslungarn/heute Burgenland, die einen Einblick in das Tauschhandelswesen vor etwa 80 Jahren gibt. August Ernst berichtet: "... Vor dem ersten Weltkrieg fuhren die Hafner mit vollbe­ladenen Wagen auf die Märkte von Oedenburg und Güns, ja sogar bis an die Raabau nach Körmend. Aber nur zu einem geringen Prozentsatz verkauften sie ihre Waren gegen Geld; hier herrschte noch die Naturalwirtschaft. Sie ver­tauschten ihre Gefässe gegen Winterfrucht und erhielten nach ihrem Leitsätze ’eins voll, eins drauf’ für zwei Litergefässe ein Liter Getreide."(30) Auch der leider schon verstorbene Richard Pittioni, welcher bekanntlich ver­dienstvoller Mittelalterarchäologe war, hat sich in den letzten Jahren in­tensiv mit den Keramikbruchstücken im Kloster Heiligenkreuz im Wienerwald (Niederösterreich) befasst. Er glaubte, die Anfertigung von Schwarzbafner­­ware in Heiligenkreuz sei in grösserem Umfang erfolgt,als man dies bisher annahm. Infolgedessen schliesst er aufgrund sehr ähnlicher Funde in den Hausresten der aufgegebenen Ortschaft Sarvaly bei Sümeg westlich des Plat­tensees, dass dort in Heiligenkreuz produzierte Keramik aufgefunden worden sei,(31) eine Meinung, die ich derzeit nicht zu teilen imstande bin. Pittioni meint dann noch, wenn schon nicht direkte Beziehungen zwischen Hei­ligenkreuz und Sümeg bestanden hätten, so sei doch an die Möglichkeit einer Vermittlung von Heiligenkreuzer Keramik über die Zisterze Zirc oder die ehe­malige Heiligenkreuzer Niederlassung in Székesfehérvár/Stuhlweissenburg zu denken. Weiters weist Pittioni auf Keramikfunde aus der Abbruchschichte von Óbuda (Ungarn) hin, wo ebenfalls Randbruchstücke von grösseren Gefässen mit Töpfermarken der Heiligenkreuzer Art gemacht wurden.(32) Aber auch hier dürf­te es sich meines Erachtens um Passauer/Obernzeller Ware handeln, da eine eigenständige Heiligenkreuzer Produktion meiner Meinung nach bisher eben nicht entsprechend gesichert erscheint. Schon eher vermag ich mich Pittionis Überlegungen anzuschliessen im Fall des für den Küchenbetrieb und die Ver­sorgung der llausinsassen notwendigen Tongeschirrbestandes im Kloster Heili­genkreuz, indem er meint, den Funden nach handle es sich um einen wohl aus verschiedenen Richtungen gekommenen Geschirrbestand, wobei vor allem an den Ankauf von Töpferware im Marktbereich des Voralpenlandes, aber auch aus dem Mühlviertel (Oberösterreich) gedacht werden darf.(33) Dass hier in Heiligen­kreuz der Fernhandel gelegentlich eine gewisse Rolle gespielt haben wird, zeigt immerhin der Fund eines Fussteiles aus rheinischem Steinzeug gefertig­ten Bechers.(34) Wir wissen übrigens auch, dass Steinzeug auf dem Donauweg mitunter bis Budapest gekommen war.(33) Bekanntlich waren es aber nicht nur Tongeschirre, die nach Ungarn exportiert wurden. Holl hat nachgewiesen, dass im Spätmittelalter, vor allem ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, Nischenkacheln aus Regensburg,mit grü­ner Bleiglasur versehen,sich im Ausgrabungsmaterial der ungarischen Königs­paläste fanden.(36) Heute wissen wir, dass diese Öfen mit ihren prunkvollen Wappenkacheln politische Geschenke Regensburger Bischöfe an den ungarischen König waren und somit mit solchen Keramik-Geschenken Politik gemacht werden sollte. Etwa zur selben Zeit hatte sich auch der Woiwode István Báthori (+1493) einen Ofen nach Regensburger Art aufstellen lassen, wie dieser über­haupt mit seinen Bauten den Ausdruck königlichen Glanzes zu vermitteln hoff­te.(37) Ich habe unseren Tagungsort Stuhlweissenburg schon einmal in Zusammenhang mit der Vermittlung von Keramik - bei der Besprechung von Überlegungen Ri­chard Pittionis - genannt. Nun ist gerade der aus einer Fundbergung in Stuhl­weissenburg stammende sogenannte "Dreihausener Pokal"(38) ein Objekt, das 88

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