Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)
Béla Gunda: Volkskundliche Handelsbeziehungen zwischen Süd-Transdanubien uns Slawonien
VOLKSKUNDLICHE HANDELSBEZIEHUNGEN ZWISCHEN SÜD-TRANSDANUBIEN UND SLAWONIEN Béla Gunda, Debrecen Als ich mich anschickte, meinen Vortragstext zu verfassen, sah ich sogleich, dass das Thema überaus breitgefächert ist und ich von äusserst wechselvollen Problemen sprechen müsste. Die volkstümlichen Handelsbeziehungen zwischen Süd-Transdanubien einerseits und Slawonien sowie Kroatien anderseits sind in der Tat äusserst vielfältig. Daher möchte ich hier einige interessante Fälle nur ganz kurz erwähnen und etwas ausführlicher über das Hirtentum sprechen. So bleiben also manche Probleme unerwähnt, die bereits früher von Milovan Gavazzi und mir selbst erörtert wurden (Gavazzi 1937:138-167; Gunda 1943a: 204-208; Gunda 1943b:804-808). Angaben über diese Handelskontakte zwischen den beiden Gebieten haben wir zwar seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts doch sind sie in den meisten Fällen lückenhaft. Immerhin verdeutlichen sie, wie sehr das ungarische Volk Süd- Transdanubiens und das kroatische Volk Slawoniens aufeinander angewiesen sind. Gehen wir nun entlang der Drau westwärts, so sehen wir, dass auch die Slowenen an den volkstümlichen Wirtschafts- und Handelskontakten massgeblich beteiligt sind. Bis Ende des 1. Weltkrieges gingen z.B. zahlreiche Schnitter und Drescher aus den slowenischen Bergen in die Komitate Zala und Somogy zur Arbeit. Bereits E. Fényes erwähnt die armen Slowenen aus dem Dorf Andrecz, die ihr Brot in den Komitaten Zala und Somogy verdienen. Im Winter fangen sie Drosseln, die sie in den Städten verkaufen (Fényes 1851:26). Laut Volksüberlieferung wurden die Grazer Sensenklingen in den beiden genannten Komitaten sowie im westlichen Teil des Komitats Baranya ebenfalls von slowenischen Wanderarbeitern eingeführt. Im Jahre 1845 schreibt M. Haas über sog. "Steirer" (in Wirklichkeit waren es grösstenteils Slowenen), die auf Flössen und in Booten bis Eszék (Osijek) fahren und Fichtenbalken, Bretter, Dachschindeln, Eisenwaren sowie Sauerkraut mitbringen und entlang der Drau mehrere Anlageplätze haben (Haas 1845:83). Aus dem Bergland zwischen Mur und Drau kommen die armen Mädchen zum Jahrmarkt am Katharinentag nach Csáktornya (£akovec). Mit ihren Spinnrocken stellen sie sich auf dem Hauptplatz auf und verdingen sich zur Arbeit in die östlichen Dörfer des Zwischenstromgebietes. Ende des vergangenen Jahrhunderts bekamen sie nach jeder vollgesponnenen Spindel 2 Kreuzer samt Verköstigung (Gönczi 1895:134). Das Weben besorgten sodann die Frauen im Unteren Muraköz (Zwischenstromgebiet Mur-Drau), die ihre Leinenwaren in Kroatien und Transdanubien, namentlich in Varasd, Csáktornya (Nagykanizsa und anderen grösseren Ortschaften verkauften (Gönczi 1895: 135). Die kroatischen Frauen aus der Gegend von íadjavica, Slatina und Kapelna gingen in die Dörfer des Ormánság-Gebietes (südlicher Teil des Komitates Baranya), wo sie Hanf- und Leinwerg kauften und dafür Kastanien, Birnen, Pflaumen oder Speck gaben. Sobald sie auf der Dorfstrasse mit lauten Rufen "alma, körte!" ("Apfel, Birne!") erschienen, wussten die Ungarn schon, dass sie Werg haben wollten. Das Obst und sonstige Tauschwaren transportierten sie im Wagen oder in Körben, die sie auf den Köpfen trugen. Es war üblich, dass die kroatische Frau das Werg mitnahm, um es für den halben Teil zu spin-32