Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)

Milovan Gavazzi: Zu einigen Problemen der Volkskulturforschung im Pannonischen Raum

Zur weiter zurückliegenden Vergangenheit vordringend,nähert man sich jenem Kulturkomplex, der lange Jahrhunderte hindurch bis zum Anfang des Mittelal­ters in einem andauernden, intensiven und vielseitigen Kultur- (oder eher Zi­­vilisations-)strom sich auch nach Pannonien ergoss: jenem Komplex des römi­schen Ursprungs. Dass im südwestlichen Teil Pannoniens eines der wichtigen Einfallstore desselben lag, vermögen auch dem Laien all die bekannten archäo­logischen Funde, die geschichtlichen Dokumente, das römische Erbe in der To­ponymie Pannoniens bestätigen. Die seit jener Kulturexpansion zurückblieben­­den und z. T. sich bis in die Neuzeit erhaltenden Kulturelemente römischer Herkunft oder zumindest römischer Prägung lassen sich, entsprechend der bis­her erfolgten Untersuchungen, zusammenfassen. Einige Beispiele seien ange­führt: Diese frühen Elemente bilden in unseren Tagen freilich nur noch eine sehr schüttere Kulturschicht, die am ehesten innerhalb der materiellen Kul­tur nachweisbar ist. Da wird wiederholt die Ausbreitung der römischen, in mancher Hinsicht höher entwickelten, Töpferei hervorgehoben. Als deren Zeugen gelten sowohl bestimmte Formen der Töpfererzeugnisse als auch die Töpferöfen einer bestimmten Art, bei denen grössere und gröbere Töpfe in einer Reihe von Bögen das Gewölbe bilden, diese kommen rezent mancherorts vor. (z. B. bei den Töpfern von Stoob im Burgenland sowie in Nordwestkroatien). (13) Man ist wiederholt bemüht, sich das Vordringen des echten Pfluges (mit Radvorgestell und Streichbrett sowie der asymmetrischen Schar) aus den nordoströmischen Ausbreitungszentren eben nach Südwestpannonien (und weiter gegen Nordosten Europas) vorzustellen (trotz andersartiger Meinungen über die Ausbreitung des Pfluges in Europa). (19) Bestimmte rezente Teile in der Frauentracht wer­den ebenfalls als "Überbleibsel" dieser Art gedeutet. (20) Weitere derartige Relikte dieser römischen Kulturschicht könnten als Beispiele hinzugefügt wer­den, einige wohl auch aus dem Bereich der geistigen Kultur. Von diesem römischen Kulturstrom wurde Pannonien zu jenen Zeiten - vor der dichteren Besiedlung eines Teiles durch alte deutsche Ansiedler bzw. bis zu Beginn der Einwanderung der Slawen (zusammen mit den Awaren und anderen Volks­stämmen)- vermutlich reichlich beeinflusst, weshalb die Rolle Pannoniens als eines Bindegliedes und Durchgangsgebietes der römischen Kulturgüter bzw. Zi­vilisation zu dem übrigen Ost- und Nordosteuropa sehr betont werden muss. Noch weiter in die Vergangenheit vorzudringen und die Kulturablagerungen vor­geschichtlicher Kulturen in Pannonien zu verfolgen sowie deren zahlenmässig immer geringer werdenden Überbleibsel im rezenten Volkskulturerbe ins Auge zu fassen, würde etwas zu weit vom vorgenommenen Rahmen dieses Beitrags füh­ren. Aufgrund der eben in Kürze entworfenen Analyse der pannonischen Volkskultur erweist sich dieser Raum Europas beinahe als eines der Musterbeispiele der Verflechtung verschiedener Volkskulturen und "gesunkener Kulturgüter" - sieht man von jener hinsichtlich Sprachen, Nationalitäten, Religionen und Geistes­haltungen ab. Diese Verflechtung zu analysieren bzw. kennenzulernen, ist so­wohl eine rein wissenschaftliche als auch eine populär-wissenschaftliche auf­klärerische Aufgabe, zu der auch diese kulturanalytische Übersicht einiges beizusteuern bemüht hat. Aus dem gesamten bekannten Sachverhalt bezüglich der Volkskultur Pannoniens sowie aus den hier vorausgeschickten Ausführungen geht aber auch hervor, dass Pannonien in dieser Hinsicht nie isoliert geschweige denn von dem übrigen Do­naubecken getrennt, betrachtet werden kann. Nicht nur dass zahlreiche der genannten sowie viele der nicht angeführten Kulturelemente Pannoniens (im 20

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