Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)
Zsuzsanna Tátrai: Wallfahrtsgeschenk, Marktgeschenk
WALLFAHRTSGESCHENK, MARKTGESCHENK Zsuzsanna Tátrai, Budapest Es war etwas Ausserordentliches, im traditionellen ungarischen oauernleben ein Geschenk zubekommen, das auf einem Markt oder auf einer Wallfahrt - eben als Wallfahrts-oder Marktgeschenk - für Geld gekauft wurde Im erläuternden Wörterbuch des vorigen Jahrhunderts (Czuczor-Fogarasi, 1862) ist das Wallfahrtsgeschenk oder das Marktgeschenk als ein vor allem für Kinder gekauftes Geschenk festgelegt. Das neue erläuternde Wörterbuch gibt eine viel allgemeinere Bedeutung an. Das Wallfahrtsgeschenk ist ein Geschenkstück, das diejenigen gekauft haben, die an der Ki-rmes zugegen waren. Das Marktgeschenk wurde auf der Messe besorgt. Durch einen glücklichen Zufall ist eine Ausstellung in Szentendre im "Haus der Volkskunst" mit meinem Vortragsthema ident. Im Begleitheft zu der Präsentation steht bezüglich der Wallfahrtsgeschenke dass folgende für Kinder bestimmt seien:Spielzeug, Lebkuchen, Gebetsbuch. Die Mädchen im Kindesalter erhielten vor allem Lebkuchenfiguren - besonders Husaren und Herzen -, billigen Schmuck, Gebetsbücher, Heiligenbilder, Spiegel, Tücher oder Stiefel entweder von ihren Eltern oder Verwandten, fallweise auch von den Mädchen selbst gekauft. Die erwachsenen Mädchen bekamen von ihren Liebhabern Geschenke als Zeichen ihrer Liebe. Gleichzeitig wählten die Burschen für sich selbst ein Taschenmesser oder einen Hut. Sie haben auch den Warenvorrat des Sattlermeisters, des Schneiders und des Seilers angeschaut. Die verheirateten Männer und Frauen betrachteten gern die Keramik-, Porzellan- und Glasgegenstände. Sie interessierten sich für die Waren der Blaufärber, Trödler, Regenschirmhändler, Kurzwarenhändler, Kalendermacher(Kalendrer), Buchhändler, Pietätgegenständehändler, Bildhändler usw. Wollte sich jemand abbilden lassen, konnte er zu den Fotographen gehen, die auf grösseren Kirmesmärkten zugegen waren. Die im Museum ausgestellten Gegenstände stammen vom Ende des vergangenen Jahrhunderts und vom Anfang dieses Jahrhunderts: sie sind zum Beispiel Lebkuchenfiguren, Heiligenbilder, Produkte der Glasmalerei, Andenkenbilder, Opferfiguren, Schnöcker, Bänder, Kerzen, Rosenkränze, Tücher und Gegenstände aus Porzellan usw. Die Kirmesgeschenke stellen Gaben weltlicher und sakraler Art also zum Teil Pietätgegenstände in grosser Auswahl, dar. Sowohl an Kirmesmärkten als auch an den Messen waren Lebkuchenbäcker anwesend. Sándor Bálint schreibt: "Unter den Kirmesgeschenken für Kinder sind Lebku - chen, besonders Rosenkränze aus Lebkuchen bevorzugt. Es kommt seltener das Bildnis der Jungfrau Maria, der Heiligen Dreifaltigkeit, des kleinen Jesus, des Pelikans oder anderer heiligen Figuren vor. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Lebkuchen einst eine sakrale Speise gewesen ist, das heisst "eulo-141