Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)

Attila Selmeczi Kovács: Die Ölhändler

Der Preis des aus West-Europa eingeführten Baumöls war doppelt so hoch als der des örtlich hergestellten Leinsamenöls.(10) Wie historische Angaben von mehreren Ortschaften Transdanubiens beweisen, war das Pflanzenöl eine gesuchte Ware auf den Märkten und Messen der Marktflecken. Im 15. Jahrhundert z.B. besuchten die Leute des Herrschaftsgutes von Kanizsa (Kom. Zala) die Märkte in Csepreg (Kom. Sopron) und Ikervár (Korn. Vas), um dort zum Kochen geeignetes Öl zu kaufen.(11) Aus weiteren Beispielen ist be­kannt, dass bestimmte Herrschaftsgüter Pflanzenöl in grosser Quantität ver­brauchten. Am Ende des 18. Jahrhunderts wurden die Produkte (Sonnenblumen­­und Rapsöl) der damaligen Ölfabrik des Lilien-Herrschaftsgutes (Kom. Fejér) teils in eigenen Geschäften, teils an Händler in Székesfehérvár, Pest und Wien verkauft.(12) Auf dem Gebiet des Széchenyi-Herrschaftsgutes im Komitat Somogy war zu die­ser Zeit (13) auch eine Ölmühle im Besitz jener Bauern, die das übrig geblie­bene Speiseöl auf dem Markt verkauften. Dass der Ölhandel allgemein üblich war, ist durch den Tarif des Marktgeldes von Kassa (KoSice, Tschechoslowakei) aus dem Jahre 1731 belegt, wonach sowohl "innere als auch äussere Ölhändler" regelmässig auf den Märkten der Stadt herumkamen.(14) Weitere Beispiele könnten aufgezählt werden, derenzufolge die städtische Be­völkerung das Speiseöl zur Fastenzeit hauptsächlich auf den Märkten ankaufte. Aus den einzelnen Angaben lässt sich schliessen, dass sich nicht nur Händler mit der Verwertung des Pflanzenöls beschäftigten, sondern auch eine speziel­le Schicht der Bauern, die ihre überflüssigen Vorräte auf den Märkten der umliegenden Städte verkauften. In zahlreichen volkskundlichen Beschreibungen aus der Mitte des letzten Jahrhunderts wurden diese dörflichen Ölhändler er­wähnt. Der Ölhändler war eine unentbehrliche Person, vor allem in den griechisch­­orientalischen orthodoxen Gegenden, wo die Bevölkerung oft und streng faste­te. Im letzten Jahrhundert verbrauchten die Rumänen im Komitat Hunyad ziem­lich viel Öl; ein Teil davon wurde von den ungarischen Landwirten beschafft, die wesentlich weniger fasteten.(15) Im nördlichen Teil von Siebenbürgen, in Maramaros, waren die Ölhändler von Visk (Viskovo, Sowjetunion) berühmt, die Leinsamenöl von guter Qualität in ihren speziellen kleinen Fässern regel­mässig auf die Wochenmärkte der entfernten Siedlungen lieferten. (Abb.l.) Im allgemeinen fuhren mehrere von ihnen zusammen, packten ihre Waren auf ein Fuhrwerk und verkauften das Öl gemeinsam auf dem städtischen Markt. In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts besuchten die Ölhändler von Visk besonders den Markt von Máramarossziget (Sighet, Rumänien).(16) Auf den Märkten von Hátszeg (Hateg, Rumänien), Vajdahunyad (Hunedoara, Rumä­nien) und Déva (Deva, Rumänien) im Komitat Hunyad konnte man Ölhändlerinnen auch noch Anfang unseres Jahrhunderts treffen, die Bucheichelöl aus den ru­mänischen Dörfern des Hátszeger Beckens regelmässig zum Markt lieferten.(17) Im letzten Jahrhundert zählte der hausierende Ölhändler als gewohnte Figur zum Strassenbild der Hauptstadt. Eine zeitgenössische Zeitschrift berichtete darüber wie folgt: "Gleichzeitig mit den scharfen Fastenwinden erschien ein hausierender Mann, oft mit seiner Frau auf den Strassen von Pest, laut ru - fend: -01aji! 01aji! - Diese für die Bevölkerung der Hauptstadt schon seit langem bekannten Leute sind Einwohner der Nachbardörfer, die nur zur Fasten­zeit in Pest zum Vorschein kommen. Sie verkaufen ihr eigengemachtes Öl und 130

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