Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)

Attila Selmeczi Kovács: Die Ölhändler

DIE ÖLHÄNDLER Attila Selmeczi Kovács, Budapest Das Pflanzenöl zählte in Ungarn von Anfang an als Handelsartikel, das in den vergangenen Jahrhunderten vor allem zur Ernährung und Beleuchtung verwendet wurde. Die Rolle des Öls in der Ernährung wurde von dem das Fasten einführen­den christlichen Kult bestimmt. Zur Fastenzeit war nämlich der Verbrauch al­ler tierischen Fette verboten,(1) man durfte ausschliesslich mit Pflanzenöl zubereitete Gerichte, hauptsächlich Kraut und Fisch essen.(2) Im Mittelalter wurde das Fasten von der Kirche streng genommen. Der Wegen des Kultes entstandene Pflanzenölbodarf wurde anfangs mit Olivenöl aus dem Mediterraneum befriedigt. Seit Anfang des 13. . Jahrhunderts haben sich die Handelsbeziehungen aufgrund der Verbreitung des Islam eingeengt, die Stabilisierung des katholischen Glaubens wurde aber von einem immer zu­nehmenden Pflanzenölverbrauch begleitet. All diese Umstände machten die lo­kale Ölpflanzenzucht und Ölherstellung erforderlich.(3) In Mittel-Europa, wo das Klima kühler ist, erwies sich der Same des im Mit­telalter als Textilpflanze • gezüchteten Leins (Linum usitatissimum L.) und Hanfs (Canabis sativa L.) als geeignetes Rohmaterial zur Ölherstellung. In den Zolltarifen unserer Städte aus dem 14. Jahrhundert figurieren auch Lein­­und Hanfsamen fast überall neben Getreide und Fleisch.(4) Jahrhundertelang befriedigten diese Ölpflanzen in sekundärer Weise den Ölbedarf neben dem im­portierten Olivenöl.(5) Auf dem Bergland wurde vereinzelt auch die Bucheichel (Fagus silvatica L.) zur Ölherstellung verwendet. In diesem Zusammenhang ist eine interessante Bemerkung in einem medizinischen Werk aus dem 18. Jahrhun­dert zu lesen: Die Sekler verbrauchen Bucheichelöl anstatt Leinsamenöl. So­lange es noch frisch ist, ist es schwer für den Magen. Wenn es aber in einem irdenen Krug tief in der Erde vergraben ein Jahr lang gespeichert ; ist, wird es genauso gut wie das Baumöl.(6) Die wichtigste Rolle unter den Ölpflanzen spielte trotzdem der Lein, aus wel­chem bis in die jüngste Vergangenheit zwei Arten von Öl gefertigt wurde. Zur Ernährung war ausschliesslich das kalt gepresste Leinsamenöl verwendbar, das in den früheren Jahrhunderten mit der Benennung "pece"-Dl von dem gewöhnli­chen Leinsamenöl unterschieden wurde.(7) Das Leinsamenöl bezeichnete dagegen das nach der Erhitzung ausgepresste Öl, das wegen seines unangenehmen Ge­schmacks nur zur Beleuchtung und Vunciversorgung geeignet war. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts wurde z.B. eine bedeutende Quantität von Leinsamenöl in den Öllichtern der Haushalte und der Kirchen von Pressburg (Bratislava, Ischechoslowakei) verbrannt. Für die Ölschläger der Stadt bedeutete die ste­tige Nachfrage nach dem Öl für Beleuchtungszwecke ein einträgliches Ge­schäft. (8) Zu dieser Zeit kauften die städtischen Bürger für ihre Ernährung hauptsächlich noch Olivenöl, daneben wurde aber auch Hanfsamenöl ver­braucht. (9) Im 16. Jahrhundert wurde in Ofen zur Fastenzeit ausser dem Oli­venöl auch das kalt gepresste Leinsamenöl in grosser Quantität verbraucht. 129

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