Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)
László Lukács: Volkskundliche Forschungen von Milovan Gavazzi im Pannonischen Raum
nachbart. Bei der Umgrenzung führte Gavazzi einige kulturelle Merkmale an* die für das Pannonische Gebiet bezeichnend sind. So etwa die ex- und intensive Entwicklung der Bauernwirtschaft, wo der Getreidebau und die Grossviehhaltung mit gleichem Gewicht repräsentiert sind, oder unter den landwirtschaftlichen Geräten der schwere hölzerne Radvorgestellpflug. Er betont zwar, dass im Pannonischen Gebiet verschiedene Haustypen zu finden seien, doch seien alle ebenerdig und im allgemeinen mehr als zweiräumig. Von den Einrichtungsgegenständen hebt er die aus Hartholz gezimmerte und einem Sarkophag ähnelnde Satteldachtruhe mit Schindelfügung als bezeichnend hervor. In der Volkstracht sind die weiten, faltigen Kleider aus hausgewebten Stoffen (Leinen, Hanf, Wolle) vorherrschend, deren Herstellung mit einem intensiven Anbau von Leinen und Hanf verbunden ist. Im Bereich der Fussbekleidung sind der Stiefel und eine Art von Bundschuh bezeichnet, die einen Übergang zwischen dem städtischen Schuh und dem echten ost-, südosteuropäischen Bundschuh bildet. Besonders beliebt ist der breite, grobe Tuchmantel, meist mit grossem Rückenkragen und bunten tuchenen Applikationen sowie der aus Lammfell angefertigte Pelzmantel mit farbigen Blütenstickereien. Für die Töpferei ist dar Gebrauch der Töpferscheibe mit Fussbetrieb und des Töpferofens bezeichnend, wo meistens farbige, buntglasierte Gefässe hergestellt werden. Unter den Volksbräuchen nennt er die Umzüge bzw. Heischegänge, in der Volksmusik das Überwiegen von Melodien in klaren, meist temperierten Tonleitern mit klarer rhythmischer Struktur und Aufbau, und Verwendung von Dudelsäcken mit der auf der linken Schulter gehaltenen Basspfeife. Dass die Untersuchung der verschiedenen Kulturströmungen gerade in den geographischen und ethnographischen Grenzgebieten und Mischzonen eine besonders wichtige und anregende Frage darstellt, liess Gavazzi bereits in seiner Abhandlung Kulturströmunnen in Pannonien erkennen. Mit den Mitarbeitern und Studenten des Instituts für Volkskunde der Universität Zagreb führte Gavazzi im Jahre 1962 Forschungen in einer dieser Mischzonen, im Gebiet von Gorski Kotar am Kupa-Fluss durch. Als Forschungsergebnisse schilderte in seiner Abhandlung Ein Kulturknotenpunkt im Nordwesten der Balkanhalbinsel jene Kulturwirkungen, die das Gebiet von Gorski Kotar von Seiten des Adriatischen, des Dinarischen, des Pannonischen und des Qstalpienen Kulturgebietes erreicht haben (1962). Nach 1947 publizierte Professor Gavazzi noch zwei deutschsprachige Abhand - lungen in Ungarn. In der einen wurde die Ursprungsfraga der südpannonischen Backglocke - ein häufiges Forschungsthema auch für ungarische Volkskundler - klargestellt (1965); in der anderen, erschienen in der Festschrift zum 60. Geburtstag von Béla Gunda, verwies er auf die Kulturströmung zwischen dem Balkan und den Karpaten, indem er vom Namen druga der von der Spitze des Tannenbaumes abgeschnittenen Handspindel sowie vom Vorkommen dieses einfachen Spinngerätes in der Gegend von Trencsén ausging (1971a). In Kenntnis der Forschungen Milovan Gavazzis auf der Balkanhalbinsel sowie in den pannonischen, ostalpinen und karpatischen Gebieten halten wir es für natürlich, dass er sich der Zusammenarbeit im Rahmen der Ethnographia Pannonica schon bei deren Gründung anschloss. Am ersten Ethnographia Pannonica Symposium im Burgenländischen Bernstein (1971) konnte er zwar persönlich nicht teilnehmen, schickte aber den Text seines Vortrages, der unter dem Titel Der Aufbau der Voikskultur und der Bevölkerung Südpannoniens noch im gleichen Jahr erschienen ist (1971b). Auf dem zweiten Symposium in Zalaegerszeg (1973) hielt er einen Vortrag unter dem Titel Zu einigen Problemen der Volkskulturforschung im pannonischen Raum, deren Publizierung noch aussteht. 12