Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)

Géza Balázs: Einfluss der luquidierten transdanubischen Eisenbahnlinien auf das Volksleben

viele Leute, in erster Linie für die Frauen, unmöglich. Die Autobusfahrkarte ist teuerer als es die Bahnkarte war, deshalb reisen die Leute heute seltener in die Stadt, zu den Verwandten. 5. Die Liquidierung des Eisenbahntransportes verursachte die Rücksntwick­­lung des Marktes. Die Leute bzw. die Bauern können nicht einfach zum Markt fahren, w,eil man die Pakete, Bündel, Körbe und lebenden Kleintiere nicht transportieren darf. In die Städte werden weniger Feldfrüchten und sonstige agrarische Produkte geliefert, viele Bauern verdienen weniger als vorher. Es wurde nachgewiesen, dass sich die landwirtschaftlichen Kulturen und Arbeits­methoden infolge der Stillegung der Eisenbahnen verändert haben. Im Dorf Ho­­mokszentgyörgy (Komitat Somogy) hörte man mit dem Kartoffelanbau auf, weil der Transport mit dem Lastauto zum Markt sich als zu kostspielig erwies. Im Dorf Csokonyavisonta (Komitat Somogy) verminderte er sich vom 1000 auf 150 Waggons; in der Folge bauten die Bauern Weizen an (Erdősi-Kovács, 82.). 6. Der Autobus bietet im Vergleich zur Bahn weniger kommunikative Möglich­keiten. Eine Eisenbahnstation, ein Stationsgebäude ist gleichzeitig ein Kom­munikationszentrum mit Post, Telephon, oft mit einem Restaurant. In dsn ge­heizten Wartesälen kann man gemeinsam warten, Zeitungen lesen oder sich un­terhalten. Eine Bahnreise eignet sich für Gespräche, für Kontaktnahmen, für ein Kartenspiel u.s.w. 7. Die Fahrkarten werden im Autobus vom Fahrer verkauft, deshalb kamen neue Trinkgeldbräuche auf, die vorher in den Dörfern unbekannt waren. 8. In vielen Siedlungen hat sich das Freizetverhalten geändert.Die Bevölkerung von Szombathely fuhr früher zum Räba-Ufer fürs Wochenende. Die in den nord­­ungarischen Städten lebenden Leute erreichten einstmals leicht den Balaton mit Zug. Nach Einstellung der Eisenbahnlinie ist im Komitat Somogy der Be­such des Heilbades von Csokonyavisonta zurückgegangen. 9. Als Folge der Stillegung der Eisenbahnlinie wanderte auch die Bevölke­rung aus diesen Siedlungen ab. Obwohl die Bevölkerungsreduzierung dort schon seit längeren im Gange ist, scheint es, dass diese Entwicklung in den letz­ten Jahren zusätzlich eine Beschleunigung erfährt. Abschliessend sei angemerkt, dass die Bevölkerung die Einstellung der Eisen­bahn mit einer Art' Todeszeremonie begleitete, nicht zuletzt deshalb, da den Menschen bewusst war, wie sehr sich die verkehrstechnischen Änderung auf ihren Alltag sowie auf ihre wirtschaftliche und kulturelle Situation erschwe­rend auswirken wird. Diesen Wandel aufzuzeigen ist sowohl für die Volkskunde und als auch die Soziologie eine wichtige Forschungsaufgabe. Es hat den Anschein, dass in Ungarn (besonders in Transdanubien) mehrere Ei­senbahnlinien derzeit nicht mehr aufgelassen werden. Obwohl diese unwirt­schaftlich sind, müssen sie als lokale Notwendigkeiten in Betrieb gehalten werden. Der Fremdenverkehr entdeckte auch bereits die Romantik der Eisenbah­nen. Deshalb wurde in Nagycenk (Komitat Győr-Sopron) ein Lokalbahn-Freilicht­museum gegründet, ausserdem verkehren im Sommer Nostalgiezüge zwischen Buda­pest und Siófok. 117

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