Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)

István Pintér: Volkstümlicher Heilwasserhandel in Westpannonien

Der grösste Teil des Wassers wurde vom Mineralwasserhändler wöchentlich ein­mal auf den Wagen geladen, und man fuhr auf den ehemaligen Geflügelhandels­wegen los. Der Mineralwasserhändler hielt bei jedem Gasthaus bei jeder Ge­mischtwarenhandlung und tauschte die vollen Flaschen gegen leere um. Wenn die Händler in den Dörfern ankamen, schrieen sie nicht wie die Geflügelhänd­ler: ihre Ankunft wurde durch das Schellengeläute der Pferde gemeldet. Im allgemeinen fuhr man wöchentlich einmal nach Petänc und ein- oder zweimal in die Dörfer. Die übriggebliebenen 2 bis 3 Tage verbrachte man zu Hause, um die weitere Arbeit zu organisieren. Jeder Mineralwasserhändler beschäftig­te auch Knechte, Haushalt und Wirtschaft wurden von der Frau geführt. Die städtischen Wassertransporteure waren ausschliesslich Fuhrleute. Sie fuh­ren im Auftrag je eines Händlers. Unter ersteren kam es zu immer wieder zu Konkurrenzkämpfen um das Recht der Lieferung. In Zalaegerszeg etwa schloss die Familie Gáti die Familie Braun nach zwölf Jahren von dei Beförderung aus. Nach dem Friedensvertrag von Trianon bis Juli 1924 kam es zu einer Pause. Danach verlief der Wasservertrieb 3 Jahre lang reibungslos. Die verschärften Grenzbestimmungen und die Zollverordnungen machten aber die unmittelbare Lieferung aus Petánc am Ende der zwanziger Jahre schon unmöglich Veränderung und Rückfall des Mineralwasserhandels in den dreissiger Jahren Die dreissiger Jahre bringen ein neues Kapitel in der Geschichte des Mineral­wasserhandels in Westpannonien. Während bis Ende der zwanziger Jahre nur ehe­malige Geflügelhändler und städtische Fuhrleute die Beförderung durchgeführt hatten, trat in den dreissiger Jahren die Lieferung mit der Eisenbahn immer mehr in Vordergrund. Ein offizieller Handel an der Grenze kam nicht zustande. Aus den Gemeinden Salova und Hodos, die auf jugoslawischer Seite lagen, fuh­ren bäuerliche Fuhrleute täglich nach Petánc, Radenc, um Mineralwasser zu holen. Die Zollbeamten bekamen 1 bis 2 Kisten Wasser, weil sie die Augen zu­drückten, wenn die Wagen für 1 bis 2 Stunden auf dia andere Seite fuhren, um dort Lagerung aufzunehmen. Ebenfalls dort wurde das Wasser, das auf der Ei­senbahnlinie Zalaegerszeg-Muraszombat von Petánc und Radenc nach Hodos trans­portiert wurde, auf Fuhrwerke geladen. Jeder Wagon fasste 5000 Flaschen. Die Zollkosten waren sehr hoch und überstiegen um 1937/38 sogar mit 60 Fillér den Preis des Wassers. In der zweiten Hälfte der dreissiger Jahre brachten die Sodawasser-Betriebe, 'die in den grösseren Siedlungen errichtet wurden, eine immer grössere Konkur­renz. Als der Mineralwasserhandel einen geringeren Gewinn abwarf, kehrten die ehe­maligen Geflügelhändler und die Mineralwasserhändler der Jahrhundertwende, entweder zur Bauernwirtschaft zurück oder sie suchten nach einem Warenhandel, der den Ansprüchen der Zeit entsprach. Es ist bemerkenswert, dass keiner der Geflügel- und Mineralwasserhändler zu­grunde ging. Neben ihrer Handels- und Fuhrmannstätigkeit blieben die meisten von ihnen Bauern, die eine Wirtschaft führten. Mit der Zeit begann aber auch der Rückgang dieses einst blühenden bäuerlichen Handels. Am Ende der dreis­siger Jahre verschwand diese eigenartige Form des bäuerlichen Warenaustau­sches, parallel mit der Auflösung der ganzen traditionellen ungarischen Volks kultur. 110

Next

/
Thumbnails
Contents