Fitz Jenő (szerk.): Forschungen der Steinskulptur der Arpadenzeit in Ungarn - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 24. A Pannon konferenciák aktái 3. (Székesfehérvár, 1979)
E. Marosi: Stilrichtungen zwischen 19220 - 1230 in der Bauskulptur
als eine Parallelerscheinung mit der Ungarnreise des Villard de Honnecourt — die ebenfalls in den zwanziger Jahren stattgefunden haben mag — betrachtet werden(10 11). Dieser Höhepunkt bedeutet aber gleichzeitig das Ende der Hofkultur französischer Färbung der gotischen Baukunst. Der Bruch, der der bisherigen Orientierung der Hofkunst ein Ende bereitete, ist mit dem Versagen der Politik Königs Andreas II., mit dem Widerstand in breiten Kreisen gegen seine Güterschenkungen und mit dem Mißerfolg der neuen Geld Wirtschaft zu erklären. Die Folge dieser Wendung ist, daß die Hofkunst in der Zeit Bélás IV. sich den Tendenzen der in Mitteletiropa verbreiteten Spätromanik anpaßte(u). 3. Bei der Beurteilung dieser spätromanischen Stilerscheinungen muß auf den Standpunkt verzichtet werden, wonach in diesen nur konservative Überbleibsel, Erscheinungen eine sVerfalls erblickt werden!12). Nicht einmal die Werke, die tatsächlich eine Kunsttradition vom Ende des 12. Jahrhunderts fortsetzten, darf man schlechthin als konservativ beurteilen. Die Hypothese der bloß auf formaler Ähnlichkeit beruhenden Beziehungen der frühen Reliefs der Kathedrale von Gyulafehérvár und der Abteikirche von Ják kann z. B. fallengelassen werden. Die Reliefs von Gyulafehérvár scheinen stilistisch eher mit der Reliefskulptur von Somogyvár verwandt zu sein, der sie sich wir eine nächste geschichtliche Entwicklungsstufe angeknüpft haben, Dieser Zusammenhang unterstützt die neuerdings vorgeschlagene, relativ späte Datierung der Vorstufen von Somogyvár, der Bildhauerei von Pécs und Székesfehérvár, und verstärkt die Annahme, wonach sie nicht ausschließlich und unmittelbar auf italienische Vorbilder zurückzuführen sind. Die noch an ihren ursprünglichen Stellen befindlichen figürlichen Skulpturen in Gyulafehérvár lenken die Aufmerksamkeit zumindest im Anfangsstadium auf die Rolle ihrer Steinmetze in der Bautätigkeit, die aller Wahrscheinlichkeit nach richtig in die ersten Jahrzehnte des 13. Jahrhunderts angesetzt wird(13). (10) L. Gerevich 1971, 61. — Neuerdings werden innerhalb der Werkstatt von Chartres etwas abweichende Verhältnisse vermutet (Clausshn 1975, 112). Wichtig ist vom Standpunkt, was Villard de Honnecourt zugeschrieben werden kann, die von Hahnloser angeregte Unterscheidung: „Villards Idealgebiet” und „Villards Heimatgebiet”. (11) Die Ansätze dieser Erscheinung sind bereits während der Bauarbeiten des königlichen Palastes von Óbuda nachweisbar, die den Kenyeiner im zweiten Drittel des 13. Jhs. im Kreis von Óbuda blühenden Werkstatt gebildet haben. Siehe Anm. 19. (12) Eine anspruchsvolle Formulierung dieses Negativums: Gerevich 1938, 117. (13) Zur stilkritischen Gruppierung der Reliefs von Gyulafehérvár siehe Roth 1934, 80; Gerevich 1938, 143; Dercsényi 1956, 85; Entz 1958, 82. - Zu den figürlichen Details im Inneren: Vâtâçianu 1965, 159. — Zu der Vermutung der Beziehungen der Reliefskulptur von Gyulafehérvár zu Ják: Bogy ai 1943, 49; vergi. Gerevich 1938, 183; Dercsényi 1956, 104; Dercsényi 1957, 227. — Zur Vermutung von Beziehungen zwischen Gyulafehérvár und Somogy-4. Wahrscheinlich haben sowohl im System als auch in der Detailbildung des Bauschmucks der Kathedrale von Gyulafehérvár Vorbilder aus der Rheingegend eine bedeutende Rolle gespielt. Neben diesen sind sächsische, z. B. auf die Kathedrale von Magdeburg zuriickfiihrbare Tendenzen anzunehmen(14). Ähnliche Beziehungen vereinigen sich mit süddeutschen, höchtswahrscheinlich aus Regensburg stammenden stilistischen Erscheinungen an der Benediktinerabteikirche von Lébény, die bedeutenden Würdenträgern des Landes aus dem Geschlecht Győr gehörte, und die für diese Zeit vermutlich als ein allgemeingültiges, neues Modell der Repräsentation der adeligen Sippen als Patronatsherren galt(15). Der Abteikirche von Lébény knüpft sich die erste Phase der von Abt Oros geführten Bauarbeiten der Abteikirche von Pannonhalma III durch eng verwandte Züge an. Diese erste Phase wurde 1224 mit einer Weihe abgeschlossen, die sich gewiß nur auf die Ostteile vár siehe Entz 1958, 82; Levárdy 1968; vergi, noch Tóth 1978, 42. Die dort erörterten Zusammenhänge einer Gruppe von Skulpturen von Gyulafehérvár mit jenen von Pécs und Somogyvár werden letzten Endes durch die Bamberger Beziehungen der figürlichen Skulpturen von Ják unterstützt, die mit ihnen bloß formal in Beziehung gebracht wurden. Eine Gruppe der Skulpturen der Westfassade und der Mittelapsis (Christus-Figur, Figuren links 2, 4, 5, rechts 1, 3, 4, 5, Madonnenfigur der nördlichen Turmnische, das doppelte Arkadenrelief der Chorjoch wand) mit ihren auf die Paulus-Reihe der Bamberger Chorschrankreliefs, auf die Petrusfigur im Tympanon der Gnadenpforte zurückführbaren Eigenschaften vertritt eine spätere Stilstufe als die von Somogyvár und Gyulafehérvár. (14) Zu den Stilbeziehungen des Baues von Gyulafehérvár siehe Entz 1958, 60. - Sächsiche Tendenzen vermutete bereits Roth (1934, 77), jedenfalls in einem anderen Zusammenhang. In der späteren Bauphaseerscheint eine Pflanzenornamentik (Entz 1958, 84 ff und folgende Beispiele : Abb. 140, 141 ). Zur Datierung dieser Stilstufe können vermutliche, sächsische Beziehungen angeführt werden. Vergl. Magdeburg, Chorumgang (Hamann 1909, 229, Abb. 58 — 59, 62, 66). Zu den für die Bauchronologie ebenfalls wichtigen Folgerungen siehe Schubert 1974, 25. — Im Gegensatz zu diesen erweisen sich die verwandten Beispiele von naturalistischen, blattverziertenKelchkapitellen in Pannonhalma und Zsámbék als spätere, wie dies in erster Linie aus ihren süddeutschen Zusammenhängen folgt. Beispiele von Kapitellen der südlichen Arkadenreihe in Pannonhalma: Levárdy 1959, 117, Abb. 20. — Die naturalistische Variante des Bauornaments von Zsámbék erwähnt G. Lux 1939, 5. Beispiel: ibid., Abb. 54. — Parallelen können von Regensburg, St. Ulrich (Strober, 1965, 197, Abb. 54) und im Kreis der Maulbronn-Walkenrieder Werkstatt genannt werden, die ihr Entstehen vor den 1230-er Jahren kaum wahrscheinlich erscheinen lassen. Zwischen Pannonhalma und Zsámbék sind keine unmittelbaren Beziehungen anzunehmen : sie können lediglich als parallele Versionen derselben Stilerscheinung gelten. (15) Die Kapitellformen von Lébény verraten eine ziemlich nahe Verwandschaft mit den Kapitellen des zwischen 1204 und 1227 erbauten Kreuzganges vom Stift Zwettl (Buberu 1940, Abb. 140). 74