Fitz Jenő (szerk.): Die aktuellen Fragen der Bandkeramik - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 18. A Pannon konferenciák aktái 1. (Székesfehérvár, 1972)

O. Höckmann: Fejtegetések a vonaldíszes kerámia vallásáról és kultuszéléetéről

der Grubenanlagen als Opfergruben berechtigt er­scheint. Ob der vermutete Plattenaltar — wie offen­bar in Herrnbaumgarten — die Funktion der Grube übernommen hat oder ob wegen der Deponierung der Plattenfragmente in der Grube eher mit dem Gegenteil gerechnet werden sollte, ist nicht zu ent­scheiden. Beachtung fordert die Angabe, in Eggenburg seien bei dem Altar menschliche Schädelreste ge­funden worden. Ganze Schädel oder Teile davon liegen auch aus anderen bandkeramischen Siedlungen vor(73), stellenweise (Zauschwitz) unter Um­ständen, die für die Annahme sprechen, in der band­­keramischen Kultur sei Kannibalismus geübt wor­den. In dieser Hinsicht eindeutig ist der Befund in der Jungfernhöhle bei Tiefeneller n(74). Welche Vorstellungen diesen Praktiken zugrunde­liegen, läßt sich aus den wenigen Funden nicht er­­schließen(75>. Es dürfte aber kein Zufall sein, daß die Schädel- „Bestattung” in der Siedlung auch für die Köröskultur<76> und für Vinöa<77) bezeugt ist; die Sitte scheint sich aus Südosteuropa herzuleiten. Lange, mehr oder minder unregelmäßige Gruben ähnlich der von Herrnbaumgarten wurden auch in anderen bandkeramischen Siedlungen nachgewie­­sen<78), und nicht alle von ihnen lassen sich als Materialgräben für benachbart errichtete Häuser er­klären. Die Funde geben aber keinen befriedigenden Aufschluß über die Zweckbestimmung dieser Anla­gen. Dasselbe gilt für die schmalen, senkrecht einge­tieften „Schlitze” in vielen bandkeramischen Sied­lungen, die nur als problematische Funde hier er­wähnt seien. Immerhin entstammt aber die Applike G 56 einem solchen „Schlitz”. — Eine sehr schmale und tiefe Grube in W i n d e с к e n<79) enthielt auf (73) Quedlinburg: H. BUTSCHKOW, Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 23, 1935, 85; Plaidt: H. LEHNER, BJ 152, 1912,282; Zausch­witz: W. COBLENZ, AuF, 7 1952, 57 ff.; Kothingeichendorf: с/. 197—199. (74) О. KUNKEL, Die Junglernhöhle bei 'Tiefenellern. München 1955, passim. (75) Zu den neolithischen Funden aus dem Verband gelöster Menschenknochen vgl. bes. R. A. MAIER, JBD 3, 1962, 16 ff.; ID., Germania 43, 1965, 8 ff. (76) Grab 7a von Hódmezővásárhely-Kotacpart : J. BANNER, Dolg 1935, 105; TD. Die Déceler Kultur. AHung 35, 1956, 206. (77) M. M. VASIG, о. c. Bd. I, S. 26; M. V. GARAgA­­NTN, GZM NF. 11, 1956, 209. (78) Frankfurt /Main-Osthafen : W. MEIER-ARENDT, Die bandkeramische Kultur im Untermaingebiet, Karte 10, Gruben 1/10, 8 und 60; Rödgen: ibid., Karte 12, Felder b 21 —b 22; Ralgstädt: B. BAHN, o. c. 21 Abb. 2. (79) G. WOLF, PZ 3, 1911, 21. - An der Oberfläche der Grube befand sich eine der sogenannten „Wetterauer Brandbestattungen”, die von G. Löwe (Germania 36, 1958, 421 ff.) als moderne Mystifikationen entlarvt wurden. Angesichts der beträchtlichen Ausmaße der Grube und unter Berücksichtigung der Situation bei der Ausgra­bung kann dennoch angenommen werden, daß die Grube selbst ungestört den neolithischen Befund wiedergibt. ihrem Grunde das Skelett eines Rehs. Dieser Fund findet eine Parallele in D i n g о 1 f i n g, wo unter dem Wandgraben eines stichbandkeramischen Hauses das intakte Skelett eines Rothirsches und eine Silex­klinge angetroffen wurden<80). Auch andere Tiere wurden innerhalb der Siedlung „bestattet”. In der linearkeramischen Siedlung von Hurbanovo war es ein Hund(81), während in Erfur t(82) und am Grunde der Jungfernhöhle bei Tiefenel­ler n(83> junge Schweine beigesetzt oder geopfert wurden. Vielleicht dürfen auch Funde großer Stier­­hörner in linearkeramischen(84) und stichbandkera­­mischen<85) Gruben innerhalb der Siedlung im Zusam­menhang mit solchen „Opfern an eine Erdgottheit” (H. Dumitrescu)(86) gesehen werden, und es ist nicht abwegig, auch die bandkeramischen Figurengefäße und Statuetten von Rindern und Schweinen mit den Op­ferungen dieser Tiere in Verbindung zu bringen. In die­sem Zusammenhang seien zwei Hirschdarstellungen aus Prag-Bubene c(87) und Wenigumstadt<88) er­wähnt, die sich thematisch mit dem Hirschopfer in I )in - golfing verbinden lassen. Ihre Entsprechungen liegen in Ungarn, wo Hirschdarstellungen aus der Körös­­kultur<89> und der Theisskultur<90) vorliegen. Da aus der Köröskultur auch Gruben mit Hirsch- und Stier­schädelfunden bekannt sind<91), deutet sich an, daß die kultische Bedeutung von Hirsch, Stier und Schwein in der bandkeramischen Kultur letztlich zum Erbgut der Köröskultur gehört. Aus dieser Kultur sind auch Gruben bekannt, die nach ihrer Beschaf­fenheit schwerlich wirtschaftlichen oder sonstigen „profanen” Aufgaben dienen konnten<92); eine von ihnen (V i n к о V c i) gleicht auffällig der „Rehgrube” (80) H. NEUBAUER, BVB1 25, 1960, 222. (81) C. AMBROS-B. NOVOTNY, ARoz 5, 1953 447 ff. (82) G. BEHM-BLANCKE, o. c. 45. (83) O. KUNKEL, o. c. 34, 126. (84) ßarleben: H. LIES, AuF 10, 1965, 13. Kothingei­­chendorf: cf. S. 197-199. (85) Zauschwitz: W. COBLENZ, о. с. 74 ff. (86) H. DUMITRESCU, Dacia NF. 1, 1957, 97 ff. (87) J. NEUSTUPNŸ, PA 4/5, 1934/35, 91. (88) A. STROH, PZ 34/35, 1949/50, 233 ff.; Chr. PESCHECK, Heimatpflege in Unterfranken 5, 1962, Taf. VI B. — Kollege Meier— Arendt (Köln) weist mich darauf hin, die „Zeichnung” werde in Wirklichkeit nur durch Wurzelspuren vorgestäuscht. Ob dies zutrifft, konnte ich man­gels Autopsie des Fundstücks jetzt nicht mehr entscheiden. (89) Csépa: E. KRECSMÁRIK, AÉrt 32, 1912, 365 ff., I. KUTZIÁN, o. c., Taf 2, 1. — Szentes —Kö­kényzug: ibid. Taf. 7, 1. — Kopáncs — Kovács­tanya: ibid., Taf. 41, 6. (90) Kovácshalom: G. SZEGHALMY, AÉrt 33, 1913, 41 Abb. 1. — Hódmezővásárhely — Kökénydomb : J. BANNER. Dolg 6, 1930, 155 u. Taf. 35, 2. (91) Verbita: D. BERCIU, MCA 5, 1959, 75 ff. (92) Vinkovci-Tránica: S. DTMITRIJEVJÛ, Arheo­­loSka iskopavanja na prodruöju vinkovaőkog nut­ze ja . Vinkovci 1966, 9 Abb. 3 und Text 8. — Vränik bei Stip: M. und D. GARASANIN, Zbor­­nik na ätipskiot naroden muzej 2, 1960/61, 35 ff. u. Abb. 2. 196

Next

/
Thumbnails
Contents