Fitz Jenő (szerk.): Die aktuellen Fragen der Bandkeramik - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 18. A Pannon konferenciák aktái 1. (Székesfehérvár, 1972)
I. Pavlu: A csehországi vonaldíszes kerámia díszítési rendszere
Der klassische Umlaufstil durfte sich augenscheinlich aus dem archaischen Stil entwickelt haben. Die urpsrünglichen Motive (Spiralen, Mäander) bilden demzufolge seinen organischen Teil. Für dessen kennzeichnenden Beispiele gilt das Prinzip der Unteilbarkeit, d. h das Umlaufband darf nicht in Einzelelemente, sei es senkrecht oder waagrecht, aufgeteilt werden. Dieses Prinzip verliert an Bedeutung was die neuen Motive anbelangt (Zickzacklinien, Gitter, Dreiecke, Girlanden u. ä.). Diese Motive scheinen nicht nur einem stilistisch abweichenden, sondern auch einem stilistisch mehr entwickelten Raum zu entstammen (die Entwicklung der Ornamentik ausschließlich in Form der Zickzacklinie datiert in Böhmen erst seit dem Beginn der StK). Wir schließen daraus auf eine Art „Symbiose”, zu deren Beginn sich die neuen Motive dem Umlaufstil „anpaßten”. Später (falls sich gleichzeitig kein dauernder Zerfall von ungleicher Stärke vollzog-siehe unten) wird eine tatsächliche Gliederung, zuerst der ünernommenen Motive spürbar (für jüngeres Fundmaterial sind z. B. die senkrecht und auch waagrecht abgetrennte bzw. gegliederte Zickzacklinie oder konzentrische Rhomben kennzeichnend, wobei die Gliederung wie von einer Linie, als auch von einer Reihe von Einstichen durchgeführt ist) und erst in der nachfolgenden Phase passen sich diesem Prozeß die ursprünglichen Motive teilweise an. Spiralen werden von einer senkrechten Reihe von Einstichen unterbrochen, manchmal setzt das obere Füllmuster bis über die Gesamtfläche der Gefäßwand fort, so daß ein Zwischenornament entsteht. Auf Grund dieser Annahme wäre es zukünftig vielleicht empfehlenswert, nach den angeführten Prinzipien noch einen gegliederten Stil (Zonenstil), als selbständiges Derivat des klassischen Stils abzusondern. Eher aus praktischen Gründen werden hier auch die hierher gehörenden Ornamente im Rahmen des klassischen Stils behandelt (ein hoher Prozentsatz des Bruchmaterials ist sehr schwer zu unterscheiden). Wir nehmen an, daß so eine Definition für das weitere Studium, namentlich der näher zum Westen gelegenen Gebiete, in der Periode der jüngeren und später Stufe der LnK, von Bedeutung sein wird. 3. Kombinierter Stil (Rahmenstil). In der böhmischen Linearkeramik ist für diesen Stil im engeren Sinne des Wortes die Aufteilung der Gefäßoberfläche auf selbständige, überwiegend von einer Linie umrahmte, eine typische Kombination von verschiedenartigen Ziermotiven tragende Zierräume, kennzeichnend. Am häufigsten ist die Abwechslung von mehr komplizierten Spiral- und Mäandermotiven. Diese Verzierung ist in Böhmen verhältnismäßig selten, (Beweise dafür lieferte bisher nur das Bruchmaterial; in den bisher bekannten Funden handelte es sich nie um eine „reine” Ausführung), sie wirkt in dieser Umwelt fremd und erinnert uns an den Zierstil der mittelneolithischen Kultur im östlichen Gebiet des Karpatenbeckens (z. B. die Gruppe Szakálhát; Abb. 8.). 4. Zerfallene Stile. Die ersten drei bereits behandelten Stile weichen durch die Anordnung der Zierelemente an der Gefäßoberfläche voneinander ab und stimmen durch die Regelmäßigkeit und die verhältnismäßige Genauigkeit der Ausführung überein. Davon unterscheiden sich gerade durch die Unregelmäßigkeit und Ungenauigkeit die zerfallenen Stile. Analogisch sollten also der „archaische” und „kombinierte” zerfallene Stil festgelegt werden. Da die ersten zwei Stile voneinander zeitlich mehr oder weniger abweichen (Bruchmaterial der Übergangsphase ist oft schwer zu bestimmen) werden sie als ein Ganzes behandelt. Die Funde des kombinierten Stiles gehören überwiegend der Gruppe des Zerfallenen Stils an (siehe oben). (Abb. 9.) Die obigen zwei Stile weisen die gleichen Elemente wie ihre „reine” Formen auf. Die Ursachen des Zerfalls der Verzierung sind augenscheinlich in der inneren Dynamik des Ornamentes zu suchen<13> (d. h. in der vertikalen Peripherisation), da gerade in den Zeitabschnitten der äußeren Einflüsse in den direkt angegriffenen Gebieten die Vermehrung der „reinen” Stile zu beobachten ist. Hier ist auch mit einem beschränkten (mehr oder weniger konstanten) Prozentsatz der misgelungenen Ornamente zu rechnen, die nicht abzusondern sind. Die Klassifikation von „reinen” und „zerfallenen” Stilen muß gleichfalls mit einem subjektiven Fehler rechnen (bei den unten angeführten Zahlen sind es etwa 10%), der auf das brüchige Material zurückzuführen ist. Zu den zerfallenen werden einige relativ „primitive” Ziermotive gezählt*14*, es handelt sich jedoch zweifellos um die Anfangsformen des archaischen Stils. Unbeachtet bleibt dabei die Frage nach den Zusammengängen zwischen dem „Zerfallstadium ” der Ornamentik und dem eventuellen „Zerfallstadium” der kulturellen und anderen gesellschaftlichen Erscheinungen, denn die bloße Feststellung der unterschiedlichen Stile scheint als ungenügend. Stilentwicklung der LnK Die Stilanalyse und Absonderung der einzelnen Motive haben noch nie zu bedeutungsvolleren Schlußfolgerungen geführt, die man vom Standpunkt der inneren Chronologie der LnK aus<15) verwenden könnte. Man pflegt in diesem Sinne die Stilanalyse zu überschätzen. Die Entwicklung eines Stils unterliegt nämlich nicht nur zeitlichen, bzw. ästhetischen Faktoren. Andere Wirkungen sind hier gleichfalls von großer Bedeutung, insbesondere die räumlichen und gesellschaftlichen. Erst dann, wenn wir die Stilentwicklung auf dem unabhängig datierten Material und in bestimmten territorialen Komplexen verfolgen können, gelangen wir zu Ergebnissen, deren Interpretation für die Kenntnis der inneren Dynamik der LnK von Bedeutung ist. ( 13) W. Jenny führt zwei Möglichkeiten des Zerfalls der Spirale an: 1. innere („Erschöpfung”) und 2. äußere („fremde Einflüße”), wobei er die zweite betont. (W. JENNY, o. c.) (14) Ibid., 39. (15) E. HOFFMANN, Die Kultur der Bandkeramik in Sachsen. Berlin 1963, 47 — 57. 133