Lajkó Orsolya: „Cserepén ismerem, minemű fazék volt..." (Szeged, 2015)
Irodalom
201 „AN DEN SCHERBEN ERKENNT MAN DEN TOPF.” Angaben zur Erforschung des Ursprungs der frühneuzeitlichen Töpferei und der volkstümlichen Keramik Ungarns Ein Buch über die frühneuzeitliche Töpferei und besonders über deren archäologische und ethnographische Zusammenhänge zu schreiben, ist eine große berufliche Herausforderung, da die Forschungen auf diesem Gebiet in Ungarn noch in den Anfängen stecken. In anderen Ländern Europas (z.B. Deutschland, Italien, Polen) ist das Einbeziehen des archäologischen Quellenmaterials in die Erforschung der materiellen Kultur des 17-18. Jahrhunderts in weiten Kreisen verbreitet. Vor allem bei solchen Forschungen, die die Rekonstruktion zeitgenössischen Haushaltsge- schirrs und das Beschreiben des technischen Niveaus der Töpferei zum Ziel setzen, gewinnen die - bei den städtischen Ausgrabungen in großen Mengen freigelegten - neuzeitlichen Keramikfunde an Boden. Obwohl solche Aufarbeitungen in der einheimischen Fachliteratur in den letzten Jahren immer öfter Vorkommen, ist die archäologische Untersuchung neuzeitlicher Keramik immer noch keine Standardmethode. Trotzdem ist sie einer der zukünftigen Wege der Keramikforschung dieser Epoche. Ohne archäologische Methoden kann die Töpferei des 19. Jahrhunderts nicht in ihrer Ganzheit erfasst werden. Die in den ethnographischen Sammlungen aufbewahrte Keramik vermag - schon infolge seiner Art - auf gewisse Fragen keine Antwort zu liefern, und im Gegensatz zur Archäologie, ermöglichen die Methoden der Ethnographie nicht das Erweitern des Quellenmaterials. Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich als Archäologin und Ethnographin in den letzten Jahren die Möglichkeit hatte mehrere frühneuzeitliche Keramikfunde der südungarischen Tiefebene bearbeiten zu können. Diesmal möchte ich die Arbeitsmethoden und die Ergebnisse von zwei Fundorten - Hódmezővásárhely, Kossuth Platz-Altkirche, Bocskai Straße-Busstation) - zusammenfassen. Der Fund besteht aus annähernd 6000 Bruchstücken und aus etwa 50 Stück vollständig erhaltenen und zum Teil ausgebrannten Gefäßen. Durch die Auswertungsarbeiten des Keramikkomplexes - der sowohl für die Zeitperiode als auch für die Region repräsentativ ist - konnten zahlreiche Fragen der Keramikforschung dieser Epoche geklärt werden und auch neue Fragen warfen sich auf. Im Mittelpunk der Studie stehen die folgenden Themen: die archäologische, typochronologische Untersuchung der Fundkomplexe, die regional ausgearbeitete Gefäßterminologie, die regionale und historische Analyse der Keramik, sowie die Aufdeckung der Eigenartigkeiten und des Zusammenhangs zum zeitgenössischen europäischen Kulturkreis.