Hadak Útján. A népvándorlás kor fiatal kutatóinak konferenciája (Szeged, 2000)

Takács Miklós: Népvándorláskor-kutatások Kis-Jugoszláviában, az 1990-es években

Népvándorláskor-kutatások Kis-Jugoszláviában, az 1990-es években vic-Ära nicht mitreißen konnte, schrieben Materialvorlagen und Detailanalysen (VASIC 1991, 167-176; BJELAJAC-IVANI- SEVIC 1991; ZOTOV1Ó 1994) und mehrere Forscher kritisierten (IVANISEVIC 1997; IVANISEVIC 1997a; POPOVIC-IVANlSEVIC 1997) die Ansichten von Jankovic und Trifunovié. Für die serbische frühmittelalterliche Archäologie ist es ebenfalls kennzeichnend, daß sie — trotz der skizzierten Schwierigkeiten — in den 90er Jahren gar nicht aufhörte, sondern umgekehrt: Die Forschung der Epoche unmittelbar vor dem Ende der Antike, d. h. vor dem Erscheinen der Slawen auf dem Balkan nahm einen Aufschwung. Der bedeutendste Vertreter dieser Forschungsrichtung war zwei­fellos Dragoslav Srejovic bis zu seinem Tode im Jahre 1996 (von seinen Arbeiten s. z. B.: SREJOVIC 1993). Auch die zu seinem 65. Geburtstag zusammengestellte, aber nur postum erschienene Festschrift von qualitativer Ausführung beweist seine zentrale Rolle in der serbischen Archäologie (LAZ1C 1997). Es ist vielleicht ein Zufall, aber auch so ist es aus­drucksvoll, daß keine einzige Arbeit aus dem Kreis der völkerwanderungszeitlichen Archäologie den Studien mit spätantiken Themen folgen. Neue Analysen wurden im The­menkreis der justinianzeitlichen Befestigungen geschrieben (VASIC 1995; PETROVIÓ 1995) und auch die Freilegungen der kaiserlichen Paläste brachten weitere bedeutende Ergeb­nisse. Außer den seit langem bekannten Ausgrabungen von Cariin Grad bzw. Gamzigrad (JEREMIC 1995; LALOVIC-JO- VANOVIÚ ET AL. 1997; BAVANT-IVANIEVIC 1997) erreichte man bei der Forschung des Gebäudekomplexes von Sar­kamén recht überraschende Ergebnisse (SREJOVIÓ-TOMO- VIÚ-VAS1C 1996; TOMOVIC-JOVANOVIÓ 1997). Auf dem letz­terwähnten Fundort kamen nämlich auch die Reste eines Mausoleums mit den spärlichen Resten eines ausgeraubten Grabes zum Vorschein, deren erhalten gebliebenen Bei­gaben zu den Gegenständen bester Qualität der tetrarchie- zeitlichen Goldschmiedekunst gerechnet werden können (TOMOVIÓ 1997). Unter den sich mit dem frühbyzantinischen archäo­logischen Material beschäftigenden serbischen Archäologen nimmt Ivana Popovic einen wichtigen Platz ein. Neulich publizierte sie eine echte archäologische Sensation, die im Jahre 1992 in Syrmien vorgekommene goldene Gürtelbe- schlaggarnitur (POPOVIC, I. 1997a). In Beziehung mit diesem aus einer Riemenzunge, einer Gürtelschnalle, sechs Pseudo­schnallen, einem runden Beschlag und aus einem als ein Unikum geltenden doppelschildförmigen Riemenschlauf be­stehenden Ensemble müssen zwei Bemerkungen gemacht werden. Einerseits ist die byzantinische Schulung des Gold­schmiedes aufgrund zahlreicher Details nicht zu bezweifeln und das wird der Forschung der byzantinisch-awarischen Verbindungen — und das kann man mit Recht anzunehmen — einen neuen Aufschwung geben. Andererseits ist es aber trotz der ausdrücklichen Behauptung der Verfasserin nicht ganz gewiß, daß die Funde als Grabbeigaben in die Erde gelangten. An der vom Finder bestimmten Stelle konnten nämlich weder die anderen Details der in der Zeugenaussa­ge beschriebenen Bestattung noch die Spuren der Raub­grabung gefunden werden. Demzufolge scheinen alle Inter­pretationen, die die Identität der in dem Grab bestatteten Person bzw. ihre Rolle in der awarischen Machtstruktur zu erklären versuchen, sehr hypothetisch zu sein. Im staatsrechtlichen Sinne arbeiten die in der Woiwo- denschaft tätigen ungarischen Archäologen im Rahmen der jugoslawischen Forschung, so ist es vielleicht nicht über­flüssig, auch die von ihnen publizierten Analysen zusammenzufassen. Von gewissen politischen Bemerkun­gen können wir leider auch in diesem Fall nicht absehen, da Slobodan Milosevic die zu seiner Machtergreifung nötige Massenbewegung durch eine Haßpropaganda gegen die nicht-serbische Bevölkerung Jugoslawiens ins Leben rufen konnte. Zu einem Kennzeichen der Systemtreue wurde der Argwohn gegenüber den Minderheiten, z. B. gegenüber den „autonomistischen“ oder „separatistischen“ Ungarn, und in­folge dieser Atmosphäre wurden alle Geldquellen, über die die zentrale Regierung, d. h. die der jugoslawischen oder serbischen Republik disponierte, vor den Archäologen mit jugoslawischer Staatsbürgerschaft und ungarischer Nationa­lität versperrt. Für die in der Woiwodenschaft tätigen un­garischen Archäologen verging also das letzte Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts eindeutig im Zeichen der immer stärker eingeengten Forschungsmöglichkeiten. Das ist besonders für die Mittelalterarchäologen gültig, da die Forschung die­ser Epoche — wie gesehen — wieder das Gebiet von Theorien wurde, deren Ziel ist, mit Hilfe der weiten Ver­gangenheit die gegenwärtigen ethnischen Verhältnisse und territorialen Grenzen zu bestätigen. Trotz dieser ersticken­den Atmosphäre hörten aber die sich mit der Problematik der Völkerwanderungszeit und dem ungarischen Mittelalter beschäftigenden Forschungen nicht auf, sogar ließ man auch zwei Bände zum Andenken an das Millezentenarium der ungarischen Landnahme erscheinen (BORI 1996; BOR- DÁS-BOSNYÁK ET AL. 1997). Die Aufrechterhaltung der Kontinuität der Forschung ist in großem Maße das Ver­dienst von László Szekeres und Péter Ricz, die die Völker­wanderungszeit durch archäologische Mittel analysierten. Sie konnten ihre im vorigen Jahrzehnt begonnenen For­schungen fortsetzen und veröffentlichten wichtige Studien (SZEKERES-SZEKERES 1996; RICZ 1993). Von diesen Arbeiten ist besonders die letzterwähnte bemerkenswert, da die Fest­stellungen über das Schicksal der Awaren im 9. Jahrhundert auch außerhalb der untersuchten geographischen Region gültig sind. Die Verdienste beider Fachleute sind auch in der Hinsicht bedeutend, daß sie auch die interdisziplinären und/oder naturwissenschaftlichen Untersuchungen der in den von ihnen freigelegten Gräberfeldern vorgekommenen Funde organisieren konnten (FÁBIÁN-RICZ 1993; RICZ-FÁ- BIÁN 1993; CZÉKUS 1990; CZÉKUS 1991). Zum Schluß er­wähnen wir die Monographie von László Szekeres und Péter Ricz, in der die in Szabadka und seiner Umgebung zum Vorschein gekommenen archäologischen Funde publi­ziert wurden und die man lange verliegen ließ (SZEKE- RES—RICZ 1998). Leider konnte dieses Buch teils nur postum erscheinen, da László Szekeres im Dezember 1997 uner­wartet starb. Sein Fortgang hinterließ im wissenschaftlichen Leben der in der Woiwodenschaft tätigen ungarischen For­scher eine Lücke, die man sicher noch lange spüren wird. Am Ende unseres Überblickes über die Völkerwan­derungszeitforschung in den 90er Jahren im Gebiet Klein­jugoslawiens muß man auf eine partielle und eine voll­kommene Lücke aufmerksam machen. Einerseits wiesen wir in der vorliegenden Arbeit auf Kosowo bis dahin noch gar nicht hin. Das kann eben darum merkwürdig scheinen, da Slobodan Milosevic den serbischen Nationalismus 1986 und 1987 eben dadurch erwecken konnte, daß er sich der vermeinten oder echten Unrechte der Serben von Kosowo 413

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