Hadak Útján. A népvándorlás kor fiatal kutatóinak konferenciája (Szeged, 2000)

Takács Miklós: Népvándorláskor-kutatások Kis-Jugoszláviában, az 1990-es években

TAKÁCS Miklós che auch im Hintergrund der Entstehung der Argumen­tierung steckte. Sie lebten nämlich in orthodoxen Monas- terien, die nach dem Aufhören der Türkenherrschaft Ende des 17. Jahrhunderts durch die Gefahr der Liquidierung bedroht waren. Der Grund war, daß die Stiftung ihres Or­denhauses oder die Gutsschenkungen mit Urkunden der ungarischen Behörden nicht bestätigt werden konnten. Die Bewohner der Monasterien versuchten sich selbst zu helfen: Sie beriefen sich auf uralte, der ungarischen Landnahme vorangehende Umstände. Die Theorie über das einheimi­sche Wesen tauchte auch später in den Zeitpunkten auf, wenn die auf dem südlichen Teil des Karpatenbeckens gelebten Serben am Scheideweg standen. Demnach wurde die neue Zusammenfassung dieser Theorie 1849 in Wien (!) von einem serbischen Rechtsanwalt von Zombor (serbisch: Sombor) veröffentlicht (STOJACkoviC’ 1849). Er beabsich­tigte nicht, die rechtliche Lage der einzelnen Monasterien zu bekräftigen, sondern er wollte die von den gegen die un­garische Revolution auftretenden Serben gewünschte ser­bische Woiwodenschaft historisch begründen. Im Laufe der Friedensverhandlungen in der Umgebung von Paris wurde die Theorie über das einheimische Wesen auch auf mehre­ren westeuropäischen Sprachen bekanntgemacht (RADO- NITCH 1919). Dadurch wollte man die Annexion der Batsch- ka und des Banats, in denen eine gemischte Bevölkerung wohnte, bestätigen. Schließlich erschien eine wiederholte Neuverfassung nach dem II. Weltkrieg, im Jahre 1953 (VE- SELINOVIÓ 1953), also derzeit, als Jugoslawien wegen des Tito-Stalin-Konfliktes durch die Gefahr eines Krieges oder der sowjetischen Okkupation bedroht war. Das Auftauchen der Lehre über das einheimische Wesen kann also Ende des 20. Jahrunderts auch als eine Zeiterscheinung betrachtet werden. Das ist auch nicht überraschend, daß das archäo­logische Fundmaterial, genauer die eigenartig falsche In­terpretierung dieser Funde als Unterstützung immer mehr in den Vordergrund tritt. Rajkó Veselinovic wollte bereits ja im Jahre 1953 die sog. Altserben auf die Weise nachweisen, daß er die handgeformten Exemplare von den sarmatischen Funden herausnahm und diese als slawische Funde be­trachtete. In den 90er Jahren konnten keine neuen Argu­mente für die Theorie vorgebracht werden, deren Zweck die Umdeutung der sarmatischen Funde war. Die Neuigkeit besteht nur darin, daß neue Fundorte bevorzugt wurden, z. B. eine in der Gemarkung von Horgos (serbisch: Horgoä) freigelegte sarmatische Siedlung (JANKOVIC, D. 1977a). Im Sinne der Beweisführung von D. Jankovic existierte ein slawisches Dorf einige hundert m weit von der ungarischen Trianongrenze entfernt schon Anfang der Völkerwande­rungszeit. Die sich hinter dieser Argumentierung verschan­zende aktualpolitische Tendenz ist vielleicht nicht nur fűi­den Verfasser dieser Arbeit offensichtlich. Für das der Landschaft Woiwodenschaft angehörende Südbanat interessiert sich auch Stanko Trifunovic, der wich­tigste und zugleich einzige entschiedene Anhänger von D. Jankovic. Bei der Bewertung seiner Diplomarbeit über die völkerwanderungszeitlichen Funde aus der Gegend des süd- banatischen Alibunár (serbisch: Alibunár) (TRIFUNOVIC 1990) muß man zwei Gesichtspunkte berücksichtigen. Tat­sache ist einerseits, daß er am südlichen Rand der sog. Delibläti-Sandsteppe als Erster systematische Geländebe­gehungen machte und die Ergebnisse dieser Arbeit in einer ausführlichen und verhältnismäßig gut illustrierten Pub­likation zu lesen sind. Demzufolge kann die völker- wanderungs- und arpadenzeitliche Siedlungsgeschichte des südlichen Randes des untersuchten Areals schon seit der Veröffentlichung des behandelten Artikels ganz genau re­konstruiert werden. Andererseits folgt aber eine Analyse recht streitigen Wertes der Materialvorlage, da sich S. Tri­funovic -— als ein begeisterter Anhänger der Theorie des einheimischen Wesens — ausschließlich Slawen als die völkerwanderungszeitlichen Bewohner des von ihm ana­lysierten Areals vorstellen konnte. Gegen diese Ansicht ist es nicht schwer, Argumente vorzubringen. Die skizzierte Meinung steht nämlich zu allen, die Chronologie und den ethnischen Hintergrund des archäologischen Fundmaterials als die Widerspiegelung von Völkerbewegungen betrachten­den Analysen der völkerwanderungszeitlichen Archäologie des Karpatenbeckens im Gegensatz. Infolge seiner Einge­nommenheit bezweckte aber S. Trifunovic die Überprüfung dieser Ergebnisse: Als Axiome behandelt er einerseits eine slawische Mehrheitsbevölkerung in allen Perioden der Völ­kerwanderungszeit und andererseits die zweifellos veraltete Annäherung des Nomadismus. Die Postulate der Theorie über das einheimische Wesen wurden von S. Trifunovic 1996 und 1997 mit einem programmatischen Zweck zwei­mal zusammengefaßt (TRIFUNOVIC 1996; TRIFUNOVIC 1997). Diese Schriften sind aber — trotz der publizierten Gefäß­bruchstücke — in erster Linie schon als Zeitdokumente zu behandeln. Sie werden einmal zur Veranschaulichung der Fehlgriffe geeignet sein, die der nationalistischen Engstir­nigkeit und Ausschließlichkeit der Miloäevic-Ära entsprie­ßen. Der auf der angeblichen antiserbischen Grundstellung fußende Wahnglaube der bewußten Fälschung wurde be­sonders in den für das heimische Publikum veröffentlichten beiden Varianten betont (TRIFUNOVIC 1996; TRIFUNOVIC 1996a). Einer dieser Artikel erschien bezeichnenderweise in einer Wochenzeitung, in der Anfang der 90er Jahre S. Miloäevic wegen der inkonsequenten Ausführung des sog. serbischen nationalen Programmes mehrmals kritisiert wur­de. (Zuerst wies P. Ricz darauf hin, daß die in den zitierten Arbeiten verfaßte antiserbische Fälschungstheorie grund­legend falsch ist (RICZ 1996a, 6)). Bei den an der Konferenz für slawische Archäologie von Nowgorod besprochenen Siedlungen kann die Möglichkeit einer falschen Datierung aber mit Recht aufgeworfen werden, auch noch in dem Falle, wenn die Bewertung der in der Größe einer Brief­marke gemachten Gefäßzeichnungen sehr schwer ist. Unter den Funden der in der Gemarkung von Küllőd (oder Kollut, serbisch: Kolut, deutsch: Kolluth), also in der Nordbatschka freigelegten Siedlung gab es nämlich einen Tonkessel (TRI- FUNOVIÓ 1997, Abb. 2), der nicht in das 5. bzw. 6. Jahr­hundert, sondern in das 8. bzw. 9. Jahrhundert datierbar ist. Nach der Besprechung der fachliterarischen Tätigkeit von D. Jankovic und S. Trifunovic müssen wir darauf betont hinweisen, daß die These der Einwanderung der Slawen bzw. Altserben im 3. bzw. 4. Jahrhundert in das Karpaten­becken in der serbischen Völkerwanderungszeitforschung nicht alleinherrschend wurde, sogar auch noch nicht die Ansicht der Mehrheit. Sehr wichtig ist, daß die behandelten Analysen keinesfalls die vollkommene serbische Völker­wanderungszeitforschung vertreten: Mehrere Forscher konnten von der Atmosphäre der nationalistischen Ver­hetzung unabhängig bleiben. Die serbischen Forscher, die die Ideologie der nationalistischen Verhetzung der Miloäe­412

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