Hadak Útján. A népvándorlás kor fiatal kutatóinak konferenciája (Szeged, 2000)
Bende Lívia: Fülkesírok a pitvarosi avar kori temetőben. Adatok a fülkés és lószerszámos temetkezések kronológiájához
BENDE Lívia STOLLENGRÄBER IM AWARENZEITLICHEN GRÄBERFELD VON PITVAROS. ANGABEN ZUR CHRONOLOGIE DER STOLLENGRÄBER UND BESTATTUNGEN MIT PFERDEGESCHIRR Lívia BENDE In südöstlicher Richtung 1,5 km weit von Pitvaros (Komitat Csongrád) entfernt begann man 1993 einen Speicherweiher zu errichten, dessen Größe etwa 35 ha betrug. Am westlichen Ufer des natürlichen Teiches (einst Flußbett) kamen die Gräber des spätawarenzeitlichen Gräberfeldes beim Abtragen der Humusschicht auf dem Hügelzug und bei den Bauarbeiten des Dammes vor. Auf dem etwa 5000 m2 großen freigelegten Gebiet erschlossen wir 225 Gräber im Herbst 1993, im Jahre 1994 und 1996, als im Laufe der Nacharbeiten ein Sickergraben längs der äußeren Seite des Dammes errichtet wurde (Abb. 1) (BENDE 1998, 195; RégFüz 47 (1996) 54; RégFüz 48 (1997) 70). Wir konnten die nördliche, südliche und östliche Grenze des Gräberfeldes bestimmen. (In Osten war ein Wasserlauf die natürliche Grenze.) Wir nahmen an, daß sich die Grabreihen in westlicher Richtung auch außerhalb des Baugeländes fortsetzen. (Im Sickergraben kamen noch Gräber zum Vorschein, dazu lieferten aber die geophysischen Vermessungen keine sicheren Beweise. Es wäre übertrieben, das Gräberfeld für vollkommen freigelegt zu halten, soviel ist aber zu sagen, daß höchstens 15-20% des ganzen Gräberfeldes nicht freigelegt werden konnte.) Das Stollengrab 51 wurde schon publiziert (bende 1998), diesmal werden weitere sechs Stollengräber behandelt und zusammen ausgewertet. DIE KENNZEICHEN DER IM GRÄBERFELD FREIGELEGTEN STOLLENGRÄBER Im awarenzeitlichen Gräberfeld von Pitvaros erschlossen wir sieben Stollengräber. Davon lagen vier am nördlichen und drei am südlichen Rand des Gräberfeldes, ca. in der gleichen Linie, aber nicht nebeneinander. Im wesentlichen umranden die Stollengräber sowohl in Norden als auch in Süden längelang das Gräberfeld (Abb. 1). Für die Ausbildung der in der nördlichen Reihe gefundenen Stollengräber (Grab 72, 124, 125, 199) sind die sich im allgemeinen trapezartig öffnenden, kurzen Schächte kennzeichnend. Der Stollen ging in jedem Fall vom letzten Drittel des Schachtes nach unten aus, in einigen Fällen treppenartig. Da war die Auffüllung immer dunkel, mit organischem Material gesättigt. In einem Grab entdeckten wir eine Aushöhlung vor dem Mund des Stollens. Die Sohle des Stollens war muldenförmig (Abb. 3; Abb. 4. 1-2; Abb. 5. 3; Abb. 6. 1-4; Abb. 7. 3; Abb. 13. 3; Abb. 14. 1-2). Die Toten wurden hier in Einbaumsärgen bestattet, oder vor der Beisetzung in einen organischen Stoff eingehüllt. In drei Gräbern (72, 125, 199) wurden Männer im Maturus-Alter begraben, bzw. im Grab 124 (unmittelbar neben dem Grab 125) lag ein 12-14jähriges Kind, das aufgrund seiner Beigaben beurteilt ein Junge gewesen sein könnte. Alle Gräber waren NNW-SSO-orientiert. Betrachtet man die anderen Elemente der Bestattungssitten, ist es auffallend, daß keine partiell oder im Ganzen begrabenen Opfertiere vorkamen. Die Schächte sind also leer. Es gibt aber auf Speisebeigaben hinweisende Spuren, also Kreuzbeine und Schwanzknochen von Schafen am Ellbogen (Grab 199) und Kopf (Grab 125), ferner ein Gefäß — ursprünglich — ebenfalls da (Grab 125). Die Grabform der drei Gräber in der südlichen Reihe (Grab 51, 147, 205) weicht gewissermaßen von den oben erwähnten ab. Der Schacht ist von länglicher Rechteckform, der Stollen geht von der südöstlichen, kurzen Seite des Schachtes aus. Der Schacht wurde wahrscheinlich nicht mit einer Tierhaut, sondern mit einer Holzplatte abgeschlossen, darauf weisen nämlich die Aushöhlungen vor dem Mund des Stollens hin. Auch im Inneren des Stollens gibt es Aushöhlungen, die zur Niederlassung des Sarges gedient haben könnten. Der Form des mit Beinen versehenen gezimmerten Brettsarg (Grab 51, 205) entsprechend ist auch der Stollen selbst etwas länger, als man das in der nördlichen Reihe beobachten konnte (Abb. 9. 6; Abb. 10. 1-2; Abb. 14. 3^1; Abb. 15) (BENDE 1998, Abb. 2-3). In jedem Fall wurden Männer im Maturus-Alter in diesen Gräbern begraben. Diese Bestattungen waren einheitlich 320-140° nach NW-SO orientiert, die Abweichung von den Gräbern der nördlichen Reihe nach Westen beträgt also 8-23°. Es ist zu erwähnen, daß die Opfertiere im Schacht wieder auftauchten, in zwei Gräbern je ein ganzes Pferd, in einem Grab ein partiell begrabenes Schaf, und es gab keine Spuren von Opferbeigaben. In vier von den behandelten sieben Gräbern lagen Männer mit ihrem beschlagverzierten Gürtel. Während wir in der nördlichen Reihe eine Gürtelgarnitur fanden, kamen Gürtelgarnituren in allen Gräbern der südlichen Reihe vor. Die im Grab 72 vorgekommene, mit Silber und Messing tauschierte Gürtelgarnitur (Abb. 2) kann in den Horizont 3 nach der Klassifizierung von Max Martin eingereiht werden und innerhalb deren gehört sie zu den aus vielen Stücken bestehenden/mehrteiligen Gürteln. Dieser Typ ist in die späte Merowingerzeit, von 650 bis 670/80 datierbar (MARTIN 1996, 64). Unser Fund steht also mit den oberbayrischen und ostalemannischen Gürteln in Verwandtschaft, so ist es wahrscheinlich, daß er von diesen Gebieten importiert wurde. Nimmt man das Alter des im Grab 72 bestatteten Mannes in Betracht, konnte die Gürtelgarnitur im letzten Drittel 258