Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)

SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010

Byzantinische Fundmiinzen in der Awarenforschung zeit zwei münzdatierte Fundobjekte, das Ohrge­hänge und den tordierten Halsreifen von Petrovci, gibt (GARAM 1992, 163). Da auch in den Münzgräbern die Perlen die vielfältigsten Typenkombinationen liefern, kam Adrién Pásztor, eine Spezialistin für awarenzeit­liche Perlen, zunächst auf die Idee, die Prägezeit der Grabfundmünzen mit den Zeitansätzen zu ver­gleichen, die sich in dem von ihr soeben erar­beiteten Chronologiesystem für früh- und mittel­awarenzeitliche Perlentypen ergaben. Unter den 15 Münzgräbern mit Perlen konnte sie in der Tat zwei Bestattungen ausfindig machen, in denen solche Perlen bzw. Kombinationen von Perlen vorkamen, die definitiv später als die Prägezeit der Münzen verbreitet waren. Wie es die Reihenfolge der Münzgräber nach der Seriation der Perlentypen zeigt, dürften das Grab 7 von Tác-Gorsium mit einer Falschmünze des Tiberius II. (578-582/83) und das Grab 30 von Deszk G mit einem Abdruck eines Imitativsolidus des Focas (603-610) erst viel später angelegt worden sein, als dies bis jetzt aufgrund der Prägezeit der Vorlagen angenommen wurde. Die übrigen Münzgräber, wobei die mit nur einer einzigen Perle von der Seriation eigentlich zu streichen wären, sind jedoch den Prägezeiten entsprechend gereiht (PÁSZTOR 1995). Der Gedanke, durch die Prägezeit von Grab­fundmünzen die Sequenzdaten, d.h. die relative Reihenfolge der Bestattungen zu kontrollieren, war im Übrigen nicht neu. In der Awarenforschung wurde diese Methode bereits in der Mitte der 1980er Jahre von Peter Stadler angewandt. Durch sie ließ der Entwickler des Softwarepaketes SE­RION die sich für die awarischen Gürtelgarnituren ergebenden Seriationsresultate absolutchronolo­gisch einbinden, d.h. die Sequenzkurven kalibrie­ren. Weil jedoch die Anzahl der Münzgräber im Vergleich zur Anzahl der „seriationstauglichen" awarenzeitlichen Bestattungen zu gering ist und sie aus der Spätawarenzeit gänzlich fehlen, verwendet Stadler zu diesem Zweck nunmehr die mittlerweile auch aus der Awarenzeit in größerer Anzahl vor­liegenden l 4C-Daten. Um die oft umstrittene Qua­lität und Richtigkeit der 1 4C-Messungen zu kon­trollieren, ließ er auch Proben aus einigen Münzgräbern bestimmen. Dabei stellte sich heraus, dass die jeweiligen Prägezeiten immer innerhalb der durch die 1 4C-Datierungen ermittelten Zeitbe­reiche lagen (STADLER 2005, 108-128). Und wie es das Beispiel des unlängst freigelegten Münzgrabes von Hajdúnánás zeigt, ist es durch die Prägezeit gegebenenfalls möglich, die für die Grablegung mittels l 4C-Datierung erhaltenen, oft zu langen Zeitspannen auf 10-20 Jahre zu reduzieren (RÁCZ­SZENTHE 2009, 329). Die jüngsten Ergebnisse in der Erforschung der Quellengruppe sind die Erweiterung des Münzbe­standes durch alte, einst im Ungarischen National­museum dokumentierte, seitdem verschollene und durch die neuesten, bis zum Jahre 2007 erfassten Fundmünzen, unter denen die meisten Grabfund­münzen sind (PROHÁSZKA 2004; PROHÁSZKA 2007, 90-91; SOMOGYI 2009, 268-295). Die kritische Neu­bearbeitung der wenigen Einzelfundmünzen des 8. Jahrhunderts und die Neubewertung der vojvo­dinisch-sirmiensischen Dinarfunde liegen mittler­weile ebenfalls vor (SOMOGYI 2009, 254-267). Es war bereits davon die Rede, dass nach dem Zerfall der Habsburgermonarchie nur der zentrale Teil des awarischen Siedlungsraums als direktes Sammel- und Forschungsgebiet der ungarischen Awarenforschung erhalten blieb. Die awarenzeit­lichen Denkmäler, darunter auch die byzantini­schen Fundmünzen, wurden seitdem nicht nur in Ungarn, sondern auch in seinen Nachbarländern erforscht, wobei das Interesse und die Motive von Land zu Land anders waren und sind. Auch darauf einzugehen, wie sich die Erforschung der Quel­lengruppe außerhalb Ungarns entwickelte, war im Rahmen dieser Forschungsgeschichte leider nicht mehr möglich. x x Stattdessen möchte ich hier auf den im Jahre 2009 erschienenen Tagungsband „By­zantine Coins in Central Europe between the 5th and 10th Century" hinweisen, worin u.a. auch die Ergebnisse vorgelegt sind, die in letzter Zeit in der Erforschung der byzantinischen Fundmünzen des 6.-7. Jahrhunderts in Österreich, Polen, Rumänien, der Slowakei, Süddeutschland und Tschechien erzielt wurden (DRAUSCHKE 2009; GÄNDILÄ 2009; HUNKA 2009; MILITKY 2009; OBERLÁNDER-TÁR­NOVEANU 2009; WINTER 2009; WOLOSZYN 2009). So­88 Einen kurzen Überblick mit Hinweis auf die wichtigsten Arbeiten aus Österreich, Rumänien, dem ehemaligen Jugoslawien und der Slowakei bieten SOMOGYI 1997. 19-21; SOMOGYI 2009a. 231-233. 240. 247. Anm. 11. Die meisten der in diesen Ländern bis jetzt erfassten und veröffentlichten Fundmiinzen sind Einzelfunde. Aus geschlossenem Fundverband stammen nur die Silbermünzen des Constans II. und des Constantinus IV. von Zemiansky Vrbovok (Sa-88) und die Grabfundmünzen von Aradac-Mecka. Sänpetru German. Spälnaca und Stejanovci (Sa-1, Sa-65, Sa-66 und Sa-68). 217

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