Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)

SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010

SOMOGYI Péter von István Bóna diesmal als „Nachahmungsoboli" bezeichneten Münzersätze, waren zur damaligen Zeit bereits „aus 27 Gräbern von 16 Fundstellen bekannt. " (BONA 1993, 531-536, 537). Während die Betrachtung und Beurteilung der Imitativprägungen heute schon eine andere, we­sentlich komplexere ist, hat mich gerade der Ge­dankengang des István Bóna dazu angeregt, mich mit dem Thema auseinanderzusetzen (SOMOGYI 1995; SOMOGYI 1997, 122-134). Seine Erkenntnis darüber, dass der awarenzeitliche Münzbestand aus zwei Teilmengen besteht, die sowohl chronolo­gisch als auch historisch gut zu trennen sind, ließ sich durch die letztendlich von mir durchgeführten kritischen Bearbeitungen der bis 2007 zutage ge­kommenen awarenzeitlichen Fundmünzen ein­wandfrei nachweisen (SOMOGYI 1997; SOMOGYI 2009). Wie die Münzen des Constans II. und des Constantinus IV. ins Awarenland kamen, diese Frage wird immer noch diskutiert (SOMOGYI 1997, 111-112, Anm. 6, 119-120, 127-131; BÁLINT 2004, 37-40, 47-53; SOMOGYI 2005, 209-214; SOMOGYI 2008, 125-135; SOMOGYI 2008a, 373-379). Während die kleinen Goldplättchen zweifelsohne Obolusersätze waren, dürften hinter der Fertigung der Imitativprägungen, zumal sie nur aufgrund ihrer Machart, Qualität und Provenienz schon drei Gruppen bilden, auch andere Gründe gestanden haben. WENN DER DAMM BRICHT Seit dem Anfang der 1980er Jahre rückte die Quel­lengruppe immer mehr ins Blickfeld der Awaren­forschung. Eine Entwicklung, die nicht zuletzt auf die Münzstudien des István Bóna zurückzuführen ist. Zumal aus dem Ergebnis seiner kritischen Ma­terialaufnahme nur einige wenige konkrete Münz­bestimmungen vorlagen und seine dabei gewon­nenen Erkenntnisse nur summarisch, ohne nach­prüfbare Belege dargestellt wurden, musste die Awarenforschung immer noch auf die Münzka­taloge des Dezső Csallány und des Lajos Huszár zurückgreifen. Unter solchen Umständen ist es gut verständlich, wenn die an der Quellengruppe inte­ressierten Forscher zur Selbsthilfe griffen. Einige versuchten, die Quellenbasis durch eigene Mate­rialaufnahme zu ergänzen, wobei auf die genaue Prägezeitbestimmung anfänglich noch wenig Wert gelegt wurde. Andere wiederum ließen die genaue Prägezeit der Fundmünzen, die für die von ihnen behandelten Themen relevant oder von ihnen selbst freigelegt waren, von Numismatiken! bestimmen. Aber auch die Motive, aus welchen heraus die einzelnen Forscher die byzantinischen Fundmün­zen für sich entdeckten, waren vielfältig. Während sich die meisten aus verständlichen Gründen für die Münzdatierung, den „Datierungswert" einzel­ner Grabfundmünzen interessierten, wurde die Quellengruppe auch zur Erörterung historisch-ar­chäologischer Detailfragen immer öfter herange­zogen. István Erdélyi befasste sich noch in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre mit den awarischen Imita­tivprägungen, aber die Ergebnisse seiner Untersu­chungen wurden erst in den frühen 1980er Jahren vorgelegt. Im Gegensatz zu den zwei früheren Wortmeldungen wird in seinen Aufsätzen die Quellengruppe nicht mehr per se betrachtet, son­dern in einem breiten Kontext besprochen (ERDÉ­LYI 1982, 59-62, Anlage 45; ERDÉLYI 1984). Eingangs sind die damaligen Vorstellungen über den durch die byzantinischen Tributzahlungen bedingten awarenzeitlichen Münzumlauf zusammengefasst. Erdélyis Beitrag dazu ist eine Karte, die die Ver­breitung der Imperial- und Imitativprägungen im awarischen Siedlungsraum zeigt, und eine Grafik, auf der die Anzahl der Fundmünzen je Münzhen und der historisch belegte Verlauf der Tribut­zahlungen dargestellt sind. Dadurch jedoch, dass Erdélyi die Angaben zu den von ihm aufgelisteten Fundmünzen aus der älteren Literatur ohne Kritik und ohne Konektur übernahm, ist die Aussagekraft dieser zweifelsohne richtungsweisenden Ansätze eher beschränkt (Dazu s. SOMOGYI 1997, 7, Anm. 2; SOMOGYI 2005, 196, Anm. 27; SOMOGYI 2008, 95, Anm. 37; SOMOGYI 2008a, 355, Anm. 49). Im zweiten Teil seiner Arbeit zeigt Erdélyi auf, dass die Münz­imitationen bei weitem nicht nur im Awarenland und nicht nur in der Awarenzeit verbreitet waren. Während er die Münzimitationen aus anderen europäischen Regionen nur am Rande erwähnt, befasst er sich mit denen aus Zentralasien und dem Kaukasus sehr ausführlich. Durch diese, von seiner Ausbildung, von seinem Forschungsinteresse und Forschungsmöglichkeiten bedingte Schwerpunkt­verlagerung verleitet, kommt dann Erdélyi zu dem Schluss, dass die awarischen Imitativprägungen 212

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