Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)

SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010

SOMOGYI Péter großen Awarenfunde des 19. Jahrhunderts. Es ver­steht sich, dass hier auch die bislang unscharf bzw. ungenau bestimmten, jedoch zu Datierungsfragen immer wieder herangezogenen Grabfundmünzen von Kunágota, Szentendre, Ozora-Tótipuszta und Jutas ausführlich behandelt sind, wobei Bóna ihre Prägeklassen und Prägezeiten nach dem DOC ge­nau anführt. N Erst jetzt hat die Awarenforschung erfahren können, dass die Goldmünze von Kun­ágota ein leichtgewichtiger Solidus zu 20 Siliquae ist, und hier findet sich die ausführliche Begrün­dung dafür, warum der Tremissis von Szentendre nur eine Prägung des Iustinus II. sein kann. Im Zusammenhang mit dem gewichtsreduzierten Soli­dus von Kunágota lässt István Bóna auch wissen, dass er die Gründe für die Ausprägung und Ver­breitung dieser „durch nur für die Eingeweihten bekannte Zeichen markierten , offiziellen Falsch­münzen" in den Tributzahlungen ,,an die nörd­lichen Nachbarn" sieht. 7 9 Dabei handelt es sich um eine eigene und unabhängige Meinungsbildung, die ohne Kenntnisnahme der Arbeiten des Friedrich Stefan und des Howard L. Adelson, nur aufgrund der Zusammensetzung des awarenzeit­lichen Münzvorrats, entstanden sein dürfte. In der ausführlichen Besprechung der Münzer­sätze von Dunapentele geht Bóna erneut auf diese Quellengruppe ein, deren Anzahl mittlerweile auf 25 Stücke gewachsen ist. Die aus dünnem Gold­blech ausgeschnittenen runden Plättchen sind in den meisten Fällen unverziert, auf den wenigen verzierten Stücken sind die Abdrücke römischer Bronzemünzen zu erkennen (BÓNA 1983, 124-125, 134). Während die Münzabdrücke in der Tat zu den Münzimitationen gehören, ist diese Bezeichnung für die unverzierten Plättchen, die zwar zweifel­sohne Goldmünzen nachbilden, jedoch auf keine konkreten Vorlagen schließen lassen, verwirrend, weil man darunter in der Regel Münznachbil­dungen mit erkennbaren oder nachvollziehbaren Münzbildern versteht. Die von István Bóna auch noch verwendeten Synonyme „Blankstück", „Blechmünze" sind schon besser. Wegen ihrer ein­deutigen Münzlichkeit, und weil sie ausschließlich als Graboboli, nach der Formulierung des István Bóna als „Obolusersätze" mit in die Gräber kamen, sind sie eigentlich Münzersätze, die vermutlich nur für Begräbnisse gefertigt worden sind. In seiner Awarengeschichte aus dem Jahre 1984 ging Bóna ausführlich auf die Tributzahlungen ein. Ihren Verlauf versucht er anhand historischer Be­lege auch in Stückzahlen auszudrücken. Dabei wird der geschätzte Anteil der leichtgewichtigen Solidi ebenfalls berücksichtigt, deren massive Ver­breitung im awarenzeitlichen Münzvorrat in den 1980er Jahren nur István Bóna bekannt war (BÓNA 1984a, 313-315,324). Zusammenfassend stellte er fest, dass die Zusammensetzung des Münzvorrates von einem kontinuierlichen Zustrom byzantinischer Gold-, Silber- und Kupfennünzen zeugt und dass sie den Änderungen des byzantinischen Münzver­kehrs überraschenderweise gut folgt. Aufgrund dieser heute schon überholten Erkenntnis ist es dann kein Wunder, wenn Bóna, trotz der von ihm immer wieder betonten endgültigen Einstellung der Tributzahlungen im Jahre 626, weiterhin mit einem kontinuierlichen, jedoch immer schwächer gewor­denen Zustrom byzantinischer Goldmünzen rech­net, der erst nach 670 endgültig versiegte. In die­sem allmählichen Versiegen des Münzzuflusses und in der Sitte der Obolusbeigabe sieht er die Gründe dafür, warum sich im zweiten Drittel des 7. Jahrhunderts die Münzimitationen und anschlie­ßend, im letzten Drittel des Jahrhunderts, die Münz­ersätze verbreiteten. Aber auch die Aussage, wo­nach es in Europa keine andere Region gibt, in der aus dem Zeitraum 567-670 mehr byzantinische Münzen bekannt waren, ist insofern zu relativieren, als dass sie nur bezüglich der Anzahl der Fund­stellen zutrifft (BÓNA 1984a, 332). Bei dem zweifellos interessanten, aber aus Sicht der Methodologie eher umstrittenen Versuch, die frühmittelalterliche Siedlungs- und Ereignisge­schichte Siebenbürgens mittels archäologischer und numismatischer Funde zu rekonstruieren, hat sich István Bóna vor allem bei der Darstellung der Awarenzeit auf die von ihm aufgenommenen by­zantinischen Fundmünzen sehr gut stützen können. Der Ablauf der Tributzahlungen ist diesmal nur durch die Verbreitung der Fundmünzen von Iusti­nianus I. (Kunágota) über Iustinus II., Mauritius Tiberius und Focas bis zum Heraclius dargelegt. Der altgewohnten Praxis entsprechend sind die 78 BÓNA 1983. 97 (Kunágota), 103 (Szentendre), 114 (Ozora-Tótipuszta) und 133 (Jutas). 79 BÓNA 1983. 97 - „ Az érem 3,80 g súlyú un. könnyű solidus (20 siliqua), amelyet a 4,45 g-os átlagsúlyú igazi solidi mintájára és méretében az északi barbárok számára vertek. Ezt az állami hamisítást I. Iustinianus idejében eleinte csak a hátlapon jelzi egy csillag a beavatottak számára, később megkülönböztető betűjegyeket alkalmaztak. " 210

Next

/
Thumbnails
Contents