Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)

SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010

SOMOGYI Péter Obwohl die von ihr mehrmals angesprochenen Palmenzweige eindeutig belegen, dass die Vorla­gen dieser Imitativprägungen die Miliarenses des Constans II. waren, kommt Sey auf diese triviale Erkenntnis nicht. Stattdessen widmet sie sich der ausführlichen Analyse der ersten Imitativprägung von Kiskőrös (Sa-35/1). Dabei bemerkt sie, dass ihre Vorlage, im Gegensatz zu der Bestimmung des Elemér Jónás, kein Heraclius-Solidus gewesen sein konnte, weil an der von Jónás dazu zitierten Stelle des BMC Kupfermünzen des Mauritius Tiberius abgebildet sind. Weil Sey den offensichtlichen Fehlhinweis des Jónás für bare Münze nimmt, zieht sie die völlig verfehlte Schlussfolgerung, dass der Revers dieser Münzen als Vorlage der ersten Imitativprägung von Kiskőrös und der mit ihr prä­gestockgleichen Imitativprägung aus der Umge­bung von Szeged (Sa-69) gedient hätte. Sie geht aber noch viel weiter, da sie wegen der zwei unles­baren Zeichen, die sich auf dem Revers unterhalb der Palmenzweige befinden, sogar die während der ersten Regierungszeit geprägten Solidi des Iusti­nianus II. (685-695) ins Spiel bringt. Aus diesem Grund wurden diese zwei Imitativprägungen in einer eigenen Gruppe zusammengefasst, um sie von der Imitativprägung von Endröd und von zwei ebenfalls im Münzkabinett verwahrten ähnlichen Stücken zu unterscheiden, deren Vorlagen aus­schließlich nur Solidi und Silbermünzen des Con­stans II. waren (SEY 1978, 50-51). Es versteht sich, dass unter solchen Umständen die Kernfrage, wa­rum in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts aus­gerechnet Miliarenses im Awarenland verbreitet waren (Zemiansky Vrbovok) und in größerer Anzahl auch nachgeprägt wurden (Stücke mit iden­tem Avers- und Reversstempel), sich gar nicht stel­len konnte. Im Hinblick auf die jüngsten archäologischen Forschungsergebnisse sieht die Autorin in der Fer­tigung der Imitativprägungen keinen Hinweis auf die von Jónás eingebrachte und später von Gyula László aufgegriffene Idee der Anfänge einer eige­nen awarischen Münzprägung. 7 4 Ihr zufolge dürf­ten die Imitativprägungen keine Geldfunktion ge­habt haben und fanden nur im Totenkult als Graboboli ihre Anwendung (SEY 1978, 51). Unter den jüngsten archäologischen For­schungsergebnissen dürfte Katalin Sey die Arbei­ten der Éva Garam, der Awarenspezialistin des Un­garischen Nationalmuseums, gemeint haben, die sich zu dieser Zeit mit den kleinen runden, münz­ähnlichen Goldplättchen auseinandersetzte, die in Gräbern des Kreises Tótipuszta-Igar-Dunapentele belegt sind. Aufgrund der von ihr aufgenommenen 16 Fälle konnte sie die zuerst von István Bona festgehaltene Beobachtung, wonach die kleinen Goldplättchen als Graboboli die im letzten Drittel des 7. Jahrhunderts nicht mehr vorhandenen by­zantinischen Goldmünzen ersetzten, bestätigen und ihre Verbreitung auf die Mittelawarenzeit, längs­tens bis zur Anfangsphase der Spätawarenzeit, ein­schränken. Sie resümiert, dass neben den wenigen Solidi des Constans II. und des Constantinus IV. bzw. neben ihren lokalen Imitativprägungen die kleinen Goldplättchen chronologisch ebenfalls re­levant seien und die durch sie ausgeübte Sitte der Obolusbeigabe ein spezifisches Element des mit­telawarenzeitlichen Totenkultes darstelle (der Fundkreis der Graboboli) ( GARAM 1978,207-215). Aus dem bemerkenswerten Aufsatz der Éva Garam möchte ich hier nur noch drei kleine Details herausgreifen. Obwohl die meisten kleinen Gold­plättchen in der Tat als Oboli mit in die Gräber gelegt wurden, ist die für sie zuerst von István Bona vorgeschlagene Bezeichnung „Graboboli" et­was irreführend, weil selbstverständlich nicht nur sie, sondern byzantinische Imperial- und Imitativ­prägungen, aber auch alte römische Bronzemün­zen, und nicht nur in der Mittelawarenzeit, als Grab­oboli verwendet worden waren. Wie es aus der Formulierung eindeutig hervorgeht, hat Éva Garam die von ihr zitierten Stellen, worin von „ Gold­münze des Konstans und des Konstantinos IV. (654-659)" die Rede ist, so verstanden, dass im Grab 24 von Szeged-Makkoserdő zwei Münzen, eine des Constans II. und eine des Constantinus IV. gefunden worden wären. Es versteht sich, dass die Erwähnung dieses kleinen Mißverständnisses keine Kritik an der verdienten Forscherin sein will. Er­wähnt habe ich es nur aus dem Grund, weil es ein gutes Beispiel dafür ist, was für vage Kenntnisse die Awarenforschung über diese Quellengruppe ge­gen Ende der 1970er Jahre immer noch hatte. Es war jedoch auch symptomatisch, dass an der Uni­versität Budapest in dem etwa in jenen Jahren ein­geführten numismatischen Seminar für Teilnehmer 74 LÁSZLÓ 1970, im Erklärungstext zur Abb. 88 mit dem Avers der Imitativsolidi des Heraclius unbekannten Fundorts (Sa-95) und von Harkány (Sa-28): „Jónás Elemér korán meghalt kitűnő numizmatánk vette észre, hogy hazánkban kísérlet történt a bizánci solidusok utánverésére, amit azzal magyarázhatunk, hogy megkísérelték az önálló éremverésre való áttérést. " 208

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