Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)
SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010
SOMOGYI Péter Provenienz zurückgeht, von denen er sowohl aus der Arbeit des Ugo Monneret de Villard als auch von Elemér Jónás erfahren haben konnte. Dabei dürfte er angenommen haben, dass sie alle samt Funde innerhalb des awarischen Siedlungsgebiets sind. Auch wenn sich seine Theorie mittlerweile völlig bestätigte, war es aus methodischer Sicht eindeutig verfehlt, sie in Ermangelung numismatischer Belege auf einer Annahme aufzubauen. Deshalb war die Kritik des Howard L. Adelson, der die von Dezső Csallány und Lajos Huszár edierten Angaben — und zwar mit gutem Recht — für bare Münze nahm, zur damaligen Zeit angebracht. Ferner hätte Stefan die leichtgewichtigen Solidi aus Mala Perescepino und Novye Senzary/Zacepilovka nicht mit Tributzahlungen an die Awaren verbinden dürfen, zumal die awarische Herkunft dieser Bestattungen immer schon auf schwachem Fuß stand. Er hätte aber auch die aus heutiger Sicht gar nicht abwegige Idee, wonach die leichtgewichtigen Solidi ihren Weg von den Awaren „zu den germanischen Stämmen in das Innere Deutschlands " fanden, ausführlicher ausarbeiten müssen. Wie dem auch sei, fest steht, dass Stefan bereits 1937, auch wenn nur intuitiv, den richtigen Weg einschlug, von dem jedoch wegen der damals als berechtigt erscheinenden Kritik des Howard L. Adelson die internationale Forschung lange Zeit abkam. 6 8 Auf wiederum einem anderen Blatt steht, dass die von dieser Entwicklung am meisten betroffene Awarenforschung davon keine Notiz nahm. Die ersten Hinweise darauf, dass die zahlreichen leichtgewichtigen Solidi ein Teil des an die Awaren bezahlten byzantinischen Tributs waren, finden sich in Arbeiten des István Bona aus den Jahren 1983/84 (BÓNA 1983, 97; BÓNA 1984a, 324), wobei seine Erkenntnis ausschließlich nur auf der von ihm mittlerweile vorgenommenen Neubearbeitung des awarenzeitlichen Münzbestands fußte. Auf einen Teil der einschlägigen internationalen Literatur nahm als Erster Csanád Bálint Bezug (BÁLINT 1985a, 211, Anm. 25). DIE ENTWICKLUNG DES MUNZBESTANDES AB 1955/56 UND DER AKTUELLE STAND Seit der Mitte der 1950er Jahre erweiterte sich der bislang erfasste byzantinische Münzbestand in erster Linie durch neue Grabfundmünzen, die immer wieder aus Gräberfeldern oder aus zufällig angeschnittenen Bestattungen der Awarenzeit zutage kamen. Leider blieben die meisten davon jahrzehntelang gänzlich unbekannt oder waren nur in Form von Kurzberichten zugänglich. Von dem 1955 freigelegten Münzgrab von Hajdúdorog mit einem leichtgewichtigen Solidus des Heraclius zu 20 Siliquae (Sa-27) aus der Prägeperiode 610-613 wurde zwar bereits im Jahre 1960 berichtet, wobei jedoch die Münze nur als ein ,,...Goldsolidus des byzantinischen Kaisers Herakleios (Mitte 7. Jh.)..." beschrieben war. Die vollständige Fundveröffentlichung ließ bis 1992 auf sich warten (CSALLÁNY 1960, 23; KRALOVÁNSZKY 1992). Zu den wenigen Ausnahmen gehört das im Jahre 1958 freigelegte und bereits 1960 veröffentlichte Grab von Sänpetru German/Németszentpéter, ebenfalls mit einem leichtgewichtigen Solidus des Heraclius zu 20 Siliquae (Sa-65, MIB 65, 616-625), von dem der Grabungsbericht auch ein Foto enthält. Seine Prägezeit wurde von der Numismatikerin Judita Winkler, in sichtbarer Anlehnung an den Datierungsansatz des Sándor Ferenczi, nach der Größe des Heraclius Constantinus um 620 bestimmt (DÖRNER I960, 425, Abb. 4, 5, Foto des Avers und Revers). Das zweite positive Beispiel ist das im Jahre 1989 freigelegte Grab 64 von Gyenesdiás, worüber im selben Jahr ein Vorbericht mit einem stark vergrößerten Foto der Münze, eines Solidus des Constans II. (Sa-26, MIB 26, 654-659), erschien (MÜLLER 1989, 147, Anm. 2, Abb. 13). Infolge dieser Entwicklung, die erfreulicherweise immer noch fortbesteht, sind derzeit mehr als 50 Münzgräber aus der Awarenzeit bekannt. Seit 1901, seit der Entdeckung der letzten Grabfundmünze der HampeFschen Epoche, hat sich ihre Anzahl beinahe verzehnfacht. Und mit Aus<55 SALAMON 1996. 99-103 mit einer Übersicht der früheren Erklärungsansätze, wobei der renommierte polnische Numismatiker die Ergebnisse der ungarischen Awarenforschung gänzlich übersah. Obwohl zu dieser Zeit bereits einige der in awarischen Gräbern gefundenen gewichtsreduzierten Solidi veröffentlicht waren, waren ihm aus dem awarischen Siedlungsraum immer noch nur die von Adelson 1957 vorgelegten gewichtsreduzierten Solidi bekannt (SALAMON 1996. 103. Anm. 29 und die Verbreitungskarte). Trotzdem kam auch er zu dem Schluss, dass der Zustrom der leichtgewichtigen Solidi ins Awarenland bis zur Einstellung der Tributzahlungen im Jahre 626 bedeutend gewesen sein musste (SALAMON 1996. 104-105). 204